Wien-Premiere für Jelineks Märchenzyklus

Prinzessinnendramen

Sonntagabend erlebten in Wien die so genannten "Prinzessinnendramen" von Elfriede Jelinek in Wien ihre Premiere. Sie waren bereits 2002 in Hamburg und Graz zu sehen, jetzt inszenierte sie Alexander Kubelka für das Volkstheater.

Frühjournalbericht von Sabine Oppolzer

Elfriede Jelineks Zyklus, in dem unter anderem Schneewittchen, Dornröschen und Rosamunde untersuchen, wie sich ihre romantischen Utopien in der Gegenwart fortleben lassen, wurde 2002 in Hamburg uraufgeführt.

In Wien wurde der Zyklus mit Ausnahme des vierten Teils von Regisseur Alexander Kubelka in Szene gesetzt, der davor u. a. schon "Mozarts Vision" und "Penthesilea" für das Volkstheater inszenierte.

Während das Publikum die Prinzessinnendramen mit euphorischem Applaus und vielen Lachern zwischendurch aufnahm, reagierte die Kritik weniger begeistert.

Den starken Texten von Elfriede Jelinek konnte Regisseur Alexander Kubelka mit einer allzu zahmen Theatersprache nicht das Wasser reichen, die theatralischen Aktionen hinkten dem Text hinterher - vielleicht aus übergroßem Respekt des jungen Regisseurs vor der Wortgewalt der Literaturnobelpreisträgerin.

Großartig hingegen sind die schauspielerischen Leistungen von Julia Cencig, Erni Mangold oder Jaschka Lämmert, die Prinzessinnen verkörpern, an deren Schönheit die Zeit genagt hat und die noch keinen Ersatz gefunden haben für ihre verlorenen Illusionen.

In diesem Stück wiederkehrendes Thema von Elfriede Jelinek ist nicht nur das Altern, sondern auch die Frau, die vom Mann gemacht wird. Hier: Dornröschen, das durch einen Kuss von den Toten auferweckt wird. In bitteren, ironischen Worten deklamieren diese Figuren die Positionen des Geschlechterkampfes von den Mythen der Antike über die Märchen der Romantik bis heute.

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Volkstheater Wien - Prinzessinnendramen