Opernglanz am Wiener Hof

Tu felix Austria

Am 5. Mai jährt sich zum 300. Mal der Todestag von Kaiser Leopold I. Wohl kaum ein Herrscher vor oder nach ihm zeigte so viel Engagement in Sachen Musik. Jetzt gilt es, einige Schätze aus den Tiefen der Archive zu heben.

Leopold I. komponierte sogar selbst und das auf erstaunlich hohem Niveau. Doch blickt man in die Plattenkataloge, so finden sich kaum Aufnahmen seiner Werke. Ein trauriger Umstand, der sich quasi auf das gesamte Repertoire des Wiener Kaiserhofes im 17. und bis hin zum Ende des Barock hinzieht.

Eine schier unendliche Zahl

Vor allem in den Beständen der Österreichischen Nationalbibliothek gibt es noch eine schier unendliche Zahl an Werken vom Wiener Hof. Werke von Antonio Draghi, Andrea Ziani, Antonio Caldara, Francesco Bartolomeo Conti, Johann Joseph Fux und viele andere harren ihrer Wiederentdeckung. Was da noch allein an Opern und Oratorien zu heben ist, übersteigt - könnte man sagen - bei weitem die Kapazität eines Menschenalters.

Um so erfreulicher ist es, wenn wenigstens hin und wieder Barockmusik aus Österreich ins Repertoire aufgenommen wird. Bei den "Innsbrucker Festwochen" wird heuer die Tragicommedia "Don Chisciotte in Sierra morena" von Francesco Bartolomeo Conti (1681-1732) aufgeführt.

Der gebürtige Florentiner, als Hoftheorbist angestellt, war in Wien, neben Johann Joseph Fux und Antonio Caldara, der Komponist von Oratorien und Opern. Miguel de Cervantes Don Quixote (der Roman erschien vor 400 Jahren) war immer wieder auch eine Figur, die im Musiktheater Einzug hielt. Bereits ein Zeitgenosse bemerkt über Conti: "Sogar beim Durchlesen der Partitur kann man das Lachen nicht unterdrücken".

Gradus ad Parnassum

Mit seinem Lehrwerk "Gradus ad Parnassum" ging Johann Joseph Fux als Musiktheoretiker in die Musikgeschichte ein.

Als überaus produktiver Komponist und Hofkapellmeister Kaiser Karl VI. hatte er für die Unterhaltung der Wiener High Society zu sorgen. Opern, Oratorien, Orchester und Kammermusik zeugen von den Fähigkeiten des Meisters. Auch seine Werke ruhen zum Großteil noch in den Archiven. Umso erfreulicher ist es, dass das österreichische Ensemble "Ars Antiqua Austria" seinen "Julo Ascanio, re d’Alba“ bei den "Tagen Alter Musik in Herne“ 2004 zum ersten Mal in unserer Zeit aufgeführt hat.

Der Einakter zum Namenstag Kaiser Joseph I., uraufgeführt 1708 in der Wiener Hofburg, handelt in freier Adaptation römischer Sagen von der Milde des Aeneas-Sohnes Ascanius gegenüber seinem besiegten Feind in der Gegend des späteren Rom. Natürlich darf dabei - eine frei erfundene - Liebesgeschichte nicht fehlen.

"Il Giardino armonico"

Nach langer Zeit ist beim französischen Label Naïve in Koproduktion mit der ORF eine CD mit dem Ensemble "Il Giardino armonico" erschienen. Das Motto: "La Casa del Diavolo". Das Ensemble, das sich mit Musik von Vivaldi einen Namen gemacht hat, präsentiert hier Werke von Gluck, Carl Philipp Emanuel und Wilhelm Friedemann Bach, Locatelli und Boccherini.

Da heißt es "fasten seatbelts", wenn man Musik aus Glucks "Don Juan" oder den letzten Satz der Sinfonia "La Casa del Diavolo" von Boccherini hört. Das zurechtlegen eines Taschentuchs wiederum empfiehlt sich, wenn man Locatellis "Il pianto d’Arianna" hört.

Soli Deo Gloria

Eurer

Fra Bernardo (alias Bernhard Trebuch)

CD-Tipp
"La Casa del Diavolo", Il Giardino armonico, Naive OP 30399

Hör-Tipp
"Konzert am Vormittag", Donnerstag, 7. April 2005, 10:05 Uhr

Mehr dazu in Ö1 Programm

Links
Österreichische Nationalbibliothek
Innsbrucker Festwochen
Ars antiqua Austria
Il Giardino Armonico