Wenn das Essen mitgenommen wird

Ausgsteckt’ is

Früher war es üblich, die Jause mitzunehmen, wenn man sich das Essen im Gasthaus nicht leisten konnte, auf Bier und Gesellschaft aber nicht verzichten wollte. Heute ist es eher die Ausnahme. Dennoch wird es in manchen gastronomischen Bereichen kultiviert.

Christian Spatzenegger vom Salzburger Augustinerbräu

Beim Heurigen sieht man ab und zu einen Gast, der die eigene Jause auspackt. Wenn es auch etwas verpönt ist, so wird es doch weitgehend akzeptiert.

Am Beginn unserer Heurigenkultur war Mitgebrachtes jedoch die Regel: In den Buschenschenken durften die Winzer ihre Weine verkaufen, für das Essen sorgten die Gäste selbst. Für mitgebrachte Getränke wurde Stoppelgeld kassiert.

Später legten die Buschenschankgesetze der jeweiligen Bundesländer fest, welche Art von Speisen die Winzer anbieten dürfen: Es sollen kalte Speisen aus der eigenen landwirtschaftlichen Produktion sein. Während das Wiener Buschenschankgesetz liberaler ist und auch warme Speisen erlaubt, jammern die Winzer der Bundesländer über starre Verordnungen. Das gilt allerdings lediglich für die so genannten Buschenschenken, nicht aber für Heurige die ganzjährig geöffnet haben.

Wallfahrt mit Lunchpaket

Von den Pensionisten, die beim Heurigen bei Gottfried Umschaid im Weinviertler Herrnbaumgarten ihre Aufstrichbrote zum Grünen Veltliner genießen, nimmt heute niemand mehr das Essen mit. Üblich war das früher bei den Fußwallfahrten zur Kirche nach Zistersdorf.

Zwei- bis dreimal im Jahr wurden die 25 Kilometer zurückgelegt, erzählt der Pensionist Alfred Randl. Speckbrote hatte man meist dabei, die man bei der Rast im Gasthaus von Prinzendorf verzehrte - zum kühlen Bier, das man sich leistete. Wenn er sich heute auf den Weg macht um den Segen für eine gute Ernte zu erbitten, dann freut er sich schon auf das Gulasch bei der Rast.

Mitgebrachtes Gipfelglück

In höheren alpinen Regionen ist das Lunchpaket keine Seltenheit. In den Berghütten des Alpenvereines ist das Mitgebrachte laut Statuten erlaubt, in den meisten anderen Hütten gehört es zum Wandereralltag: Wenn die Bergschuhe in der Abendsonne dampfen und das ersehnte erste Bier getrunken ist, holt der Gipfelstürmer Landjäger, Salami und Käse aus dem Rucksack.

Am Matrashaus am Hochkönig etwa - auf 2900 Metern Höhe - wird für den mitgebrachten Gipfelwein sogar der Korkenzieher bereit gestellt. Die einzige Bedingung: die leere Flasche muss wieder mit hinunter ins Tal genommen werden. Sparsame Selbstversorger haben sogar die eigenen Teebeutel dabei, und bestellen zum Frühstück - selbstverständlich für Gebühr - heißes Wasser.

"Take in"-Hochkultur

Ins Salzburger Augustinerbräu kommen viele Gäste mit dem Picknickkorb: In den Stüberln und Sälen der größten Biergaststätte Österreichs wird die Kultur des Mitgebrachten traditionell gepflegt. Schneidbretter in allen Größen und Formen warten zur Entnahme im Regal - vom kleinen bis zum "Stelzen kompatiblen“ Format.

In Salzburger Haushalten wird der Sonntagsbraten häufig größer angelegt, um die Jause fürs Müllnerbräu oder fürs "Bräustüberl" zu haben - wie das Augustinerbräu im Volksmund heißt. Manche kommen direkt von der Arbeit - nach einem Zwischenstopp im Supermarkt. Von der kleinen Jause mit Aufschnitt und Semmerl bis zum kompletten Essen mit Salaten, Beilagen und Kuchen wird jegliche Form des Hungers gestillt.

Das Bier holt man stilecht mit Steinkrügen, die man am Brunnen wäscht, von der Schank, wo es von Holzfässern gezapft wird. So war es vielleicht auch schon 1621, als das Augustinerbräu eröffnet wurde. Die Tradition des Mitgebrachten stammt von den Bauern der Umgebung, die mit ihren Produkten zu den städtischen Märkten kamen und nach getaner Arbeit auf ein Bier einkehrten. Käse, Speck und Brot hatten sie selbst dabei. Gäste die mit der Jause kommen, sind willkommen, solange sie zumindest Getränke bestellen.

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Augustiner Bräu