Der Schamane aus dem Allgäu

Ich bin ein Teil des Waldes

Wolf-Dieter Storl passt in keine Schublade. Das Magazin "Geo" nennt ihn "Schamane aus dem Allgäu". Er schreibt über Pflanzenmedizin, aber er ist kein Heiler. Viele Jahre gärtnerte er in der Schweiz, sein wichtigstes Werkzeug ist jedoch die Computertastatur.

"Im Grunde genommen habe ich immer Heimat gesucht, Wurzeln." Mit diesen Worten beginnt Wolf-Dieter Storl seine Autobiografie "Ich bin ein Teil des Waldes". 1942 im sächsischen Crimmitschau als Sohn eines Textilfabrikanten geboren, flieht er als Fünfjähriger mit seiner Familie in den Westen. 1951 wandert die Familie in die USA aus. New York und Ohio sind kurze Zwischenstationen, schließlich landet er in Spencer, einem 600-Seelen-Nest. Wochenlang lebt er dort alleine in den Wäldern.

Vielfalt der menschlichen Lebensformen

Er studiert Biologie und hat eine glänzende Wissenschaftler-Karriere in Aussicht. Doch während eines geheimen Forschungsvorhabens der Regierung packt ihn die Erkenntnis, dass er nicht "Funktionär des Systems" sein will. Storl steigt aus, trampt an die Westküste der USA und weiter zu den Indios in Mexiko. Er ist fasziniert von ihrem ganz anderen Leben. Um die Vielfalt der menschlichen Lebensformen kennen zu lernen, beschließt er, in die USA zurück zu kehren und Anthropologie zu studieren.

Zugang zu einer anderen Welt

Er wandert mit einem Medizinmann der Cheyenne durch die Wälder von Wyoming, meditiert mit shivaitischen Sadhus in Indien, arbeitet bei Schweizer Bergbauern oder als Gärtner einer anthroposophischen Landkommune. Immer wieder trifft er bei seinen Feldforschungen auf Menschen, die ihm den Zugang zu einer anderen Welt vermitteln.

In das Phänomen hineinschlüpfen

Jahrelang pendelt er zwischen Europa, den USA und Asien hin und her, doch seit 1988 ist er sesshaft. Er lebt mit seiner Frau, ihren beiden Kindern, mit Hunden und Hasen auf einem alten, 900 Meter hoch gelegenen Hof im Allgäu. Ganz in der Nähe befindet sich eine keltische Kultstätte. Sie hat ihn inspiriert, sich eingehend mit den Kelten und ihren Pflanzen zu beschäftigen.

Meist sind es ganz konkrete Erfahrungen, die ihn veranlassen, tiefer in ein Thema einzudringen: "Für mich kommt alles, was nicht durchlebt und mit dem ganzen Wesen erfahren wird, der Gefahr nahe, eine Abstraktion zu werden. Man versteht nur, wenn man in das Phänomen hineinschlüpft, wenn man es von innen her, mit Herz und Seele durchlebt hat. Unsere Zivilisation häuft Berge von Wissen an, aber das tiefere Verstehen geht dabei verloren."

Grizzlys, Shiva und der Garten als Mikrokosmos

Der Indienaufenthalt führte zu Büchern über den Gott Shiva. Eine intensive Begegnung mit Grizzlybären in Montana bildet die Grundlage, über den Bär als Seelengefährten des Menschen zu schreiben. Sein erstes Buch "Der Garten als Mikrokosmos" geht auf die Neugier seiner Studenten zurück. Bei einer Übung zur biologisch-dynamischen Landwirtschaft bitten sie ihn um die Vorlesungsnotizen. "Ich wollte die Stichworte aufschreiben, doch daraus wurden Sätze. Das war der Anfang meiner Schreibkarriere." Bis heute hat Storl rund 20 Bücher geschrieben.

Service

Wolf-Dieter Storl, "Naturrituale. Mit schamanischen Ritualen zu den eigenen Wurzeln finden", AT-Verlag, ISBN 3855029644

Wolf-Dieter Storl, "Ich bin ein Teil des Waldes", Franckh-Kosmos Verlag, ISBN 3440095487

Wolf-Dieter Storl, "Boom Shiva. Der ekstatische Gott des Ganjas", Nachtschatten Verlag, ISBN 3037881143

Wolf-Dieter Storl, "Der Kosmos im Garten. Gartenbau nach biologischen Naturgeheimnissen als Weg zur besseren Ernte", neu überarbeitete Auflage des Buches "Der Garten als Mikrokosmos", AT-Verlag, ISBN 3855027358

Wolf-Dieter Storl, "Pflanzen der Kelten. Heilkunde, Pflanzenzauber, Baumkalender", AT-Verlag, ISBN 3855027056

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