Traumarbeit als Lebenshilfe

Das offene Geheimnis der Träume

Träume versteht die Psychotherapeutin Ortrud Grön als Aufforderung zur Selbstheilung. Träume stellen das Gleichgewicht zwischen psychischer und physischer Aktivität her; ohne den Ausgleich durch den Traumprozess kommt es sehr schnell zum Zusammenbruch.

"Träume sind Botschaften. Sie können dem Träumenden Konflikte sichtbar machen", sagt die Psychotherapeutin Ortrud Grön. Tausende von Träumen hat sie in den letzten Jahren aufgeschrieben, analysiert und zu entziffern versucht, so auch in ihrem Buch "Das offene Geheimnis der Träume".

Die Zauberkundige

Schon allein ihr ungewöhnlicher Vorname Ortrud prädestiniert die Begründerin der bekannten oberbayerischen Herz-Kreislauf-Rehabilitationsklinik "Lauterbacher Mühle", sich mit Traumdeutungen zu beschäftigen, bedeutet er doch "die Zauberkundige". In jungen Jahren träumte sie jedoch offenbar noch von anderen Dingen.

Mit 24 Jahren begann Ortrud Grön, die heuer ihren 80. Geburtstag feiert, Literaturgeschichte, Philosophie und Volkswirtschaft zu studieren. Daneben arbeitete sie als Nachtwächterin auf einem Hamburger Trümmergelände. 1952 brach sie ihr Studium ab und heiratete den Juristen und Landwirten Dr. Rudolf Grön. Durch die Heirat lernte sie auch die von ihr so geliebte Lauterbacher Mühle kennen, in der sie auch Traumseminare abhält und Krankenpfleger in der "Traumarbeit" ausbildet.

Über Bildersprache zur Konfliktlösung

Zur Traumdeutung kam Ortrud Grön durch den Schriftsteller und Psychotherapeuten Karlfried Graf Dürckheim, der sie erstmals auf die Botschaft der Träume hinwies. Mehr als 30 Jahre beschäftigt sie sich nun schon intensiv mit Träumen und versucht sie auch in die Heilung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen miteinzubeziehen. Neben ihren Forschungen auf diesem Gebiet hat sie auch Ägyptologie und Symbolforschung studiert:

"Traumarbeit ist konkrete und sinnstiftende Lebenshilfe", so die Expertin, die den Patienten nicht über die analytischen Pfade von Siegmund Freud oder Carl G. Jung führt, sondern direkt über die Bildersprache der Traumfantasien, wobei diese Fantasien ebenso irreal und außergewöhnlich wie alltäglich sein können.

Der Traum als Gleichnis zur Selbstheilung

"Der Traum bedient sich der Bilder aus unserem Alltag, benutzt sie aber nicht dazu, reale Vorgänge aus dem Leben des Träumers zu wiederholen. Er will uns vielmehr Gedanken, Gefühle und Handlungen vom Vortag, die nicht befriedigend verlaufen sind, in einem Gleichnis sichtbar machen. Träume können also dem Menschen helfen, sich zu befreien und leben zu lernen. Wenn der Kranke ihre Botschaften versteht, kann er sie für seine Heilung nutzen, indem er sein Leben neu ordnet".

In ihrem Buch "Das offene Geheimnis der Träume", das zur Zeit wieder einmal vergriffen ist, gibt sie nicht nur einen Leitfaden zur Entschlüsselung von Träumen, sie erzählt auch viel von ihrem eigenen Leben, von ihrer schwierigen Kindheit, von Zeiten ihrer Krise mit 38 Jahren, als sie zwei Jahre lang an einer Psychose litt, und sie beschreibt viele eigene Träume. Träume, die ihr geholfen haben, ihre eigene Wahrheit zu finden:

"Wenn wir unsere Träume nicht ignorieren, sondern als Wegweiser in unser Leben aufnehmen, können wir Traumtexte empfangen, die uns Einblicke in unsere spirituelle Wirklichkeit gewähren".

Was für die Traumarbeit wichtig ist

Jeder Traum sollte sofort nach dem Erwachen aufgeschrieben werden. Jedes Detail hat seine Bedeutung, jeder Satz, der noch im Gedächtnis ist, sollte sofort notiert werden, sagt die Traumexpertin.

Jeder Traum - so Ortrud Grön - ist eine Aufeinanderfolge von Bildern; meistens sind es drei oder vier, selten auch nur eines: Im ersten geht es um die Wahrnehmung des gestörten Lebensbereichs, um das Problemfeld; im zweiten wird präzisiert, worum es bei diesem Problem geht; im dritten zeigt sich die Lösung; wenn sie sich verbirgt, geht es dann immer darum, unser Denken und Fühlen in Übereinstimmung zu bringen, um die Lösung zu finden:

"Immer, wenn ich Träume erarbeite, spür ich eine innige Liebe zum Leben. Ich freue mich auf die Bilderrätsel, die mich herausfordern, meine Wahrnehmung zu schärfen und meine Wahrheit zu finden. Nie ist ein Traum seicht, nie vage, er trifft immer das Wesentliche. Für mich ist die Quelle der Traumbotschaften der göttliche Geist, der dem Menschen hilft, freier und kreativer zu werden ".

Service

Ortrud Grön, "Das offene Geheimnis der Träume", Kore-Verlag, 1998, ISBN 3933056179 (derzeit vergriffen, Restexemplare sind bei der Autorin erhältlich)

Lauterbacher Mühle