Best of...

Die Lust an der Liste

Wer kennt sie nicht, die immer wieder auftauchenden Wertungen in Zeitschriften, Musik und Fernsehsendungen: Die besten Songs aller Zeiten, die erfolgreichsten Songs aller Zeiten, die bekanntesten Songs aller Zeiten. Über die Lust und die Last der Liste.

Mitchell-Auswahl von Chuck Berry "Jonny B. Goode"

Scheinbar immer beliebt ist das Erstellen von Listen der besten, berühmtesten etc. Songs aller Zeiten. Wie kann dazu eine erfolgreiche Betriebsanleitung ausschauen?

Die "Best of" Rankings - Lust oder Last?

Journalisten scheinen diese Listen zu lieben: Der aktuellen Aprilausgabe des deutschen "Rolling Stone" ist ein Extraheft mit den 500 besten Songs aller Zeiten beigelegt worden.

Ich muss gestehen, dass ich ein sehr ambivalentes Verhältnis zu solchen Unternehmungen habe: So interessant und erhellend persönliche Listen von Musikbegeisterten oder Musikern sein können (mehr dazu etwas später), so uniform und langweilig ist das Addieren von vielen verschiedenen Einzelwertungen.

Und das hat einen einfachen Grund: Es befinden sich immer dieselben Konsensmusiker in solchen Charts. Keine dieser Zusammenstellungen kommt ohne die Beatles, die Rolling Stones, Elvis Presley oder Bob Dylan aus. Gewiss sind das alle großartige Persönlichkeiten, aber bei diesen Massenauszählungen werden originelle, lustige oder gar skurrile Wertungen immer ausgesiebt.

Nick Hornbys Listen

Um einiges aufschlussreicher sind da die diversen Listen, die der englische Autor Nick Hornby aufstellt. Bereits in seinem amüsanten Bestseller "High Fidelity" gibt es neben einer Hitparade der Herz zerreißendsten Trennungen des Protagonisten, der bezeichnenderweise einen Plattenladen besitzt, auch beispielsweise die Top drei der besten Eröffnungsstücke auf Popalben.

Noch spezifischer ist Hornbys vor zwei Jahren erschienenes Buch "31 Songs". In diesem geht es nämlich um eine sehr subjektive Liste von Songs, die (zumindest vorübergehend) einen Platz in seinem Herzen erobern konnten. Und hier gibt es neben den bekannten Lichtgestalten auch reichlich Obskures zu entdecken. Aus diesem Grund empfehle ich die Ausgabe mit beigelegter CD.

Joni's Favourites

Eine meiner musikalischen Allzeit-Heldinnen, Joni Mitchell, gewährt ebenfalls Einblicke in ihren musikalischen Kosmos. Vor kurzem wurde auf Rhino Records im Rahmen der Reihe "Artist's Choice" eine CD mit für sie wichtigen Musikstücken veröffentlicht. Leider ist das gute Stück in Österreich nur über das Internet erhältlich.

Die von ihr in einem ausführlichen Booklet vorgestellten Aufnahmen zeichnen ein interessantes Bild ihrer musikalischen Vorlieben. Natürlich fehlen die üblichen und erwarteten Verdächtigen wie Leonard Cohen oder Billie Holiday nicht. Aber wer hätte erwartet, dass es der ebenso charmante wie leichtfüßige Popsong "You get what you give" der Band New Radicals, mit dem sie vor ein paar Jahren als "One Hit Wonder" auf allen Popsendern dieser Welt zu hören waren, auf diese Zusammenstellung schaffen würde?

Buch-Tipps
Nick Hornby, "High fidelity", Droemer-Knaur, ISBN 3426612704

Nick Hornby, "31 songs", Kiepenheuer & Wietsch, ISBN 3462032208

"Rolling Stone", Zeitschrift-Beilage "die 500 besten Songs aller Zeiten", April 2005

CD-Tipp
Joni Mitchell "Artists choice", Rhino Records 76490

Hör-Tipp
"Spielräume", Montag, 25. April 2005, 17:30 Uhr

Link
Starbucks - Joni Mitchell
Rhino Records