Vom Kaufmann zum Propheten

Zur Person: Mohammed

Als der aus einer Kaufmannsfamilie aus Mekka stammende Mohammed 632 starb, war er religiöser und politischer Führer ganz Arabiens. Heute bekennen sich rund 20 Prozent der Weltbevölkerung zum Islam. Wer war dieser Mann, der zum "Gesandten Gottes" wurde?

Mohammed soll im Jahr des Elefanten geboren worden sein, also in jenem Jahr, als Abraha, der Herrscher des Jemen, einen Feldzug gegen Mekka unternahm, auf dem mindestens ein Elefant mitgeführt worden war. Gemäß der Tradition wird die Sure 105, die "vom Elefanten", mit dem Misslingen dieses Unternehmens in Zusammenhang gebracht, das war um das Jahr 570 unserer Zeitrechnung.

Talent zum Kaufmann

Als junger Mann scheint Mohammed einiges Talent zum Kaufmann gehabt zu haben, denn als er ungefähr 25 Jahre alt ist, reist er im Auftrag der wohlhabenden 40-jährigen Witwe Chaditscha nach Syrien. Später bietet sie ihm die Ehe an und ist dann 25 Jahre lang seine einzige Ehefrau, sie gebiert ihm vier Töchter und zwei oder drei Söhne, die Buben sterben allerdings schon im Kindesalter. Nach ihrem Tod im Jahr 619 hatte er dann mehrere Frauen.

Die Heirat mit Chaditscha bildete einen Wendepunkt in Mohammeds Leben, versorgte sie ihn doch mit dem nötigen Kapital, um sich als Kaufmann niederlassen zu können. Von diesem sozialen Aufstieg ist in einem Abschnitt der 93. Sure die Rede, in dem Gott zu Mohammed spricht:

Hat er dich nicht als Waise gefunden und dir Aufnahme gewährt, dich auf dem Irrweg gefunden und rechtgeleitet und dich bedürftig gefunden und reich gemacht?

Mohammeds Berufung

Es war um das Jahr 610, als der mittlerweile etwa 40-jährige Kaufmann von einer Vision erfasst wurde. Schon früh hatte er den Polytheismus der Mekkaner abgelehnt und sich immer öfter in die Einsamkeit einer Berghöhle zurückgezogen, die Hira heißt und für Muslime bis heute ein heiliger Ort ist. In einer alten Überlieferung, die auf Aischa, die Lieblingsfrau des Propheten, zurückgeht, wird Mohammeds Berufung geschildert:

Am Anfang der Offenbarung stand für den Gesandten Gottes die wahrhaftige Vision, sie kam über ihn wie der Anbruch der Morgendämmerung.

Er gewann die Einsamkeit lieb, und er ging zu einer Höhle auf dem Hira, um dort eine gewisse Anzahl von Nächten hindurch Andachtsübungen zu verrichten, ehe er zu seiner Familie zurückkehrte. Dann kehrte er zu ihr zurück, um Vorkehrungen für einen ähnlichen Aufenthalt zu treffen. Zuletzt kam unerwartet die Wahrheit zu ihm und sagte: O Mohammed, du bist der Gesandte Gottes.

Der Gesandte Gottes sagte: Ich war gestanden, doch ich sank auf die Knie, dann kroch ich davon, und meine Schultern zitterten, dann betrat ich Chaditschas Zimmer und sagte: Hüllt mich ein, hüllt mich ein, bis die Angst von mir gewichen ist. Dann kam er zu mir und sagte: "O Mohammed, du bist der Gesandte Gottes."

Ablehnung nimmt zu

Die traditionellen Berichte erzählen davon, dass Mohammed nach seinem Berufungserlebnis etwa drei Jahre lang die Offenbarungen, die er von da an empfing, seiner Familie und einigen auserwählten Freunden mitteilte, jedoch noch nicht öffentlich predigte. Diese zweite Phase begann wohl damit, dass Mohammed im Haus seines wohlhabenden Jüngers al-Arqam zu lehren begann, etwa ab dem Jahr 614.

Es gibt Namenslisten von den ersten Männern, die Muslime, also Rechtgläubige, wurden. Doch die Zahl der Gegner Mohammeds wurde ebenfalls größer: Der wachsende Wohlstand Mekkas hatte eine neue Oberschicht von Großkaufleuten hervorgebracht, die strikte Gegner des Propheten waren. Mit der Zeit kam es auch zu handgreiflichen Auseinandersetzungen, vor Mohammeds Tür wurden Abfälle und Exkremente abgeladen, seine Anhänger wurden wirtschaftlich unter Druck gesetzt. Ein Grund für die Oppositionsbewegung war wohl, dass die Großkaufleute ihren politischen Einfluss gefährdet sahen, denn Mohammed kam beim einfachen Volk gut an.

Sieg über Mekka

Der Druck auf den Propheten wurde größer, doch er und seine Familie standen unter dem Schutz ihres Klans. Das änderte sich jedoch, als ein neuer Klanführer, der mit den Gegnern Mohammeds sympathisierte, die Leitung übernahm. Er fand einen Vorwand, dem Propheten den Schutz des Klans zu entziehen, was letztlich zur Folge hatte, dass Mohammed Mekka verlassen und nach Medina fliehen musste, eine Emigration, die auch als Hidschra bekannt ist. Mit dem Tag seiner Ankunft, dem 16. Juli 622, beginnt die islamische Zeitrechnung.

Was nun folgte war eine rund sechs Jahre dauernde bewaffnete Auseinandersetzung mit Mekka. Einer der Höhepunkte war die Schlacht bei Badr, die mit einem Sieg der Muslime endete, was nicht nur politisch für Mohammed außerordentlich wichtig war, vom religiösen Standpunkt aus betrachtet lieferte der Sieg bei Badr einen für die Öffentlichkeit schlagenden Beweis, dass Mohammed der Gesandte Gottes sei. Der Koran führt diesen Sieg auch auf Gottes Eingreifen zurück:

Und nicht ihr habt sie getötet, sondern Gott; und nicht du hast jenen Pfeilschuss abgegeben, sondern Gott.

Der mächtigste Mann Zentralarabiens

Mohammed gewann im Lauf der Jahre unter den Nomadenstämmen weiter an Einfluss und Prestige, die Mekkaner verloren mehr und mehr an politischem und wirtschaftlichem Terrain, sodass Mohammed am 11. Jänner 630 mit einer Streitmacht von rund 10.000 Mann gegen Mekka zog und die Stadt praktisch kampflos einnahm. Er führte dort noch die Hadsch durch, die heilige Wallfahrt zur Kaaba, dann aber kehrte er nach Medina zurück.

Die darauf folgende Aussöhnung mit seinen ehemals erbitterten Gegnern war wohl eine der großen politisch-diplomatischen Leistungen Mohammeds - in ganz Süd- und Zentralarabien gab es niemanden mehr, der mächtiger war als er. Im Jahr 632 nahm Mohammed an der so genannten Abschiedwallfahrt teil, von der er krank zurückkehrte. Am 8. Juni 632 starb er, den Erzählungen nach den Kopf im Schoß seiner Lieblingsfrau Aischa gebettet.

Für seine Nachfolge hatte er keine Vorkehrungen getroffen.

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Wikipedia - Mohammed