Der Bialowieza-Nationalpark in Polen

Eine polnische Arche Noah

Als Arche Noah hat sie der polnische Dichter Adam Mickiewicz beschrieben, als behütetes Königreich von Baum- und Kräutersamen. Die Rede ist vom letzten noch erhaltenen Urwald im nordöstlichen Zipfel der Europäischen Union, dem Bialowieza-Nationalpark.

1977 wurde das Gebiet des Bialowieza-Nationalparks an der Grenze zu Weißrussland von der UNESCO als Weltreservat der Biosphäre anerkannt und zwei Jahre später zur ersten und einzigen natürlichen Welterbestätte in Polen erklärt.

400 Jahre alte Eichen

Wer heute den Bialowieza -ationalpark besucht, begegnet Urwaldriesen von imponierendem Ausmaß und Alter. Die mächtigen Baumriesen haben selbst die beiden Weltkriege unbeschadet überstanden. In ihren ausladenden Ästen hat der scheue und vom Aussterben bedrohte Schwarzstorch seinen Horst angelegt. Im insektenreichen Totholz abgestorbener Bäume brüten Dreizehenspecht und Sumpfohreule. Hoch oben in den Baumkronen, versteckt vor neugierigen Blicken, zieht ein Adlerpärchen seine Jungen auf.

Vielstimmiges Konzert

Horcht man aufmerksam in den Urwald hinein, so kann man zu jeder Tageszeit ein vielstimmiges Konzert erlauschen, gespickt mit dem eleganten Ruf des Wiedehopfs und dem durch den Wald hallenden Trommelwirbel des Weißrückenspechts. In Augenhöhe flattern buntfarbige Schmetterlinge, im feuchten Boden finden sich Wildschweinspuren der letzten Nacht. Auch Wisente, Luchse, Rothirsche und Tarpan-Wildpferde nutzen das Dickicht als Rückzugsgebiet.

Viele der Touristen, die den Nationalpark ohnehin nur in Begleitung von professionellen Führern betreten dürfen, sind Hobby-Ornithologen aus Polen, Deutschland und England. Ausgerüstet mit Teleobjektiven und Ferngläsern pirschen sie schon in den frühen Morgenstunden durch das Unterholz auf der Jagd nach seltenen Vögeln.

Die Natur regiert pluralistisch und ermöglicht so einen Reichtum an Flora und Fauna, wohin das Auge reicht. Versumpfte Stellen, undurchdringliche Kiefernmoore, mäandernde Bäche. Selbst Wissenschaftler können sich nicht satt sehen an dieser mannigfaltigen Natur. Abgestorbenes Holz bleibt am Boden liegen und bietet gleichzeitig Lebensraum für zahllose Insekten, die wiederum als Nahrungsquelle für Hunderte von Brutvögeln dienen.

Diese überbordende Lebensvielfalt liegt auch in einem stetigen Wechsel zwischen Trocken und Nass begründet. In dieser Wildnis gehen Wölfe und Luchse in der Dämmerung auf die Jagd nach Wildscheinen, Rehen und Hirschen.

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Links
Bialowieza-Nationalpark
Polnisches Fremdenverkehrsamt