Monika Schwabegger und Robert Reinagl

ORF/GÜNTER KAINDLSTORFER

Menschenbilder

In memoriam Robert Reinagl

"Worum's im Leben geht: Man sollte leiwand zueinander sein." Burgschauspieler Robert Reinagl zieht Bilanz

Am Donnerstagnachmittag, 30. Oktober, kam die Nachricht vom Ableben des Burgschauspielers Robert Reinagl. In diesem "Menschenbild", aufgenommen vor wenigen Wochen, spricht er über seine Erkrankung und den bevorstehenden Tod, aber auch über ein erfülltes Berufsleben und eine geglückte Partnerschaft mit der Sängerin Monika Schwabegger, die ebenfalls in der Sendung zu Wort kommt.

Vor drei Jahren hat Robert Reinagl eine Diagnose erhalten, die sein Leben auf den Kopf stellte: Lungenkrebs. Der Schauspieler beschloss, sich von diesem niederschmetternden Befund nicht unterkriegen zu lassen. Er machte alle Therapien, die ihm von den Ärzten empfohlen wurden, zugleich spielte er weiter Theater, stand in diversen Film- und Fernsehproduktionen vor der Kamera und machte nebenbei Hörfunk, wie immer.

Aber im September 2025 geht es nicht mehr: "Ich kämpfe mit Schwindelanfällen, die kommen von einem inoperablen Tumor im Kleinhirn. An diesem Tumor werde ich in absehbarer Zeit sterben. Aber es wird ein leichter Tod sein, wie mir der Arzt im Spital versichert hat, ein 'eleganter' Tod, wie er sagte. Ärzte haben ja oft einen speziellen Humor."

Robert Reinagl und seine Frau, die Mezzosopranistin Monika Schwabegger, sitzen am Küchentisch ihrer Wohnung in der Nähe des Wiener Augartens. Es ist ein strahlender Spätsommertag, das Nachmittagslicht wirft schräge Schatten auf die Tischdecke. Reinagl zeigt sich in heiterer Stimmung: "Am Anfang war der Schock groß, aber im Lauf der Zeit haben die Ängste, die eine solche Diagnose mit sich bringt, abgenommen. Ich habe festgestellt: Man kennt sich nicht, bevor man eine solche Erfahrung macht, man hat keine Vorstellung, was für Energien man in einer solchen Situation mobilisieren kann."

Zur Schauspielerei ist Robert Reinagl, Sohn einer kulturbegeisterten Familie aus Wien-Favoriten, eher durch Zufall gekommen. Es war der Regisseur Karl Welunschek, der ihn Anfang der 1990er-Jahre direkt vom Kaffeehaus ans Wiener Schauspielhaus engagiert hat. Es folgten Engagements im Rabenhof und am klagenfurter ensemble. Seit dem Jahr 2000 ist Robert Reinagl festes Ensemblemitglied am Burgtheater. "Mittlerweile halte ich mich sogar selbst für einen Schauspieler", schmunzelt der 57-Jährige, der von Freundinnen und Freunden für seinen lässigen, immer auch ein bisschen selbstironischen Schmäh geschätzt wird.

Robert Reinagl hat in diesen Wochen natürlich auch viel nachgedacht, nicht zuletzt über existenzielle Fragen. "Worum geht's im Leben?", fragt der Besucher. "Man sollte leiwand zueinander sein", antwortet Reinagl. "Man sollte versuchen, ein anständiger Mensch zu sein."

Seinen Seelenzustand im Herbst 2025 beschreibt der Schauspieler als "gelöst": "Ich bin mit dem, was mir widerfährt, versöhnt. Wenn jetzt allerdings noch ein Wunder passieren sollte, hab ich auch nichts dagegen."

Die für heute geplante Sendung "Schreiben, um zu verstehen. Die Schriftstellerin Susanne Gregor" wird am 9. November nachgeholt.

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