Sprache prägt das Weltbild

Die Grenzen meiner Sprache

Nach dem Philosophen Ludwig Wittgenstein ist Denken untrennbar mit der Sprache verbunden. Doch was wird durch die Sprache Realität - Wirklichkeit? Da jede Sprache eigene Metaphern besitzt, kann Sprache auch zu Ver-, Miss- und Unverständnis führen.

Sprache zeichnet die Bahnen des Denkens. Sprache konstituiert Identität, ist Kennzeichnen einer Persönlichkeit. Die erste Wirklichkeit erfährt ein Ungeborenes Kind im Mutterleib. Die Melodie der Sprache der Mutter dringt durch das Fruchtwasser an das Ohr des Ungeborenen. Bereits zu diesem Zeitpunkt beginnt der Spracherwerb und zwar über den Rhythmus der Muttersprache. Das ist ein Teilergebnis der weltweit größten Erhebung zum Spracherwerb.

Drei Aufgaben

Der Linguist Jürgen Weissenborn von der Humboldt-Universität Berlin ist Spezialist auf dem Gebiet des Erstspracherwerbs bei Kindern. Er hat durch Untersuchungen festgestellt, dass bereits in der 25. Schwangerschaftswoche das auditive System entwickelt ist.

Über die Lautebene erkennt ein Kleinkind später die Worte. Manche schneller, als andere. Dabei muss das Kind drei Aufgaben bewältigen.

  1. Es muss den Lautstrom in Einheiten aufspalten.
  2. Dem Wort eine Bedeutung zumessen. Zum Beispiel das Wort Tomate mit der roten Frucht in Verbindung bringen und
  3. Das Kind muss die Regeln lernen, wie Wörter zu Sätzen zusammengesetzt werden.

Trennung beim Erkennen von Sinn und Struktur

Am Leipziger Max-Planck-Institut für neuropsychologische Forschung haben Wissenschaftler durch Messungen von Hirnströmen festgestellt, dass sich das Gehirn bei der Verarbeitung von Sprache zunächst ausschließlich mit der abstrakten Grammatik beschäftigt.

Das bedeutet, berichtet die Medizinerin Jutta Müller, die an den Untersuchungen beteiligt, ist, dass ein Wort nach 100 und 300 Millisekunden in die Struktur des Satzes eingebaut wird. Ein Sinnzusammenhang findet erst nach 400 Millisekunden statt. Diese Trennung beim Erkennen von Sinn und Struktur ist effizient. Ist die Grammatikerkennung abgehakt, kann sich das Gehirn unbeschwert den Inhalten widmen.

Durch diese Untersuchungsergebnisse, können nun wesentlich früher Sprachstörungen erkannt werden und rechtzeitig, mit einer Therapie begonnen werden.

Sprache, Wegweiser zur Persönlichkeit

Peter Wiesinger ist Germanist an der Universität Wien und auf deutsche Dialekte spezialisiert. Dass der Dialekt heute in manchen Kreisen als Sprache der Ungebildeten gilt, geht auf einen geschichtlichen Prozess zurück, der bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht.

In Zeiten Maria Theresias sprachen alle Gesellschaftsschichten im Dialekt, auch der Adel und die Kaiserin. Erst die Sprachreform nach ost-mitteldeutschem Vorbild und die Einführung der allgemeinen Schulpflicht 1775 drängte den Dialektgebrauch zurück.

Ab dem 19. Jahrhundert orientierte sich die Oberschicht immer mehr nach der Schriftsprache. Bis heute ist das so geblieben. Zugleich zeigt sich aber in manchen Bundesländern und Städten ein neues Bewusstsein der Menschen, über ihren Landesdialekt.