Inseltraum eines Österreichers
Das "Blue Haven" auf Tobago
In den 1950ern haben Rita Hayworth und Robert Mitchum auf Tobago Filme gedreht und ihre Ferien verbracht. Heute ist es der Inseltraum für einen Österreicher, der das "Blue Haven" - einstige Filmkulisse und Hotel - zu neuem Leben verholfen hat.
8. April 2017, 21:58
"Heaven Knows Mr. Allison" hieß der Streifen mit Robert Mitchum und Deborah Kerr in den Hauptrollen, der vor der Kulisse eines Palmenstrands in der Karibik spielt. Im Jahr 1957 wurde der Film, der im deutschsprachigen Raum unter dem Titel "Der Seemann und die Nonne" lief, auf der damals noch zum britischen Commonwealth gehörigen Insel Tobago gedreht.
Im pink Hotel
Hauptquartier des Filmteams rund um den Regisseur John Huston war das "Blue Haven", ein pinkfarbenes Kolonialstilhotel mit hellblauem Turm in der Bacolet Bay, nicht weit von der Inselhauptstadt Scarbourough entfernt. Das "Blue Haven" war eines der ersten Hotels der Insel, die im Gegensatz zu ihrer Schwesterninsel Trinidad, die über Erdöl- und Erdgasquellen verfügt, seit den 1950er Jahren vermehrt auf den Tourismus setzte.
Damals, erzählt der heute über 70-jährige Cecil Lyons, gab es erst vier Hotels auf Tobago und das Blue Haven nahm dabei die Spitzenrolle ein.
Cecil Lyons ist Taxichauffeur und hatte damals den begehrtesten Taxistandplatz der ganzen Insel: vor dem "Blue Haven". Deborah Kerr und Robert Mitchum, Rita Hayworth und Jack Lemmon gingen hier ein und aus, drehten Filme, feierten Partys und verbrachten auch ihre Ferien hier.
Filmdreh am Strand
Der Robinson-Crusoe-Strand auf Tobago war in den 1950er Jahren der Treffpunkt der Royalities und Hollywoodstars, sowie ideale Filmkulisse. "Fire Down Below" ("Spiel mit dem Feuer") in der Regie von Robert Parrish war der erste Film, der hier entstand, es folgten "Der Seemann und die Nonne" von John Huston und "Die Schweizer Familie Robinson" aus Walt Disneys Filmwerkstatt.
"Robert Mitchum war ein wunderbarer Schauspieler, er trank gern und liebte das andere Geschlecht. Er war hart im Nehmen, nur wenn seine Frau dabei war, trat er etwas leiser", erzählt Cecil Lyons, der während der Dreharbeiten als persönlicher Fahrer des Hollywoodstars fungierte und ihn auf seinen Sauftouren begleitete.
"Alle Schauspieler damals arbeiteten hart, trieben sich aber auch ständig auf Partys herum. Ich weiß nicht, wie sie dies alles schaffen konnten. Mal feierten sie im 'Arnos Vale', im 'Bacolet', im 'Robinson Crusoe' und immer wieder im 'Blue Haven'. Es war eine schöne Zeit."
Dem Untergang geweiht
Nach dem Abzug der Hollywood-Filmteams geriet die Nobelherberge in Vergessenheit, die Gäste blieben aus. In den 1970er Jahren wurde das Hotel geschlossen. Mehr als 25 Jahre blieb das Gebäude sich selbst und der Natur überlassen. Das tropische Klima hinterließ unübersehbare Spuren, das Dach stürzte ein, Gestrüpp überwucherte bald eine pinkfarbene Ruine.
Vor dem endgültigen Verfall bewahrt
In diese Ruine verliebte sich vor rund zehn Jahren der Oberösterreicher Karl Pilstl, als er mit seiner Frau Marylin aus Trinidad einen Ausflug zum Fort King George machte und vom Hügel aus auf die Bacolet Bay blickte. Nach mühsamen Verhandlungen gelang es dem gelernten Betriebswirt im Technologiebereich, das ziemlich ramponierte "Blue Haven" zu kaufen, es liebevoll wieder instandzusetzen und sich selbst den Traum von der Insel zu erfüllen.
Ganz einfach war dies nicht, gesteht der Selfmade-Hotelier: "Einfach ist gar nichts auf einer Insel, es wird alles zu einem logistischen Problem. Man muss alles importieren: den Sand, den Zement, die Ziegel. Natürlich hat die Renovierung länger gedauert als gedacht, es hat auch alles mehr gekostet als ursprünglich veranschlagt. Ich weiß nicht, ob ich heute noch einmal solch ein Projekt wagen würde!"
Hör-Tipp
Ambiente, Sonntag, 3. August 2008, 10:06 Uhr
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Blue Haven Hotel