Einst jüngste Kammersängerin

Berühmteste Königin der Nacht

Die legendärste Königin der Nacht feiert ihren 80. Geburtstag: Wilma Lipp. Sie begann ihre internationale Karriere von Wien aus, die sie an alle wichtigen Opernhäuser führte und gehörte dem legendären Wiener Mozart-Ensemble der Nachkriegsjahre an.

Lipp als Königin der Nacht in Mozarts "Zauberflöte"

Wilma Lipp wurde vor 80 Jahren am 26. April in Wien geboren und lebt heute in Bayern. Sie gilt als ganz große Koloratursopranistin ihrer Zeit. Bereits mit 15 hat die Lipp ihr Gesangsstudium begonnen, mit 18 als Rosina im "Figaro" in einer Freiluftaufführung debütiert, das war 1943. Und sofort nach dem Krieg wurde sie schließlich mit erst 19 Jahren Mitglied der Wiener Staatsoper, der sie über dreieinhalb Jahrzehnte lang angehörte und wo sie fast 1.200 mal in über 50 Partien aufgetreten ist.

Darunter nicht weniger als 132 Mal als Königin der Nacht, 87 Mal als Pamina, 92 Mal als Konstanze, 56 Mal als Sophie, 53 Mal als Nedda usw. Trotzdem gibt es eine Reihe interessanter Rollen, die wir nie von ihr kennen lernen durften, etwa die Traviata oder auch die Lucia, die sie mit keiner geringeren als Toti dal Monte einstudiert hatte.

Internationale Karriere

Wilma Lipps große internationale Karriere führte sie bereits in den ersten Nachkriegsjahren zu den Festspielen nach Bayreuth, wo sie als besonders reizender Waldvogel im "Siegfried" alternierend unter Knappertsbusch und Karajan aufhorchen ließ.

Der Waldvogel aber war durchaus nicht ihr einziger Ausflug zu Wagner. Sie war im Ensemble der Wiener Staatsoper selbstverständlich ebenso in den üblichen kleineren Wagner-Partien zu hören, nach ihrem Umstieg vom Koloratur- ins lyrische Fach wurde vor allem die Eva in den Meistersingern zu einer ihrer Standardrollen.

Einen weitaus wichtigeren Stellenwert in ihrer Karriere aber hat Mozart eingenommen. Partien wie die Konstanze in der "Entführung" und vor allem natürlich die Königin der Nacht in der "Zauberflöte" zählten bald zu ihren Glanzrollen und wurden zu ihrem Markenzeichen

Rollenwechsel

Von der Königin der Nacht wechselte die Lipp einige Jahre später zur Pamina und war in dieser Partie schließlich auch bei der festlichen Wiedereröffnung des Theaters an der Wien unter Karajan dabei und mit ihr Erich Kunz als weiterer Vertreter eines in dieser Form nie wieder erreichten und höchstwahrscheinlich auch nicht wieder erreichbaren Wiener Mozart-Ensembles, zu dem Karl Böhm und Josef Krips einst die Wurzeln gelegt hatten.

Bei den Salzburger Festspielen von 1948 wurde Erna Berger plötzlich krank und für Wilma Lipp ergab sich dadurch ein schicksalhaftes Einspringen als Konstanze unter Josef Krips. Unter ihm hat sie dann auch in der ersten Platten-Gesamtaufnahme der "Entführung" mitgewirkt. Das war im übrigen auch die erste Operngesamtaufnahme, die bei uns auf Langspielplatten in den Handel kam und die immer noch zu den Referenzeinspielungen zählt.

In den fünfziger Jahren hatte sie vom Koloraturfach ins lyrische gewechselt, aus dem sie sich in den Siebzigern langsam zurückzog, um sich dem Gesangsunterricht zuzuwenden. Bis 1998 unterrichtete sie als Professorin am Salzburger Mozarteum.

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EMI classics - Wilma Lipp