Rapide Zunahme der Gefährdeten

Armut macht krank

Die Armut steigt. Zu diesem Ergebnis ist ein vom Sozialministerium herausgegebener Bericht gekommen. Die Zahlen aus dem kürzlich erschienenen Sozialbericht belegen nun hoch offiziell, was Ärzte und Sozialarbeiter schon seit einigen Jahren beobachten.

An dieser Stelle seien nur zwei Zahlen genannt, die die Situation am besten beschreiben: 467.000 Österreicherinnen und Österreicher, also beinahe eine halbe Million Menschen, werden als "akut arm" bezeichnet. Die zweite Zahl ist jene, der von "Armut gefährdeten" Menschen. Von "Armut gefährdet" ist laut Statistik hierzulande jeder Erwachsene, der mit einem monatlichen Einkommen von unter 785 Euro auskommen muss. Über eine Million Personen - oder jede/r Achte ist hierzulande zumindest von Armut gefährdet. Diese beiden Zahlen sind Grund genug, sich einmal anzusehen, wie sich Armut auf die Gesundheit niederschlägt.

Gesundheitsrisiken der Sozialschwachen

Der Zusammenhang von Armut und Gesundheitszustand ist ja seit längerem bekannt. Menschen, die in Armut leben, tragen höhere Erkrankungsrisiken. Gründe dafür sind: die Belastung, den Alltag zu bewältigen, die fehlenden Möglichkeiten, sich von der permanenten Belastung erholen zu können, Unterschiede in der Gesundheitsversorgung oder schlechtere Bedingungen im Krankheitsfall. All das trägt dazu bei, dass es Menschen aus ärmeren Schichten gesundheitlich weniger gut geht als den Reichen.

Häufige Erkrankungsbilder der Sozialschwachen sind: Übergewicht und eine erhöhte Rate bei Herz-Kreislauferkrankungen. Denn der Herzinfarkt - noch immer fälschlicher Weise als Managerkrankheit angesehen - ist in Wirklichkeit ein Problem der ärmeren Schichten.

Auch durch Stress verursachte Erkrankungen wie Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Depressionen und nicht zuletzt arbeitsbedingte Abnützungen des Bewegungsapparates sind drohende Konsequenzen materieller Not.

Armut ist weiblich

Diese häufig gemachte Feststellung trifft mehr denn je zu: Armut ist weiblich. Von den rund 460.000 Personen, die laut jüngstem Sozialbericht als "akut arm" bezeichnet werden, sind zwei Drittel Frauen. Bei den von Armut gefährdeten Menschen ist der Anteil der Frauen ebenfalls deutlich höher als jener der Männer.

Von Armut besonders gefährdet sind allein erziehende Mütter. Sie bilden die größte Gruppe unter den von akuter Armut betroffener Frauen.

Ungleiche Chancen - von Anfang an

Ein mir als Kinderarzt am Herzen liegendes Problem ist die Situation von Kindern, die in Haushalten mit niedrigem Einkommen aufwachsen. Sie sind besonders benachteiligt - nicht nur in sozialer Hinsicht, sondern auch in gesundheitlicher: Kinder aus armen Haushalten neigen zu Übergewicht: Auf den Tisch kommen vorwiegend süße, kalorienreiche Speisen und fettreiche Fertiggerichte. Außerdem essen Kinder, die viel allein sind, aus Frust und Einsamkeit alles, was sie zwischen die Finger kriegen.

Bei Kindern von Erwerbslosen und Sozialhilfeempfängern treten überproportional häufig Infektionen der Atemwege und asthmatische Erscheinungen auf. Die Ursache sind oft feuchte Wohnungen. Auch Schlafstörungen und andere psychosomatische Erkrankungen sind Folge der mangelnden sozialen Sicherheit.

Und es ist nicht nur so, dass Kinder akut gesundheitliche Probleme haben, wenn sie in armen Haushalten aufwachsen. Diese gesundheitlichen Beeinträchtigungen sind auch eine schwere Bürde für ihre Zukunft. Denn aus durch Armut kranken Kindern, werden chronisch kranke Erwachsene.

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