Jahrmarkt der Eitelkeit
Vanity Fair
Bereits mehrfach wurde der Roman "Vanity Fair - Jahrmarkt der Eitelkeit" verfilmt. Nun hat die indische Regisseurin Mira Nair einen erneuten Anlauf genommen, dieses Porträt der englischen Adelsgesellschaft um 1800 auf die Leinwand zu bringen.
8. April 2017, 21:58
Becky Sharp weiß ihre Attraktivität zu nutzen.
Wer einen gesellschaftlichen Aufstieg anstrebt, dabei sein Streben allzu heftig betreibt, läuft Gefahr, doch wieder recht weit unten zu landen. Eine alte Weisheit, die auch schon dem Gesellschaftsroman von William Makepeace Thackeray "Vanity Fair" zugrunde liegt. Doch wie man mit Geschick den Stolpersteinen der adeligen englischen Gesellschaft zu Beginn des 19. Jahrhunderts entgehen kann, führt das arme, aber hübsche Waisenmädchen Becky Sharp (Reese Witherspoon) vor.
Frühe Feministin
Eigentlich nannte Thackerays seinen Text im Untertitel einen "Roman ohne Helden", doch die Gegebenheiten des zeitgemäßen Hollywood-Kinos verlangen genau nach dem Gegenteil, nach zentralen Identifikationsfiguren und Helden, die stets - im Guten wie im Bösen - über dem Durchschnitt der Gesellschaft stehen.
Und so stellt die aus Indien stammende Regisseurin Mira Nair die forsche Becky Sharp in den Mittelpunkt ihres Films, eine Heldin, die sie gegen den Strich der damaligen Zeit bürstet: Überlebenskünstlerin, frühe Feministin und brillante Taktikerin in eigener Sache. Becky weiß nicht nur die Gunst ihrer Verehrer zu nutzen, sondern widersetzt sich auch mit frechen Sprüchen den damals üblichen Geschlechterrollen: "Krieg ist für Männer wie der Pflug für den Acker, aber warum sollte man den Männern allein den Spaß überlassen".
Überbordende Schauwerte
Die Figur der Becky Sharp kommt aber umso mehr zur Geltung, als sie in einem wohldosierten Kontrast zu einer bornierten, korrumpierten und intriganten Adelsgesellschaft steht. An den fein geschliffenen Dialogen liegt es letztlich nicht, dass die von Thackery beabsichtigte Schärfe der Gesellschaftssatire in der Verfilmung von Mira Nair nicht immer zur Geltung kommt, vielmehr an der opulenten musikalischen Orchestrierung und an den überbordenden Schauwerten, so als hätten sich Kostümbildner und Ausstatter auf einen "Jahrmarkt der Eitelkeit" verirrt
Vanity Fair - Jahrmarkt der Eitelkeit
Großbritannien, 2004
Mit: Reese Witherspoon, Gabriel Byrne, Rhys Ifans, Jonathan Rhys-Meyers u. a.
Drehbuch: Matthew Faulk, Julian Fellowes, Mark Skeet
Regie: Mira Nair