Schuhhändler, Fabrikant und christlicher Philanthrop
Das Deichmann-Imperium
An die 90 Millionen Paar Schuhe verkauft die Deichmann-Gruppe in 1.900 Filialen in Europa und den USA pro Jahr. Der Konzern mit seinen 22.000 Beschäftigten wird nach streng christlichen Grundsätzen geführt, denn sein Chef ist überzeugter evangelischer Christ.
8. April 2017, 21:58
Heinz Horst Deichmann im Interview mit Herbert Hutar
Nach streng christlichen Grundsätzen führt der überzeugte evangelische Christ Heinz Horst Deichmann sein Schuhimperium. Nach sozialen und umweltbewussten Kriterien hat er seinen Konzern aufgebaut. Sein Sohn, Heinrich O. Deichmann, führt bereits seit 1999 die Geschäfte. Und das außerordentlich erfolgreich, wie man an den Zahlen feststellen kann ...
90 Millionen Paar Schuhe pro Jahr
Nicht weniger als 90 Millionen Paar Schuhe in insgesamt 1.900 Filialen verkaufen die rund 22.000 Beschäftigten pro Jahr. In Europa ist die Schuhhandelskette damit Marktführer, aber auch in den USA sind hohe Absätze zu verzeichnen. In Österreich ist Deichmann mit 93 Filialen und etwa 700 Beschäftigten vertreten. Dazu kommen zahlreiche Schuhfabriken in der Dritten Welt.
Die Familie Deichmann gehört der evangelischen Freikirche an, die theologisch der evangelischen Kirche A. B. nahe steht, und auch mit der evangelischen Landeskirche enge Beziehungen unterhält. Allerdings mit zwei Unterschieden: Die evangelische Freikirche führt keine Säuglingstaufe durch, und sie finanziert sich frei, also aus Spenden, nicht aus Mitteln der Kirchensteuer.
Das Familien-Unternehmen
Heinz-Horst Deichmann hat das von seinem Vater 1913 in Essen-Borbeck gegründete Unternehmen 1956 übernommen. Der Vater war 1940 gestorben. In der Zwischenzeit hat Mutter Julie Deichmann die Firma geführt. Heinz-Horst hat Medizin studiert und ist ausgebildeter Orthopäde. Er hat das Unternehmen zum Marktführer in Deutschland gemacht. Dabei wurden die alten christlichen Grundsätze nicht nur beachtet, sondern auch zum Wohl der Firma umgesetzt:
"Wir wissen, dass zufriedene Mitarbeiter für ein gutes Kundenservice unerlässlich sind,
lautet ein Leitsatz des Familienunternehmens. Dazu gehören zumindest in Deutschland eine betriebliche Altersvorsorge, kostenlose Gesundheitsförderung und finanzielle Unterstützung in persönlichen Notfällen.
Code of Conduct
Wie viele andere Firmen lässt auch Deichmann die Schuhe in der Dritten Welt und in Ostasien herstellen. Die Zulieferer und ihre Subunternehmer müssen sich dabei aber einem strengen Verhaltenskodex unterwerfen. Dieser Code of Conduct ist in zehn Abschnitte gegliedert und umfasst ein Verbot der Kinderarbeit ebenso wie ausreichende Entlohnung, eine maximale Arbeitszeit von 48 Stunden pro Woche bis hin zu umweltgerechter Produktion. Und die Lieferanten, zum Großteil in Indien, leben gut davon, versichert Heinz-Horst Deichmann.
Reichtum nur zum Wohl der Menschen
Sein Verhältnis zu wirtschaftlichem Erfolg und zum kaufmännischen Gewinn umreißt Deichmann so:
"Der Gewinn muss ausreichen, das Wachstum des Unternehmens finanzieren zu können, aber nicht nur: Er ist dazu da, zum Wohl des Unternehmens und der Menschen eingesetzt zu werden".
Gewinnmaximierung als Selbstzweck oder bloß um eine Stiftung zu dotieren, die die Familie bereichert, lehnt Heinz-Horst Deichmann ab:
"Reichtum, der nicht zum Wohl der Menschen verwendet wird, sondern auf Konten verstaubt, ist vergeudeter Reichtum und bedeutet sogar ein vergeudetes Leben".
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