Eine Suche nach Gott

Stufen zur Wahrheit

Thomas Merton war als junger Mann engagierter Sozialist und träumte von einer Laufbahn als Dichter. Mit 27 Jahren trat der Amerikaner in den Trappistenorden ein und wurde einer der wichtigsten spirituellen Impulsgeber des 20. Jahrhunderts.

Der Trappist Thomas Merton ist eine der wichtigen spirituellen Persönlichkeiten für das 21. Jahrhundert. Als junger Mann war Merton engagierter Sozialist und träumte von einer Laufbahn als Dichter. Als Student in New York begann er sich für Religion zu interessieren und lernte einen Hindu-Mönch kennen, der ihm riet, katholische Kirchen aufzusuchen, wenn er sich für das Religiöse interessiere.

Das führte dazu, dass der Anglikaner Merton 1938 zum Katholizismus konvertierte und wenige Jahre später in die amerikanische Trappistenabtei Gethsemani (Kentucky) eintrat. Seine Gedichte, seine Autobiographie, aber noch mehr seine Auseinandersetzung mit der christlichen Mystik und später auch mit dem Buddhismus, vor allem dem Zen-Buddhismus beeinflussten viele.

Insel der Stille

Sein Leben ist am ehesten einer langen Reise, eine Suche nach Gott zu vergleichen. Diese Suche hatte ihn ins Kloster und in die Stille gebracht. Denn in der Stille offenbart sich die Wirklichkeit in ihrer Präsenz. Diese Erfahrung suchen viele Menschen, die aber deswegen nicht ins Kloster gehen können. Ihnen gibt Merton den Rat, eine "Insel der Stille" für sich einzurichten.

"Zumindest einen Raum oder eine Ecke solltest Du für Dich haben, wo dich niemand findet, niemand stört, niemand beachtet. Dort solltest Du die Freiheit haben, dich von der Welt zu lösen und dich loszulassen, indem du alle feinen Saiten und Fasern der Spannung löst, die dein Schauen, dein Hören, dein Denken in der Gegenwart anderer Menschen bindet. Hast du einen solchen Platz gefunden, sei zufrieden damit und sei nicht verwirrt, wenn dich ein guter Grund davon wegruft. Liebe ihn und kehre zu ihm zurück, sobald du kannst", sagt Merton.

Identitätskrise des Katholizismus

äußerst aktiver Pazifist, engagierte sich für die Gleichberechtigung der schwarzen Amerikaner und war ein erklärter Gegner des Vietnamkriegs. Er hatte Kontakt zu den führenden Avantgardekünstlern seiner Zeit und unternahm einige große Reisen.

Die sich bereits damals ankündigende Identitätskrise des Katholizismus nahm er als eine große Chance zur Besinnung aufs Wesentliche wahr: "Ich werde ein besserer Katholik sein, wenn ich statt jeden Schatten des Protestantismus zurückzuweisen, die Wahrheit des Protestantismus bejahen und darüber hinausgehen kann. Genauso ist es mit den Moslems, mit den Hindus, den Buddhisten, usw. Das bedeutet keineswegs Synkretismus, Indifferentismus, eine fade und achtlose Freundlichkeit, die alles akzeptiert und nichts denkt. Es gibt vieles, was man nicht annehmen und akzeptieren kann, aber zuerst muss man dort ja sagen, wo es wirklich möglich ist. Wenn ich mich nur dann als Katholik bejahen kann, wenn ich alles Muslimische, Jüdische, Protestantische, Hinduistische, Buddhistische etc. verneine, dann werde ich am Ende feststellen, dass nicht viel übrig ist, was ich als Katholik bejahen kann - und sicherlich kein Atem des Heiligen Geistes für die Bejahung".

Mysteriöser Tod

Die letzte Reise führte ihn nach Asien, zu einer Tagung der christlichen Mönche Asiens in Bangkok, bei der es um das soziale und politische Engagement der Klöster ging. Am Tag nach seiner Rede starb Merton 1968 auf mysteriöse Weise durch einen Unfall.

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