Nina Stemme, eine der aufregendsten Stimmen

Auch am italienischen Repertoire interessiert

Bevor sie Sängerin werden durfte, musste sie Wirtschaft studieren: Nina Stemme. In Wien debütierte die gebürtige Schwedin, heute eine der gefragtesten Wagner-Sängerinnen, mit der Senta. Aber auch das italienische Repertoire ist ihr ein großes Anliegen.

An der Wiener Staatsoper war sie bisher immer in Wagner-Partien zu bewundern, dabei liegt ihr doch auch das italienische Repertoire so sehr am Herzen: Die schwedische Sopranistin Nina Stemme.

1993 gewann Stemme den Domingo-Gesangswettbewerb in Paris. Dies ermöglichte der damals völlig unbekannten Sopranistin Vorsingen an vielen Opernhäusern, u. a. in Wien und Köln, wohin sie auch nach Abschluss ihres Studiums in Stockholm für vier Jahre engagiert wurde.

Erste Versuche mit Halsschmerzen

Nina Stemme studierte zuerst Wirtschaft, denn ihre Eltern, die keine Musiker sind, wollten, dass sie einen "sicheren" Beruf ergreift. Zur Musik fand sie durch den Besuch einer Musikschule, wo sie auch Klavier und Geige spielen lernte und über den Chorgesang zum Gesangsstudium kam.

"Nur das kleine Problem war: ich konnte nicht singen! Nach zehn Minuten hatte ich Halsweh", erinnert sich Stemme.

Von Tosca bis Agathe

Ihre ersten Engagements führten Nina Stemme nach Italien, für einige Zeit an die königliche Oper in Stockholm und anschließend nach Köln. In dieser Zeit entwickelte sie ihr Repertoire von Tosca über Figaro-Gräfin bis zu Agathe in "Freischütz":

"Ich habe immer eine gewisse Hassliebe zu Tosca gehabt. Ich wollte die Tosca als ganz normales, junges Mädchen zeigen, nicht als Diva. Jetzt liegt mir diese Rolle sehr am Herzen, denn da kann ich auch meine eigene Entwicklung zeigen."

Neue Nuancen entdecken

Nina Stemme versucht, ihre Rollen nicht in jeder Vorstellung genau gleich zu gestalten, sondern entdeckt jeden Abend neue Nuancen.

Mittlerweile ist Stemme eine gefragte Wagner-Interpretin. Sie singt Elsa, Senta und Sieglinde. In Glyndebourne hat sie auch schon die Isolde gestaltet, die sie auch auf CD eingespielt hat und heuer sogar in Bayreuth singen wird.

Brünnhilde muss noch warten

Wann wird Nina Stemme von der Sieglinde zur Brünnhilde wechseln? "Die Sieglinde ist so eine schöne Partie, ich möchte so lange wie möglich bei Sieglinde bleiben. Denn wenn ich Brünnhilde singe, werde ich nur noch für die hochdramatischen Partien gefragt, und das kommt zu früh für mich", stellt Stemme fest.

Zugang über den Text

Ihre Rollen erarbeitet Nina Stemme über den Text. Sie muss genau verstehen, was sie singt. Und so übersetzt sie sich vor dem eigentlichen Lernen die Texte zunächst ins Schwedische.

Eine besondere Liebe gilt auch der zeitgenössischen Musik, die aber aus den verschiedensten Gründen viel zu selten Eingang in die Spielpläne findet.

Manko Zeitmangel

Wie beurteilt die erfolgreiche Sopranistin den heutigen Opernbetrieb? "Es gefällt mir, die Spannung beim Publikum, besonders hier in Wien. Was mir nicht gefällt, ist, dass die Sänger so wenig Zeit haben, mit dem Orchester neue Partien auszuprobieren. Aber das ist schwierig, das ist teuer", sagt Stemme.

Die private Seite

Privat ist Nina Stemme mit einem Bühnenbildner verheiratet, ihre Kinder gehen in Schweden zur Schule und empfinden den Sängerberuf ihrer Mutter als etwas ganz Normales:

"Einmal kommt meine mittlere Tochter nach Hause und erzählt ganz erstaunt, dass die Mütter der anderen Kinder im Kindergarten nicht Opernsänger sind!"

Rollenwünsche

Zu den Rollenwünschen von Nina Stemme für die Zukunft zählen Amelia in "Simone Boccanegra", sowie Aida und Desdemona.