Arthur Miller, literarischer Handlungsreisener
Das Gewissen Amerikas ist tot
Der amerikanische Autor Arthur Miller ist tot. Wie CNN meldete, starb der weltberühmte Autor ("Hexenjagd"), der mit der 2002 verstorbenen österreichischen Fotografin Inge Morath verheiratetet war, am Donnerstagabend an den Folgen eines Krebsleidens.
8. April 2017, 21:58
Es gab eine Zeit, da war Arthur Miller ein ebenso gefeierter wie verhasster Mann. Die Kommunistenfresser der McCarthy- Ära setzten dem linksliberalen Theaterschriftsteller nach, wütend dass sie den damals schon weltberühmten nicht zur Strecke bringen oder wenigstens zur Denunziation von Kollegen zwingen konnten.
Analytische Schärfe
Die Art, mit der Miller seine Gesellschaft analysierte und dramatisierte, galt in Literatur- und Theaterklassen als Musterbeispiel für handwerkliche Meisterschaft. Generationen von Theaterautoren haben sich von ihm beeinflussen lassen. Rolf Hochhuth lobte Millers 1987 erschienene Memoiren "Zeitkurven" als "politisch gründlichste und menschlich bewegendste Selbstbiografie aus den Vereinigten Staaten". Miller selbst bekannte einmal, ihm sei es um nichts geringeres als "das Wahrheitsbewusstsein der Menschheit" gegangen, das er habe erhöhen wollen.
Um das zu erreichen, hat der im New Yorker Stadtteil Harlem geborene Sohn jüdischer Einwanderer aus Osteuropa seinem Land immer wieder den Spiegel vorgehalten. Miller wusste genau, wovon er schrieb. Er hatte den Aufstieg zum Wohlstand und den sozialen Zusammenbruch in der eigenen Familie erlebt. Sein Vater hatte als Kleiderfabrikant ein Vermögen erwirtschaftet und in den 30er Jahren verloren. Miller arbeitete als Lastwagenfahrer, Fließbandarbeiter und Nachtredakteur einer kleinen Zeitung und sparte für sein Studium der Literatur und Theaterwissenschaften an der University of Michigan.
Schillernde Ehen
Dass es allein das "Wahrheitsbewusstsein" war, das Miller bewog seine Ehe mit Marilyn Monroe 1964 unter dem Titel "Nach dem Sündenfall" auf die Bühne zu bringen, bezweifelten seinerzeit nicht wenige. 1956 hatten sie geheiratet - der blonde Traum Millionen amerikanischer Männer und der berühmte Dramatiker. 1961 trennten sie sich, ein Jahr später beging die Schauspielerin Selbstmord, nach einer angeblichen Affäre mit dem Präsidenten John F. Kennedy. In zweiter Ehe war Miller mit der im Jänner 2002 verstorbenen österreichischen Fotografin Inge Morath verheiratet.