Wolf im Schafspelz: Adam Green

8. April 2017, 21:58

"Gemstones"-Ausschnitt: Was sich so alles reimt auf Carolina

"Wenn sich ein Gefühl kristallisiert, das ich noch nie gefühlt habe, dann weiß ich, dass ein Song fertig ist", sagt Adam Green, der 23-jährige Wuschelkopf aus Brooklyn, der in einigen seiner Lieder an Bob Dylan erinnert. Der junge Rebell mit Rehaugen-Blick ist mit seinen teils perversen und skurillen Fantasien nicht nur ein guter Musiker und Sänger, er beeindruckt vor allem auch mit seinem Songwriting.

Mit 23 schon Suhrkamp-Autor

Die Mutter seines noch in Berlin geborenen Großvaters hieß Felice Bauer und war eine Zeit lang mit Franz Kafka verlobt. Kafkas Briefe, die sie auch nach ihrer Heirat mit einem Bankier aufgehoben hatte, wollte sie eigentlich verbrennen, doch der Sohn, Adams Großvater, gab diese dann als "Briefe an Felice“ heraus. Der Rest ist Literaturgeschichte.

Da passt es gut ins Bild, wenn Adam Green nun auch als Autor in Erscheinung tritt. Ganz in rot ist "magazine“, der Band 2405 der edition suhrkamp gehalten, in der immerhin auch Bücher von Peter Handke und Ludwig Wittgenstein erschienen. Und natürlich von Brecht, dem "guy with the Mahagonny-stuff“.

Wie und wovon Adam Green schreibt

Sein Stil ist vergleichbar mit Boris Vian, André Breton oder William S. Burroughs: worauf intelligente, gegen das Establishment rebellierende 20-Jährige halt so abfahren.

Wovon er schreibt? Vom Fräulein Präsident, von der Mid-Childhood-Crisis, von George Bush, von Käfer-Innereien, von geschwollenen Tasten eines gebeutelten Laptop, von versauten Festplatten und von Carolina:

Rote Backsteine fallen aus deiner Vagina
Carolina (sie ist aus Texas)
Ihre Lippen schmecken wie gesunkene Schiffe
Ihre Brüste schmecken wie Frühstück.

Diese Zeilen (zu hören auch im Audiofile) fanden dann auch Verwendung auf "Gemstones“, einem 30-minütigen Album mit 15 Songs. Die bieten unter der scheinheiligen Oberfläche süßer und eingängiger Melodien allerhand wirre, krasse und anzügliche Textstellen. Muss man noch erwähnen, dass das Green'sche Liedgut von amerikanischen Radiostationen nicht gespielt wird?

Yann Tiersen & Shannon Wright

Der französische Komponist und Multi-Instrumentalist Yann Tiersen, bekannt durch seine Filmmusik für "Die fabelhafte Welt der Amélie“ und "Goodbye Lenin“, und die amerikanische Rock’n’Folk Gitarristin Shannon Wright haben ein sehr homogenes Album produziert. Mit unterschiedlichem künstlerischen Hintergrund, aber einer gemeinsamen musikalischen Vision und Sensibilität brachten sie zehn dunkel-melancholische, sinnlich-elegante Songs hervor, von denen mancher an P. J. Harvey erinnert.

Pumali Panthers: "In Style and in Rhythm“

Die Österreicher Georg Hartwig und Thomas Wanker haben mit einigen Gastmusikern ein eigenwilliges und hörenswertes Erstlingswerk hervorgebracht. Ins Studio ging man in Österreich, Frankreich und Los Angeles, fertig gestellt wurde die CD in Graz. Maßgeblich beteiligt an dem fragilen Sound sind die Stimmen von Susi Sawoff und Tania Saedi. Für Komposition und Text zeichnen Hartwig und Wanker verantwortlich, die auch mit Gitarre, Bass und Keyboards auf der stilistisch schwer einzuordnenden CD zu hören sind. Wer fein ziselierte und instrumentierte Popsongs mag, ist mit den Pumali Panthers bestens bedient.