Linux im Aufwind
Open Source im öffentlichen Sektor
Open-Source-Software ist billiger und kann wegen des offenen Quellcodes auf die jeweiligen Bedürfnisse angepasst werden. Daher gilt diese Software auch für den öffentlichen Sektor als die bessere Alternative zu geschlossenen Betriebssystemen.
8. April 2017, 21:58
Vor drei Jahren hat die Stadt München beschlossen, ihre EDV auf freie Software umzustellen, auch als Open-Source-Software bezeichnet. Mit der Einführung von "Limux", dem Linux-Betriebssystems von München, will die Stadt einerseits Lizenzgebühren sparen, vor allem aber nicht mehr von einem einzigen Software-Hersteller abhängig sein.
Das Projekt hat Signalwirkung für viele andere Städte und Behörden, noch dazu, wo der Betriebssystem-Monopolist Microsoft im Umland von München seine Europa-Zentrale hat. Ist die Verwendung von Software, die nicht von einer großen Firma, sondern von einer "Community" entwickelt wurde und wird, aber nicht ein gefährliches Experiment für eine Behörde? Nein, sagt jetzt auch die Stadt Wien, und sie hat gute Gründe dafür.
Der Quellcode
Freie Software bedeutet, dass der Benützer die Freiheit hat, den so genannten "Quellcode" lesen, verändern und die veränderte Version weitergeben zu können. Das ist nicht selbstverständlich, denn bei so genannter proprietärer Software - wie zum Beispiel Microsoft Windows - ist der Code, der sozusagen hinter der Benutzeroberfläche steckt, ein Betriebsgeheimnis.
Nur wenn der Quellcode offen einsehbar ist, kann ein Programm aber zum Beispiel auf die individuellen Bedürfnisse einer Behörde hin verändert werden. Die Möglichkeit, den Quellcode einsehen und ändern zu können, biete auch mehr Sicherheit für Daten und Systeme, weil man eventuelle Sicherheitslücken, die von Crackern oder Spionen ausgenützt werden könnten, erkennen und schließen kann.
Wienux - freie Software für Wien
Nach München und Paris hat sich auch die Stadt Wien entschlossen, auf freie Software umzusteigen. Eine Studie hat ergeben, dass auf etwa der Hälfte der PCs das Betriebssystem Linux eingesetzt werden kann.
Die MitarbeiterInnen der MA 14, der Magistratsabteilung für automatische Datenverarbeitung, haben dafür die freie Software auf die Bedürfnisse der Stadtverwaltung angepasst und daraus "Wienux" gemacht. Statt der Microsoft Bürosoftware Microsoft Office wird in Zukunft die freie Software "Open Office.org" verwendet werden. Damit erspart sich die Stadt die Lizenzgebühren an die Firma Microsoft.
Für die MitarbeiterInnen gibt es Schulungen und Informationsveranstaltungen, um den leichten Umstieg zu garantieren. "Wienux" und "Open Office" seien aber ohnehin sehr ähnlich zu benutzen, wie die bisher verwendeten Programme, so Projektleiterin Brigitte Lutz. Spezielle Computerprogramme wie der "Elektronische Akt", die derzeit noch nicht auf dem Betriebssystem Linux laufen, sollen in Kürze darauf zugeschnitten werden.
Information und Betreuung
Die stärkere Verbreitung von freier Software wie Linux scheiterte bisher oft daran, dass sie zuwenig bekannt ist und viele Behörden und ihre Mitarbeiter sich vor einem Umstieg scheuen. Für eine stärkere Verbreitung freier Software, die Kosteneinsparungen und mehr Unabhängigkeit bedeuten würde, sei noch eine Menge Aufklärungsarbeit notwendig, so Gerhard Schwed von der Donau-Universität.
Die Donau-Universität möchte deshalb ein Netzwerk an Firmen schaffen, die für kleine Schulen technische Unterstützung und Schulungen anbieten können. In ein bis zwei Wochen soll außerdem das Webportal "linux4school" online gehen, das Informationen für Schulen anbietet.
Linux sei ausgereift und problemlos zu benützen, deshalb sollten Neuanschaffungen im Computerbereich in Zukunft so gewählt werden, dass sie einen Umstieg auf freie Software in Zukunft zumindest möglich machen, so die Empfehlung der Studienautoren.
Download-Tipp
Ö1 Club-Mitglieder können die Sendung nach Ende der Live-Ausstrahlung im Download-Bereich herunterladen.
Links
München.de - Limux bei der Stadt München
Wien.gv.at - Open Source Software bei der Stadt Wien
Donau-Universität-Krems - Linux-Studie der Donau-Universität Krems
Linux-Portal für die Schule
Verein zur Förderung Freier Software
matrix.ORF.at
futurezone.ORF.at