Wagnisse mit und nach Wagner

Frischer Wind auf der Opernbühne

Mit großer Spannung, erwartet man diesen Sommer Robert Dean Smith ersten Tristan am Grünen Hügel in Bayreuth. In Christoph Marthalers Inszenierung ist Nina Stemme die Isolde. Als Siegmund, als Stolzing hat sich Smith in Bayreuth einen Namen gemacht.

Bisher war der Hermann in Tschaikowskys "Pique Dame" Robert Dean Smith Ausnaherolle außerhalb seines Wagner-Fachs. Aber wie ist das heute: Wer einmal als Wagner-Sänger arriviert, oder auch: abgestempelt ist, kriegt - die Klage ist aus Sängermund oft zu vernehmen - nur im Ausnahmefall nicht-deutsches Repertoire angeboten. Auch Peter Seiffert hat das erfahren, der für Robert Dean Smith ganz am Anfang seiner Bayreuth-Laufbahn den Einspringer gemacht hat.

Wie klein die Wagner-Welt doch ist: Da hat sich das Teatro Real in Madrid für "Lohengrin" doch tatsächlich die alte Berliner Götz-Friedrich-Inszenierung eingekauft, rund um Peter Seiffert als Lohengrin, unter der musikalischen Leitung von Jesus Lopez Cobos, der ja eine Zeit lang Friedrichs Berliner Weggefährte war.

Und quasi nebenan in Barcelona tritt als Lohengrins Vater Placido Domingo in Erscheinung und lässt sich von Violeta Urmana in ihrer Lebensrolle als Kundry umgarnen. Eine "Parsifal"-Neuproduktion am Gran Teatro del Liceo, musikalisch betreut durch den neuen GMD, den dem Berliner Barenboim-Stall entwachsenen Sebastian Weigle.

Meier als "Carmen"

Auch Waltraud Meier hatte zuletzt wieder eine Premiere, die sie von Wagner weg- und sozusagen zu ihren sängerischen Anfängen zurückgeführt hat: die Premiere von Bizets "Carmen“ an der Sächsischen Staatsoper Dresden.

Und der Zufall will es, dass dort Robert Dean Smith ihr Don José war. Sopranistinnen, die unter anderem in Waltraud Meiers Fußstapfen tretend, die Isolde singen, gibt es viele. Solche, die den Weg an die Spitze nicht nur finden, sondern sich auch dort halten können, schon weniger.

Vielleicht hat Jeanne-Michele Charbonnet das Zeug dazu. Sie stand zunächst Ende 2004 bereits im Zentrum einer "Tristan-und-Isolde"-Neuproduktion am Teatro San Carlo in Neapel - zur dortigen Saison-Eröffnung, übrigens mit Thomas Moser als Tristan.

Sie konnte ihren Erfolg jüngst in Genf, am Grand Theatre de Geneve, einem Haus mit Wagner-Tradition, wiederholen. Jeanne Michele Charbonnet ist wieder einmal eine amerikanische Sopranistin, die vor ein paar Jahren noch Sekundbesetzung für die Amelia im "Maskenball" auf der Seebühne in Bregenz war, dann via Sieglinde und Senta rasch zu Lady Macbeth, Brünhilde und eben Isolde gelangt.

"Turandot" an der Met

Aus der Metropolitan Opera in New York gibt es jetzt wieder, nach einer mehrwöchigen Pause, mit der man auf die zu dieser Jahreszeit stets zu beobachtende Besucherflaute Rücksicht genommen hat, Giacomo Puccinis "Turandot", mit Andrea Gruber. In einem Interview bekannte sie zuletzt, dass für ihre stimmlichen Krisen in den vergangenen Jahren eine jetzt überwundene Rauschgiftabhängigkeit mitverantwortlich war. Ihr Kalaf ist Johan Botha, der sich nicht vollkommen im deutschen, im Wagner-Fach einzementieren lassen möchte.

Dirigent an der Met: "Unser" Bertrand de Billy, Chefdirigent des Radio-Symphonieorchesters Wien, der bei diesen "Turandot"-Aufführungen einen Riesen-Erfolg auch bei der Presse gehabt hat und in ein paar Tagen für Saint-Saens’ "Samson et Dalila" mit Denyce Graves und José Cura wieder an der Met erwartet wird.

Sopranistin Ute Gfrerer im Porträt

Fast wäre die Sopranistin Ute Gfrerer auf die Operettenrollen abonniert worden, ob Adele oder Briefchristl, mit der Operette begann sie ihre Karriere in Deutschland und an der Volksoper Wien.

Geboren wurde Ute Gfrerer in Spittal an der Drau. Von dort aus machte sie sich mit siebzehn Jahren auf den Weg nach Amerika: "der Liebe wegen...", wie sie sagt. Ein paar Wochen wollte sie bleiben, fünf Jahre sind es geworden.

Ihrer Schauspiel- und Gesangsausbildung in Los Angeles folgten eine Reihe fixer Engagements, seit 1999 ist sie freiberuflich tätig. Sie sang unter Nikolaus Harnoncourt und Franz Welser-Möst, spielte unter Jürgen Flimm und Klaus-Maria Brandauer. Ihr Repertoire reicht von der Donna Elvira in Mozarts "Don Giovanni" bis zur Jenny in "Mahagonny".

Der Eliza verleiht sie nun in der Bregenzer Inszenierung von Lerner/Loewes Erfolgsmusical "My fair Lady" eine stark kärntnerische Farbe, die Eliza darf hier singen, wie Ute Gfrerer der Schnabel gewachsen ist, zumindest bis Prof. Higgins (Fred Liewehr) dieser Untugend einen Riegel vorschiebt.

Neben ihren Opern- oder Operettenengagements beschäftigte sich Ute Gfrerer in den letzten Jahren aber auch mit einer Bühnenshow, die das Leben und Werk der großen Diven der U-Musik im 20. Jahrhundert nachzeichnet. Das sind etwa Edith Piaf oder Lotte Lenya, um nur zwei zu nennen.

Auf ihrer Solo CD "schwingen", die sie gemeinsam mit dem Ensemble Corso Wien eingespielt/-gesungen hat, sind einige Lieder dieser Diven in der Interpretation von Ute Gfrerer nachzuhören.

CD-Tipp
Ute Gferer, "schwingen", Corso Wien, CW 303A

Hör-Tipp
Sie zählt zu den absoluten Ausnahmeerscheinungen: Die italienische Sopranistin Mirella Freni, die am Sonntag ihren 70. Geburtstag feiert. Aus diesem Anlass widmet ihr Ö1 am kommenden Sonntag in "Apropos Oper", 15:06 Uhr, eine Hommage, die ihre nunmehr 50 Jahre dauernde Karriere beleuchtet. Mirella Freni wird in Rollen von Verdi, Donizetti, Mozart, Massenet, Gounod, Cilea, Tschaikowsky - und natürlich Puccini, jenem Komponisten, mit dem sie in den 1960er Jahren ihren internationalen Durchbruch hatte, zu hören sein.

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