A-capella-Comedy der besonderen Art

Die Echten im Radio

In gewohnt stimmgewaltiger Manier lassen die vier Multimundartisten Stephan Gleixner, Patricia Simpson, Alexander Wartha und Andy Woerz neue Lieder erklingen und plaudern aus dem Nähkästchen der gehobenen Instrumentenlosigkeit.

"Dei Sock'n, der 24 Stund'n fäult"

Alles hat angeblich mit einem Promotion-Auftritt begonnen. Die Echten wollten nur ihr neues Programm vorstellen, Interviews geben, live im Radio singen. Was man eben so macht, wenn man ein neues Programm herausbringt. Aber ganz überraschend werden die Echten selbst radioaktiv, quasi persönlich Radiologen und Radiosophen vom Fach.

Radiosendung als Rahmenhandlung

Kurzfristig haben sie die Seiten gewechselt und machen neuerdings Radio - die Echten. Vom "A-capella-Comedy“-Quintett zum Quartett geschrumpft, stellten Patricia Simpson, Stephan Gleixner, Alexander Wartha und Andy Woerz vergangene Woche ihr neues Programm im Orpheum in der Wiener Donaustadt vor. Titel: "Die Echten im Radio". Um ihre Klassiker sowie neue Arrangements umfassend präsentieren zu können, wählten die Echten für ihr viertes Programm die Rahmenhandlung einer Radiosendung.

Alles beginnt mit einem Interview, zu dem Alex Krause jenes Ensemble geladen hat, das sich seit Ende der 90er Jahre gemeinsam dem A-capella-Gesang widmet. Im Sender passiert dann, was in einer Komödie passieren muss: Alles geht schief; der Moderator verschwindet; einzig das Rotlicht, das verlässliche Signal dafür, live auf Sendung zu sein, verschwindet nicht. Also übernehmen Patricia Simpson, Stephan Gleixner, Alexander Wartha und Andy Woerz den Radiosender und machen Programm.

Das Quartett im Steckbrief

"Wir wollen gar nicht, dass jemand von uns Radio machen lernt. Wir machen dieses Programm, weil wir alle noch mit dem Radio aufgewachsen sind und aus dem Radio unsere Musik gelernt haben“, meint Patricia Simpson, früher bei der Gruppe "Tietzes" gesanglich aktiv. Ihre Mutter war klassische Sängerin, ihr Vater jodelte bei einer Volksmusikgruppe, und für Patricia Simpson war es daher klar, eine Musical-Ausbildung zu machen. Mit den Echten fand sie zur "A-capella-Comedy“.

Alexander Wartha, dem seine Musiklehrerin eine Karriere als Wagner-Tenor voraussagte, hat schließlich bei Produktionen wie "Rocky Horror" und "West Side Story" Bühnenerfahrungen gesammelt. Stephan Gleixner ist ausgebildeter Pädagoge für Musik, Englisch, Schlagzeug, Gitarre und Klavier und gehörte unterschiedlichsten Formationen als Sänger an. Andy Woerz, im Ensemble mehrheitlich in der Rolle der Rhythmusbassisten zu erleben, studierte am Wiener Konservatorium, arbeitete bei Musicals und im Fernsehen und hat eine große Vorliebe für Pop und Rock:

"Das Schöne ist, wir kommen alle aus unterschiedlichen Richtungen. Wie die Nummern entstehen, das ist ganz verschieden. Manchmal gibt es zuerst den Text, und wir komponieren etwas dazu oder es gibt zuerst das Lied, und der Text entsteht im Nachhinein. Wir hören ja alle verschiedene Musikrichtungen. Ich mag Jazz ebenso wie Barockmusik - und das, obwohl ich eigentlich mit Jethro Tull aufgewachsen bin“.

A-capella-Comedy goes Radio

Wie sieht das Radioprogramm der Echten nun aus? Um CDs brauchen sich die Vier jedenfalls nicht zu kümmern - für die musikalischen Beiträge sorgen Patricia Simpson, Stephan Gleixner, Alexander Wartha und Andy Woerz bravourös selber. Zwischendurch sprechen und spielen sie - ganz im alten Radiostil - alles live: Werbungen und Ansagen, astrologische Expertisen, wissenschaftliche Vorträge und Stau-Nachrichten.

Überzeugend ist das Konzept im musikalischen Bereich. Bei einem Wunschkonzert hielten die Echten mit Sicherheit jeder noch so hinterlistigen Musikbestellung stand. Die Moderationstätigkeit wäre sicher noch ausbaufähig. Nicht immer distanzieren sich die Parodien auf Sendungselemente, entsprechen ironisch von deren möglichen Vorlagen. Das mindert mitunter den milden Spott über so manche verzweifelt anmutende Maßnahme zur Hörerbindung. Doch man darf nicht außer Acht lassen, dass es der erste Live-Auftritt im Radio war, den sich die Echten in ihr Programm geschrieben haben. Insgesamt sind sie aus dieser Premiere jedenfalls mit sehr guten Haltungsnoten hervorgegangen.

"Contra"-Tipp

Severin Groebner, der im vergangenen Jahr den "Salzburger Stier" für Österreich mit nach Hause genommen hat, lädt zur Werkschau. Unter dem Titel "groebner gesammelt" blickt der Kabarettist und Entertainer auf zehn Jahre im Dienste der Kleinkunst zurück. Dass es ihn schon so lange auf der Kleinkunstbühne gibt, wie die Sendungen "Willkommen Österreich“ und "Vera“ im Fernsehen, das will der Kabarettist selbst nur am Rande erwähnt wissen wollen.

Zu seinem Rückblick im Kabarett Niedermair in Wien, wo sein kleinkünstlerischer Werdegang einst begann, lädt sich Groebner auch verschiedenste Weggefährten ein. Beispielsweise wird Klaus Gröll - ehemaliger Kollege im Duo - ebenso mit ihm auf der Bühne zu sehen sein wie Olivier Lendl, Mike Supancic und der diesjährige Stier-Preisträger Werner Brix. Außerdem gastiert Severin Groebner mit der Derniere seines Solos "Ganz im Ernst“ und mit einer Lesung aus Christian Moser's "Monster des Alltags“ in der Drachengasse in Wien.