Georg Kargl gibt Kunst Raum

Artschwagers Box

Box heißt der neue Ausstellungsraumes, den der amerikanische Konzeptkünstler Richard Artschwager für Galeristen Georg Kargl jetzt in Wien gestaltet hat. Ausgeführt wurde sein Entwurf vom Wiener Architektenduo Jabornegg und Palffy.

Die Kunstwerke von Richard Artschwagers werden zu Höchstpreisen gehandelt. Sie sind im Museum of Contemporary Art in Los Angeles, sowie dem Metropolitan Museum of Art und dem Whitney Museum in New York zu zu sehen. Und seit neuestem auch in Wien.

"Box", so lautet der minimalistische Name des neuen Ausstellungsraumes, den der amerikanische Konzeptkünstler nun für den Galeristen Georg Kargl neben seiner bestehenden Galerie in der Wiener Schleifmühlgasse entworfen hat.

Eine horizontal geteilte Auslage, darüber eine Spiegel-Konstruktion, daneben eine Tür, alles dunkelblau in Aluminium eingerahmt. Was die Tür auf den ersten Blick mit anderen minimalistischen, sonst meist auf ihre geometrische Grundform reduzierten Objekten von Richard Artschwager verbindet? Sie ist aus Resopal. Was sie unterscheidet, etwa auch von einer vor drei Jahren im MAK ausgestellten Tür. Sie lädt dazu ein, benutzt zu werden.

Beim neuen Ausstellungsraum der Galerie Kargl drängt sich ein interessanter Vergleich mit der on Adolf Loos gestalteten American Bar in der Wiener Innenstadt auf. Nach hinten ragen die etwa im rechten Winkel zu einander stehenden Spiegel verkleidet als Holzkiste in den Innenraum der Box. Die Spiegel wirken wie die Negativ-Form des Vorbaus der Bar. Eine interessante formale Ähnlichkeit. Insgesamt folgt Artschwagers Galerie-Fassaden-Objekt aber unübersehbar dem Roten Faden im Werk des Künstlers.

Vielfältiges Werk
In eine künstlerische Richtung einordnen lassen sich seine Werke schwer. Objekte wie "Table with Pink Table Cloth" (1964) sind Minimalismus. Eine Vielzahl von Malarbeiten, für die er gerne Resopal oder grobkörnigen Celotex, einer billigen Hartfaserart, benutzt, klassifizieren den Amerikaner mit ostpreußischem Vater und russischer Mutter als Fotorealisten. Seine berühmten "Blips", schwarze, lang gestreckte Ovalformen - abgeleitet von dem Wort "Blip", der Piepton auf dem Radarschirm - sind Konzeptkunst. Seine jüngsten Arbeiten, unter anderem ein Porträt von George W. Bush (2002) und zwei Selbstporträts (1999 und 2003) zeigen starke psychologische und emotionale Komponenten.

Ursprünglich wollte Artschwager Wissenschaftler werden, wie sein Vater, ein anerkannter Pflanzenpathologe und -genetiker an der Universität von Las Cruces im US-Bundesstaat New Mexiko. Dorthin war die Familie von der Hauptstadt Washington gezogen als Richard Ernst Artschwager zehn Jahre alt war. Dann jedoch kam der Zweite Weltkrieg und er musste sein Biologiestudium unterbrechen. In Wien lernte er während der Besatzungszeit seine spätere erste Frau Elfriede Wejmelka kennen: "Sie sagte mir, ich sollte das mit der Wissenschaft vergessen und mich auf die Kunst konzentrieren und ich war sofort davon überzeugt", so Artschwager.

Um seine Familie über Wasser zu halten, betrieb er von 1953 an zusammen mit seinem Schwager eine Möbeltischlerei in New York. Mit perfekten handwerklichen Fähigkeiten entwickelte sich innerhalb von zehn Jahren auch sein künstlerisches Vokabular. Hauptthema sind Sehgewohnheiten und Wahrnehmungsmuster von Alltagsgegenständen, und wie sie durch den Kontext beeinflusst werden. Charakteristisch ist sein Objekt "Handle" (1962), eine Art Geländer, das fast unsichtbar montiert vor einer Wand "schwebt". Rahmen und Griff zugleich, lädt es zur Benutzung ein, erweist sich dann aber als reiner Kunstgegenstand.

Die schmal auf zwei Ebenen gehaltenen Innenausbauten der Box mit Ablagen, Schreibtisch und Holzwendeltreppe treten dabei hinter Artschwagers Kunstwerk und verbergen sich bescheiden hinter einer Weißen Wand. Ein Artschwager-Original, mit entsprechend hohem Anspruch an die Ausführungsqualität. Immerhin handelt es sich auch um ein in Wien absolut einzigartiges neues Kunstwerk im öffentlichen Raum, entstanden auf rein private Initiative.

Georg Kargl jedenfalls möchte diesen kleinen aber feinen zusätzlichen Raum flexibel nützen. Vor allem um kurzfristige, kleinere Projekte auch jüngerer Künstler spontan umsetzen zu können. Zunächst wird die Box allerdings sozusagen selbst ausgestellt, also leer präsentiert. Als purer, quasi nackter Pas de deux von Kunstwerk und Architektur.

Links
Basis Wien - Georg Kargl
nextroom - Jabornegg & Palffy
Artnet - Richard Artschwager