Österreichs industrielle Aushängeschilder
Die kleinen Weltmarktführer
Der Wirtschaftsstandort Österreich und seine Wettbewerbsfähigkeit rangiert international im oberen Mittelfeld. Mehr als 30 Konzerne sind auf ihrem Gebiet Weltmarktführer, die meisten von ihnen vor allem in klein abgesteckten technischen Sparten.
8. April 2017, 21:58
Wifo-Chef Hannes Leo über Österreichs Wirtschaftsstandort
Als Investitionshafen, Handelspartner und Global Player rangiert Österreich, was die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit betrifft, international im oberen Mittelfeld. Mehr als 30 Konzerne sind auf ihrem Gebiet Weltmarktführer, die meisten von ihnen sind Spezialisten in einem eng abgesteckten technischen Bereich. Aber sie betreiben besonders viel Forschung und Entwicklung und ziehen dadurch weitere Unternehmen an. Sie sind meist global tätig und werten so den Wirtschaftsstandort Österreich auf.
Investitionen im Ausland verdoppelt
Laut "World Investment Report" hat sich Österreichs weltweiter Bestand an Direktinvestitionen im Ausland in den letzten zehn Jahren weit mehr als verdoppelt. Österreichische Investoren beschäftigen im Ausland rund 240.000 Mitarbeiter, mehr als die Hälfte davon in den mittel- und osteuropäischen Reformländern. Derzeit halten österreichische Unternehmen etwa 15.500 Beteiligungen im Ausland, rund 12.500 davon in den Reformländern. Drei der Global Players made in Austria haben wir als Beispiele im Folgenden behandelt.
Schoeller Bleckmann Oilfield Equipment AG
Spezialist in Sachen Oil Equipment ist das Unternehmen Schoeller Bleckmann. Bei Bohrungen erfolgt die Steuerung des Bohrkopfs durch hochsensible Messgeräte, und die wiederum brauchen eine besonders widerstandsfähige Hülle. Für die Bestandteile des Bohrgestänges ist die Firma, die natürlich auch andere Produkte herstellt, weltweit Marktführer. Kunden sind die großen Ölservice-Gesellschaften, wie Halliburton oder Schlumberger, die wiederum ihre Dienste den internationalen Ölgesellschaften anbieten.
Die Schoeller Bleckmann Oilfield Equipment AG beschäftigt heute weltweit mehr als 800 Mitarbeiter, 200 davon im Stammwerk Ternitz in Niederösterreich, das bereits 1995 privatisiert wurde. Im Vorjahr konnten Umsatz und Gewinn kräftig gesteigert werden. Der Konzernumsatz belief sich auf 152 Millionen Euro. 2004 wurde ein Jahresüberschuss von 10,8 Millionen Euro erzielt. Heute notiert das Unternehmen an der Wiener Börse und hat mit 31 Prozent Anteil in der Berndorf AG einen stabilen Kernaktionär.
Loba Feinchemie AG
Aus einer Wollwarenfabrik noch vor dem Zweiten Weltkrieg hat sich nach dem Krieg in Fischamend bei Wien ein Feinchemie-Unternehmen entwickelt, das heute mit seinen 45 Beschäftigten - ein Drittel davon sind Chemiker - vor allem Wirkstoffe für die Pharma-Industrie entwickelt. Das Unternehmen erzielt sechs bis sieben Millionen Euro Umsatz pro Jahr.
Mit der Herstellung des Wirkstoffes Naphazolin ist die Loba Feinchemie AG Weltmarktführer. Der Wirkstoff ist in den gängigen Nasentropfen-Produkten enthalten. Kunden der Loba Feinchemie sind Pharma-Giganten wie Glaxo-Smithkline oder Novartis oder Rhone-Poulenc.
Palfinger AG
Das 1932 gegründete Unternehmen Palfinger zählt seit Jahren zu den international führenden Herstellern hydraulischer Hebe-, Lade- und Handling-Systeme. Als multinationale Unternehmensgruppe mit Sitz im österreichischen Salzburg verfügt der Konzern über Produktions- und Montagestandorte in Europa sowie Nord- und Südamerika. Das Stammprodukt ist der LKW-Knickarmkran. In diesem Segment ist das Unternehmen mit knapp 150 Modellen und einem Marktanteil von 30 Prozent Weltmarktführer. Bei Abrollkippern ist Palfinger weltweit zweitgrößter Hersteller.
Der Konzern erweitert aber auch mit vielen anderen Produkten seit Jahren kontinuierlich sein Portfolio. Zudem entwickelt das Unternehmen innovative Lösungen für Eisenbahnanwendungen, Brückeninspektion und den Recycling-Bereich. Krane für den Einsatz in Land- und Forstwirtschaft sowie den Off-Road-Bereich runden die Produktpalette ab.
Palfinger konnte im Geschäftsjahr 2004 bei Umsatz und Ergebnis kräftig zulegen. Mit 403,7 Millionen Euro Umsatz und damit einer Steigerung von 20,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr wurde der höchste Wert in der Unternehmensgeschichte erzielt. Das Konzernergebnis betrug 27,4 Millionen Euro, was gar einer Steigerung um satte 79 Prozent gegenüber 2003 entspricht.
Reaktionen und Zukunftsaussichten
Das kleine Land Österreich macht durch seine Weltmarktführerschaft neben den genannten Unternehmen aber auch in anderen Branchen international deutlich auf sich aufmerksam. Darüber sind sich Wirtschaftsexperten einig: "Weltmarktführer kann man auf zweierlei Weise sein", erläutert z. B. der stellvertretende Chef des Wirtschaftsforschungsinstitutes, Hannes Leo: "Entweder durch technologische Führerschaft, die die Konkurrenz abhängt, oder durch ein Produkt, das am Weltmarkt eben den höchsten Anteil hat".
Georg Karabaczek von der Außenwirtschaftsabteilung der Wirtschaftskammer Österreich meint: "Diese Unternehmen wenden besonders viel für Forschung und Entwicklung auf, sie ziehen andere Unternehmen als Zulieferer an, sie erzielen eine besonders hohe Wertschöpfung, und sie machen Österreich als Industriestandort international bekannt".
Allgemein wird erwartet, dass auch künftig unser Wirtschaftsstandort - vor allem durch die EU-Erweiterung - an Attraktivität zunehmen wird. Um ihn noch attraktiver zu gestalten - so Wirtschaftsexperten - muss es aber weiterhin zu einer Senkung der Lohnnebenkosten und zu einer Entdiskriminierung betrieblichen Risikokapitals kommen.
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