Das Vorbild daheim

Die Schlüsselrolle des Lehrens

Gängigen Klischees entsprechend haben Volksschullehrer einen Halbtagsjob, ständig Ferien und sind überbezahlt. Für viele VolksschullehrerInnen stellt sich der Berufsalltag weniger rosig dar. Drei Volksschulpädagoginnen sprechen über ihre Situation.

Das Läuten klingt seit eh und je gleich

Elisabeth Stecher ist seit 19 Jahren Volksschullehrerin. Wenig Arbeit, ständig Ferien, viel Geld - diese Berufsklischees über das Lehrerdasein bekommt sie ständig zu hören. Elisabeth Stecher fühlt sich missverstanden. 30 Kinder optimal zu fördern sei Schwerarbeit, meint die Grundschullehrerin:

"Wir werden ja sehr wenig ernst genommen in der Gesellschaft, glaube ich. Die meisten Eltern sehen zwar, was in der Schule passiert, die wissen auch, dass wir sehr wohl "arbeiten" und nicht zu Mittag nach Hause gehen und Ferien machen. Doch das ist irgendwie die Volksseele, die dann kocht - da wird der Neid geschürt."

Keine Unterstützung, dafür Druck

Ingrid Beranek hat es geschafft: nach Jahren der Unsicherheit hat die engagierte Lehrerin jetzt einen unbefristeten Vertrag in der Tasche. Ingrid Beranek leitet eine 2. Volksschulklasse in Wien. Keine leichte Aufgabe, wenn man bedenkt, dass 40 Prozent der Volksschüler in der Bundeshauptstadt nichtdeutscher Muttersprache sind:

"Den Druck macht man sich als Lehrer in erster Linie selbst. Ich kenne keinen Lehrer, der das nicht auch persönlich nimmt, wenn seine Schüler etwas nicht können. Man sagt ja auch immer 'Meine Klasse', 'Meine Kinder können das' - diesen Druck macht man sich. Und er kommt natürlich auch von Außen, keine Frage. Also wenn ich jetzt an die Ergebnisse der PISA-Studie denke - Lesefertigkeiten: Es wird eben erwartet, die Kinder lernen eh in der Schule lesen. Dass es damit nicht getan ist, ist klar. Die Übung daheim, das Vorbild daheim - das kann die Schule nicht nehmen."

Eine eigene Klasse? Wunschtraum!

Jasmin Nagl hat letztes Jahr die Pädagogische Akademie abgeschlossen. Zurzeit jobbt sie lieber in einer Buchhandlung, als sich auf die Warteliste für den Schuldienst setzen zu lassen. Jasmin hat sich voller Idealismus in die Lehrerausbildung gestürzt, hat aber jetzt Zweifel, ob sie sich unter den heutigen Bedingungen als Lehrerin bewähren kann:

"Abgesehen davon, dass ich mich nicht um meinen Posten beworben habe, hätte ich wahrscheinlich auch gar keinen bekommen, hätte ich's versucht. Viele, die mit mir fertig geworden sind, haben mit Müh' und Not vielleicht irgendwo einen Hortbetreuungsjob bekommen. Aber dass man wirklich eine eigene Klasse hat - stehen die Chancen eigentlich nicht sehr gut. Dass man fertig ist und gleich etwas kriegt, so wie man es sich vorstellt oder erträumt - das spielt's sowieso nicht."