Ja zur mulitkulturellen Gesellschaft
Gegen Rassismus
Der Rassismus-Report der Zivilcouragestelle ZARA verzeichnet einen Anstieg gemeldeter rassistischer Übergriffe im Jahr 2004. Vor kurzem wurde der Menschenrechts-Aktivist Di Tutu Bukasa Opfer eines brutalen Überfalls durch rechtsextreme Jugendliche.
8. April 2017, 21:58
Hikmet Kayahan von ZARA und Aktivist Di Tutu Bukasa
Wien, 13. April: Es ist gegen 23:00 Uhr als Dr. Di Tutu Bukasa (58) in der Nähe vom Naschmarkt zu seinem Auto will. Sechs rechtsradikale Jugendliche um die 20 beschimpfen ihn mit Parolen "Neger geh nach Hause." Eine Augenzeugin berichtet: "Einer der Täter hob sein Bein hoch und zeigte ihm die Stiefelsohle und sagte: 'Leck meine Stiefel Sklave'."
Die überaus aggressiven Jugendlichen werfen Bukasa zu Boden, prügeln, boxen und treten auf ihn und flüchten, nachdem eine Bekannte die Polizei gerufen hat.
Neuer Diskurs notwendig
Der in der österreichischen Antirassismus-Szene sehr aktive Di Tutu Bukasa versucht, dem Überfall auch "Positives" abzugewinnen. Der stellvertretende Obmann der Wiener Integrationskonferenz sieht seine Peiniger als Opfer. "Sie sind Opfer einer Politik, die mit ethno-nationalistischen Ressentiments spielt."
Es sei an der Zeit in den Organisationen einen neuen Diskurs über (Anti-)Rassismus zu initiieren. "Nur zu sagen 'Stop dem Rassismus' ist innerhalb der schwarzen Community einfach zu wenig! Es gilt, unsere Kräfte zu stärken und unsere afrikanischen Werte als ebenbürtig anzusehen."
Mehrere Ebenen
Das plakative "Stop" sei als erste Ebene antirassistischer Arbeit durchaus wichtig, ist der Mitarbeiter der Zivilcourage und Antirassismusstelle ZARA Hikmet Kayahan überzeugt. "Man muss die Menschen erst einmal darauf aufmerksam machen, dass es Rassismus in Österreich gibt, um sie dann - gleichsam in einer zweiten Ebene - dazu zu bringen, Übergriffe wie Schmierereien, Ungleichbehandlungen und Tätlichkeiten zu melden."
Eine dritte Ebene spricht dann die Zivilcourage an. "Heute sind es die MigrantInnen, die benachteiligt werden, morgen sind es dann unsere Bürgerrechte, die eingeschränkt werden", erklärt Kayahan. "In einem Land, in dem sich der Staat nicht für die Bekämpfung von Rassismus zuständig fühlt, muss die Zivilgesellschaft aktiv werden", lautet darum auch ein Aufruf im seit fünf Jahren jährlich von ZARA publizierten Rassismusreport.
Polizeilehrgänge mit Kulturkontakt
Insgesamt 120 Exekutivbeamte haben in den letzten sechs Jahren den 130 Unterrichtseinheiten umfassenden Lehrgang "Polizeiliches handeln in einer multikulturellen Gesellschaft" abgeschlossen.
Neben der Sensibilisierung für unterschiedliche Kommunikationsformen im interkulturellen Kontext, dem Erwerb von Wissen über politische, soziale, historische und ökonomische Hintergründe von Migration werden den BeamtInnen die Mechanismen von Diskriminierung und Vorurteilen bewusst gemacht.
Mit Erfolg wie Major Gerald Tatzgern, Chef der Abteilung für Menschenschmuggel bekräftigt: "Eine tolle Erfahrung. Durch das Zusammenarbeiten mit Personen fremder Kulturen konnten auf jeden Fall Berührungsängste abgebaut werden." Wie erfolgreich die positiven Ansätze der Lehrgänge tatsächlich in die praktische Polizeiarbeit umgesetzt werden können, lässt sich aber nicht messen.
Download-Tipp
Ö1 Club-Mitglieder können die Sendung nach Ende der Live-Ausstrahlung im Download-Bereich herunterladen.
Veranstaltungs-Tipp
Open Air gegen Rassismus, 30. April 2005, Wiener Prater, ab 16.30 Uhr
Links
IZKS - Polizeiliches Handeln in einer multikulturellen Gesellschaft
ZARA
Wiener Integrationskonferenz
Afrikanet