Über Bewusstes und Unbewusstes

Über Talente und Nächtliches

Wie oft wehklagen Musikfans die mangelnde Präsenz von österreichischem Nachwuchs. Die Volksoper hatte ihre Augen und Ohren offen und engagierte den jungen Bariton Daniel Schmutzhard vom Fleck weg. In wenigen Wochen heißt es: die ersten Rollen büffeln.

Um wie viel leichter lernt es sich, wenn man die ersten Engagements vor Augen hat und sich dafür mit großem Einsatz vorbereiten kann. Der Bariton Daniel Schmutzhard zählt dazu. Erste Erfahrungen mit öffentlichen Auftritten holte sich auch schon die Saxophonistin Cornelia Högl, während sich das B.U.S.Art-Trio immer wieder zu Konzerten trifft und auf der Suche nach einem endgültigen Namen ist....

Bewusstes Engagement

Eine Saxofonistin, ein Sänger und ein Pianist wurden am 11. April 2005 im fünften Konzert der Reihe "Musica Juventutis" in Wien vorgestellt. Der Pianist Christoph Traxler ist Schüler von Heinz Medjimorec an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Im Oktober 2004 wurde er Stipendiat des Herbert von Karajan Zentrums.

Am selben Abend konnte man einen äußerst talentierten Sänger aus Tirol kennen lernen: Daniel Schmutzhard, 22 Jahre alt, aus Rum bei Innsbruck. Neben dem Besuch des Gymnasiums und den Studien bei Karlheinz Hanser am Tiroler Landeskonservatorium konnte er als Solist in kirchenmusikalischen Aufführungen erste künstlerische Erfahrung sammeln. Und sehr bald begann er sich auch für das große Lied-Repertoire zu interessieren.

Der junge Bariton hat im vergangenen Jahr in der Steiermark große Anerkennung einer prominenten Jury gefunden: beim "Internationalen Ferruccio Tagliavini Gesangswettbewerb 2004" in Deutschlandsberg hat er in seiner Kategorie den ersten Preis gewonnen. Kein Wunder also, dass bereits Opernengagements vorliegen. In wenigen Wochen soll Daniel Schmutzhard an der Volksoper in Wien beginnen. Die besondere Affinität zur Lied-Gestaltung hat den jungen Sänger auch veranlasst, Meisterkurse bei Autoritäten in diesem Genre zu besuchen: er lernte von Elisabeth Schwarzkopf, von Brigitte Fassbaender und Dietrich Fischer-Dieskau.

Eröffnet wurde das Konzertprogramm durch eine Saxophonistin, die als Kontrast lateinamerikanische Farben und Rhythmen ins Spiel brachte. Cornelia Högl aus Wien, 21 Jahre alt, hat an der Musikuniversität ihrer Heimatstadt bei Oto Vrhovnik und Christian Maurer studiert. Sie spielte eines der "klassischen Glanzstücke" für ihr Instrument: "Scaramouche" von Darius Milhaud in der Fassung für Altsaxofon und Klavier.

B.U.S.Art-Trio

Hinter dem Kürzel "B.U.S.Art" verbirgt sich ein Ensemble bestehend aus Harfe, Viola und Flöte. Die drei Musikerinnen Birgit Martin-Kofler, Ulrike Mattanovich und Svetlana Barer haben sich - wie es in Musikerkreisen öfter vorkommt - zusammengetan, um auf Wunsch der Jeunesse Kärnten ein Konzert mit Originalliteratur in dieser Besetzung zu geben.

Fix bleibt allerdings das Ensemble, denn es hat sich herausgestellt, dass zwischen den drei Damen "die Chemie" passt - und dass es für diese Besetzung einen großen Schatz an Literatur gibt, den es sich lohnt, gemeinsam zu heben. Es sind vor allem die französischen Impressionisten (Debussy, Jolivet, Ibert u.a.), die sich dieser Klangkombination angenommen haben.

Die Künstlerinnen: Ulrike Mattanovich, Harfe - gebürtige Kärntnerin, lebt in Wien, rege solistische und kammermusikalische Tätigkeit, seit fünf Jahren Aufbau einer Harfenklasse am Kärntner Landeskonservatorium. Birgit Martin-Kofler, Flöte - gebürtige Kärntnerin, internationale solistische und kammermusikalische Engagements, lebt seit kurzem wieder in Kärnten. Svetlana Barer, Viola - stammt aus Russland, Preisträgerin renommierter Wettbewerbe, Orchestermusikerin, Kammermusik.

Von unbewußten Sehnsüchten

Ein naives Schweizer Landmädel, das auf einer ihrer nächtlichen Schlafwandel-Touren, ohne sich dessen bewusst zu werden, fast in fremden Betten landet, dadurch fast ihre Ehre ruiniert und fast ihren Verlobten verprellt, als Opernheldin? Genau dazu hat Vincenzo Bellini seine Amina in "La Sonnambula" gemacht und damit eine Traumrolle für so gut wie alle Belcanto-Diven des 19. Jahrhunderts geschaffen - Giuditta Pasta, Maria Malibran, Jenny Lind, Adelina Patti, alles legendäre Namen.

Auffallend auch, dass die "Nachtwandlerin", anders als die meisten Opern der Ära, ob von Rossini, Donizetti oder deren Zeitgenossen, im Bühnenalltag nie in Vergessenheit geraten ist. So erfolgreich war "La Sonnambula", dass sie das Bild des jung verstorbenen Komponisten für die Nachwelt zunächst viel stärker geprägt hat als die im selben Jahr 1831 und ebenfalls in Mailand uraufgeführte "Norma": Der elegische Ton, die langen, fein ausgesponnnen Melodien, das Zarte, Delikate und Preziöse, genau damit wurde Bellini lange ausschließlich assoziiert.

Wer sich heute der Amina annimmt, tritt damit die Nachfolge einer Maria Callas, einer Joan Sutherland, aber auch einer Renata Scotto, Ileana Cotrubas und Edita Gruberova an. Im Theatre de la Monnaie hat sich am 16. April 2005 die koreanische Sopranistin Sumi Jo dieser Aufgabe gestellt: Vor allem durch eine Reihe außergewöhnlicher CDs gut bekannt, aber nur selten auf europäischen Bühnen zu Gast, hat Sumi Jo das Publikum bei dieser Gelegenheit restlos begeistert - gemeinsam mit dem jungen, italienischen Tenor Antonino Siragusa, Gewinner des Giuseppe-di-Stefano-Wettbewerbs.

Text: Alfred Solder, Josef Nadrag, Chris Tina Tengel

Hör-Tipp
"Intrada", Freitag, 22. April 2005, 10:05 Uhr

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Vincenzo Bellini, "La Sonnambula", 23. April 2005, 19:30 Uhr

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