Verbindung von Intellekt und Emotion

Jana Kmitova, Komponistin

Über Improvisieren am Klavier kam sie zum Komponieren: Jana Kmitova, gebürtige Slowakin, Jahrgang 1976, die an der Wiener Musikuniversität studiert. Erste Erfolge haben sich bei der Nachwuchskomponistin, die am liebsten symphonisch arbeitet, bereits eingestellt.

J. Kmitova: Ausschnitte aus "Kamea" / II. Streichquartett

"Ich habe schon zeitig Klavier zu studieren begonnen und in der Folge zu improvisieren begonnen. Später habe ich diese Improvisationen aufgeschrieben und verbessert. Meine erste Komposition entstand mit etwa sechs Jahren. Wir haben viel zu Hause musiziert und es wurde von meinem Vater sehr gefördert", erzählt Jana Kmitova, gebürtige Slowakin, Jahrgang 1976, die ihr Kompositionsstudium an der Wiener Musikuniversität bei Michael Jarrell absolviert hat, über ihre Wahl dieses außergewöhnlichen Berufs.

Die Nachwuchs-Komponistin, die nun mit ihrem Doktoratsstudium beginnt, kam 1999 nach Wien. Davor hatte sie bereits am Konservatorium in Kosice sowie an der Universität in Bratislava studiert. "Ich nahm in Reichenau an einem Kompositionskurs teil, wo ich Professor Jarrell kennengerlernt habe. Sein Unterricht hat mir so gut gefallen, dass ich mich entschloss, bei ihm in Wien zu studieren", so Kmitova.

Woher die Inspiration kommt

"Das ist sehr verschieden - es kann ein Spaziergang sein, ein Blick, ein Gespräch oder ein Geräusch. Oft werde ich durch andere Kunstgattungen wie Literatur oder Malerei inspiriert. Und dann kommt diese schwer zu beschreibende Arbeit, die intellektuell und emotional ist", schildert Jana Kmitova, die bisher über 50 Werke geschrieben hat, den Weg der Inspiration.

Ein konkretes Beispiel: "Ich habe 'Kamea' - das bedeutet Camée, also ein erhaben geschnittener oder gravierter Stein - ein Stück für sechs Instrumente geschrieben. Diese Form muss zwei Farbschichten haben, so dass die obere Schicht für das Bildnis, die untere Schicht als Font dient. Mich hat daran interessiert, wie man sich von einer Schicht zur anderen durcharbeitet."

"Für mein II. Streichquartett war 'Ulysses' von James Joyce der Auslöser. Es geht um ein Gespräch im Turm, nach dem dann die beiden Männer hinunter gehen. Diese Idee, dass der Beginn sozusagen nicht auf der Erde spielt, sondern dass es von oben nach unten geht, hat mich fasziniert. Und genau so habe ich den Beginn meines Streichquartetts gestaltet: Es geht von sphärischen Klängen nach unten", erläutert Jana Kmitova.

Orchesterstück "Zwei Psalmfragmente"

Als das bisher wichtigste Werk nennt Kmitova ihr jüngstes Orchesterstück "Zwei Psalmfragmente", das sie im Vorjahr beendet hat. "Es war keine einfache Arbeit, denn ein Orchester ist ein schwieriges Instrument." Uraufgeführt wird es eventuell nächstes Jahr beim Musikfestival "Melos Etos" in Bratislava.

Und diese Herausforderung hat bei der 28-jährigen Musikerin den Wunsch geweckt, ein weiteres Orchesterwerk zu schreiben, an dem sie gerade arbeitet. Außerdem entsteht derzeit eine Orgelkomposition.

Zur Akzeptanz moderner Musik

"Natürlich ist die Situation bei zeitgenössischer Musik eine ganz andere für den Zuhörer als bei klassischen Werken. Es sind andere Erfahrungen - aber das sollte doch ein Vorteil sein, weil es etwas ist, das man nicht jeden Tag hört. Es ist doch spannend, wenn etwas Neues entsteht, worauf man neugierig sein kann", meint Kmitova zur Rezeption moderner Musik.

Als gute Unterstützung, neue musikalischen Denkweisen zu verstehen, betrachtet sie moderierte Konzerte: "Ich habe diese Erfahrung beim Takefu Festival in Japan gemacht. Vor jedem Stück kam der Komponist auf die Bühne und hat sein Werk erklärt. Es gab sehr positive Publikumsreaktionen und auch viele Diskussionen nach den Aufführungen."

Kompositions-Aufträge ...

"Ein Teil meiner Kompositionen ist durch Auftrag entstanden. Bei den anderen Stücken, die keine Auftragswerke sind, muss ich eben einen Weg suchen, um sie aufführen zu können. So gibt es z.B. beim 'Saarbrücken Festival' einen Workshop für Komponisten, wo man die Partitur einsenden kann", erläutert Jana Kmitova.

... und Aufführungsmöglichkeiten

"Ich war bei vielen Kompositionskursen, wo es auch immer professionelle Ensembles gibt, die das Stück dann uraufführen. So konnte ich mein Werk hören und Erfahrung mit Profi-Musikern sammeln. Bei Orchesterwerken ist das natürlich schon schwieriger", berichtet die Komponistin.

Inzwischen hat sich immerhin der renommierte "Schott Verlag" bereits bei der jungen Komponistin, die am liebsten symphonisch arbeitet und ihre Partituren mit der Hand schreibt, nach ihrer Werkliste erkundigt.

Takefu-Kompositionspreis

"Vor zwei Jahren habe ich den Internationalen Kompositionspreis des 'Takefu Musikfestivals' in Japan verbunden mit einem Kompositionsauftrag erhalten. So entstand mein III. Streichquartett, das im Vorjahr mit dem 'Arditti Quartett' uraufgeführt wurde", erzählt die erfolgreiche Nachwuchs-Komponistin.

Die erste Anerkennung ihrer Arbeit war ein Auftrag für die "Buckower Begegnungen" für ein Streichquartett im Jahr 1999. 2002 wurde sie zum Projekt "Musik für Ravensbrück" eingeladen, wo ihr Auftragswerk für Sopran, Flöte, zwei Akkordeons und Klavier uraufgeführt wurde. Im Jahr darauf fand bei der "Münchener Biennale" die Uraufführung ihres Trios für Violine, Violoncello und Akkordeon statt.

Kontinuierliches Weitergehen

"Ich wünsche mir, dass es so gut wie bisher weitergeht, dass möglichst alle meiner Kompositionen gespielt werden. Denn dann kann man immer weiter gehen", so Jana Kmitova.