Weiser Alter und Flippy Girl

Verbrecher fangen mit Fengshui

C. F. Wong und Joyce McQuinny sind das skurrilste Detektivpaar seit langem: er ein aufs Pekuniäre bedachter älterer chinesischer Fengshui-Meister, sie ein ganz normales flippiges australisches Ex-College-Girl: Die beiden sind der Fengshui-Detektiv.

Der Fengshui-Detektiv. Seit fünf Jahren geistert er durch die literarische Landschaft. Von allem Anfang an heimste er Begeisterungsstürme ein. Mittlerweile hat er Kultstatus, der FS-D. Aber ganz genau betrachtet ist der FS-D eigentlich zwei Menschen. Zwei, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Welten, was sage ich, ganze Galaxien trennen sie!

Strange Sprache

Alleine schon die Sprache: Er, C. F. Wong, ein älterer chinesischer Fengshui-Meister, stets ausgesucht höflich, des Englischen leidlich mächtig, hört fassungslos zu, wenn Joyce redet wie ein Wasserfall, und fragt sich, welche Sprache sie eigentlich benützt, wobei er sich fest vornimmt, Ausdrücke wie hanky, spacy, mega, slobby oder wowser in seinem "Wörterbuch der modernen englischen Umgangssprache" nachzuschlagen. Seine wichtigste Frage Joyce betreffend, die er aber nicht laut werden lässt: Welcher seiner Untaten in diesem oder einem früheren Leben er es zu verdanken hat, dass ihn das Schicksal so hart bestraft, denn eigentlich wollte er keine Assistentin, und schon gar nicht so eine wie Joyce!

Aber C. F. Wong hat einen Fixvertrag mit Mr. Pun, einem Singapurer Baulöwen, und der hat ihm den Spross eines Kollegen geschickt, weil besagter Spross, also Joyce, ein Referat für ihr College schreiben soll und daher "Feldstudien betreiben will", wie sie es formuliert. Vom ersten gemeinsamen Geschäftsbesuch an jedoch verbinden sich ihrer beiden Fähigkeiten: das "Fengshuien", die gerade Logik Wongs, und die schräge Logik von Joyce, ihre unterschiedliche Art, die Welt zu sehen, ihr unterschiedliches Wissen - das eines gebildeten Asiaten auf der einen, das eines modernen Computerfreaks auf der andern Seite, und so wird aus jedem schlichten Fengshui-Auftrag ein Kriminalfall, der mit Hilfe von Fengshui auch gelöst wird.

Der mystische Code

Ersonnen hat das skurrile Paar der in Sri Lanka geborene Hongkonger Top-Kolumnist Nury Vittachi, als ihm nach der Dekolonialisierung Hongkongs Schreibverbot erteilt wurde: Seine satirische Weise, sich über den neuen Regierungschef zu äußern, ging seinem Arbeitgeber, der South China Morning Post, zu weit.

Als "bestbezahlter Arbeitsloser Hongkongs" fragte er sich, was denn wohl Menschen zwischen London und Australien interessieren könnte, und kam auf den "mystischen Code" Fengshui mit seinem "New Age Sexy Flavour". Es reizte ihn, abseits von der Populär-Version mit Ratschlägen wie "Du brauchst gelbe Wände" oder "Da muss ein roter Teppich hin" die philosophische Basis dieses alten Wissens zu ergründen.

Kulturelle Barrieren überwinden

Aus seinen mehrmaligen wöchentlichen Auftritten vor jungen Leuten, die er fürs Lesen interessieren will, wurde ihm klar, dass Krimi-Kurzgeschichten angesagt sind - das einzige Format, das vor den Augen seiner jungen Zuhörer Gnade fand, d. h. gelesen wurde. "Und der Rest ergab sich aus meinem Generalthema: kulturelle Barrieren überwinden", erzählte er Stuart Christie im März 2001 in einem Interview.

Das macht er übrigens auch im Privatbereich: Er heiratete eine christliche anglo-irische Frau und adoptierte chinesische Mädchen, die als Taoisten erzogen werden. Seine Mutter war buddhistisch angehauchte Christin, sein Vater konvertierte zum Islam (und war Regimekritiker). "Es gab Zeiten", erzählt er, "da hatte ich das einzige braune Gesicht in einer weißen Wohngegend, und andere Zeiten, da war ich der einzige Braune in einer gelben Gasse; das war, als hätte Gott zu mir gesagt: Du! Ich habe eine Aufgabe für dich! Du solltest besser diese Mauern niederreißen!"

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Nury Vittachi, "Der Fengshui-Detektiv", Unionsverlag

Nury Vittachi, "Der Fengshui-Detektiv und der Geistheiler", Unionsverlag

Nury Vittachi, "Der Fengshui-Detektiv und der Computertiger", Unionsverlag

Jouvert - Nury Vittachi im Interview