Zu wenig Geld, zu wenig Medikamente

Malaria inaua - Malaria tötet

In vielen afrikanischen Ländern ist Malaria noch vor Aids die Todesursache Nummer Eins und das größte Hindernis für wirtschaftliches Wachstum. Die Malaria fordert jährlich bis zu drei Millionen Opfer. Mehr als vier Fünftel davon allein in Afrika.

90 Prozent der weltweiten Malariafälle werden südlich der Sahara verzeichnet. "Malaria Inaua - Malaria tötet" steht über Vorbeugehinweisen auf Blechtafeln vor tanzanischen Dorfeingängen. Viele Bauern verkaufen ihre letzten Vorräte und hungern, um Spitalkosten für ihr malariakrankes Kind zu bezahlen. Die Malaria ruiniert nicht nur Familien, sondern auch ganze Staaten.

Der Malaria-Parasit - Eine verhängnisvolle Reise

Durch den Stich der Anopheles-Mücke gelangen die Malaria-Parasiten zunächst in die menschliche Blutbahn und so in die Leber. Dort vermehren sie sich rasant. In sechs Tagen entstehen aus einem einzigen Parasiten rund 10.000 Folgeformen - Die Leberzellen, in denen sie sich einnisten, gehen dabei zugrunde.

Der in der Leber produzierte Nachwuchs strömt in die Blutbahn und besiedelt rote Blutkörperchen. Dort vermehren sich die Parasiten erneut und setzen ihr Zerstörungswerk fort: die besetzten Blutkörperchen sterben.

Die Folgen des Mückenstichs

Sticht die Anopheles-Mücke einen Menschen, der noch keine Malariaparasiten hat, steckt sie ihn an. Hat jedoch der gestochene Mensch bereits Malaria-Parasiten im Blut, gelangen sie in den Mitteldarm der Mücke. Dort vermehren sie sich ein weiteres Mal und finden ihren Weg via Anopheles-Speicheldrüse zum nächsten Menschen.

Der Parasit besiedelt laut Professor Marcel Tanner, dem Direktor des Schweizerischen Tropeninstitutes Basel, unterschiedliche Nischen und hat unterschiedliche Möglichkeiten sich zu vermehren. So hat der Parasit ein gewaltiges Vermehrungspotential und ein gewaltiges Adaptationspotential. Das führt dazu, dass das Abwehrsystem des Menschen, des Wirtes, eigentlich immer hintendrein hinkt. Diese Problematik macht es enorm schwierig, den Parasiten in seiner Entwicklung aufzuhalten, wirksame Impfstoffe zu finden und zum Teil auch effiziente Medikamente zu entwickeln.

Das richtige Moskitonetz

Ein einfaches prophylaktisches Mittel der Malaria vorzubeugen ist die Verwendung eines Moskitonetzes. Am effizientesten sind Moskitonetze, die mit Insektizid behandelt sind. Baumwollgewebe, die alle paar Monate in einem selbst angerührten Bad behandelt werden müssen, was in der Praxis aber oft unterlassen wird.

Viel versprechender ist die neueste Netz-Generation aus Kunststoff-Fasern mit quasi "eingebautem" Insektizid. Diese Netze können bis zu fünfzig Mal gewaschen werden. Sie behalten ihre Wirksamkeit bis zu sechs Jahren. Behandelte Netze haben den Vorteil, dass sie Mücken nicht nur abhalten, sondern gleich töten, wenn sie mit den Maschen in Berührung kommen.

Studien des Ifakara-Forschungszentrums haben ergeben, dass Mückennetze die Malariafälle um bis zur Hälfte reduzieren. Die malariabedingte Kindersterblichkeit im untersuchten Test-Gebiet mit 400.000 Menschen ging um fast einen Drittel zurück. Jetzt ist das Ifakara-Forschungszentrum daran, diese Erkenntnisse landesweit umzusetzen.

Rücksicht auf regionale Gepflogenheiten

Dazu muss man aber Hand in Hand mit der betroffen Bevölkerung arbeiten. So hat zum Beispiel die Bevölkerung im Kilomberotal, einem Gebiet in dem man statistisch gesehen ungeschützt mindestens zwei Mal pro Nacht von einer infektiösen Mücke gestochen wird, laut Marcel Tanner eine ganz bestimmte Vorstellung, was gute und schlechte Mückennetze sind.

"Sie wollen nicht unter einem weißen Mückennetz schlafen, das wie eine Glocke über dem Bett hängt. Sonst haben sie nämlich das Gefühl, sie würden ein Leichenhemd anziehen. Sie möchten ein viereckiges Mückennetz, das farbig ist. Wobei wir gesehen haben, dass grün und blau besser ist als pink oder braun. Obschon man sagen könnte: braune Netze sind gut, weil man sie weniger waschen muss. Nein, die Leute wollen blaue und grüne. Wichtig ist die Akzeptanz durch die Bevölkerung", sagt Tanner.