Neues von Hans Theessink, Erik Trauner & Al Cook

Wien als Blues-Hauptstadt?

Wenn man sich in einem Blues-Lokal irgendwo in den USA als Österreicher "outet", wird man herzlich aufgenommen. Der Grund: In Wien hat das wichtigste Blues-Label seinen Sitz - Wolf Records. Aber nicht nur deswegen ist Wien zu einem Zentrum des Blues avanciert.

"Get Out Blues" mit Erik Trauner und der Mojo Blues Band

Dass die Wiener Heurigen-Musik "den Blues hat“, ist ein viel gebrauchtes Klischee. Wenn man aber feststellt, dass Wien eine europäische Haupt-Stadt des Blues ist, erntet man eher Unglauben. Und doch ist es so ...

Hans Theessink - Philosoph und Entertainer

Unverwechselbar ist seine sonore Gesangsstimme, unverwechselbar sind die Texte seiner Songs: Hans Theessink ist der Philosoph, der nur positive Botschaften hat. Er verschwendet keine einzige Phrase an sentimentale Selbstbemitleidungen. Auch stilistisch geht er eigene Wege, mischt den Country-Blues mit karibischen Rhythmen, mit Spirituals und mit afrikanischem Chorgesang. Die Blues-Musik verwendet er als Vehikel für Botschaften wie etwa Vertrauen in die Zukunft oder die Notwendigkeit, Brücken zu bauen und gegensätzliche Positionen zu überwinden.

"Bridges“ heißt das zuletzt vor beinahe einem Jahr erschienene Album, bei dem auch das Vokaltrio "Insingizi“ aus Zimbabwe mitwirkte. Die meisten Songs daraus gibt es nun auch auf einer DVD, die Theessink nun in Konzerten in Linz, Wien und Graz präsentieren wird: "Live in Concert - A Blues & Roots Revue“ heißt das gute Stück.

Darin enthalten sind: ein Konzert von Theessink u. a. mit den drei Sängern von "Insingizi", weiters mehrere Video-Clips, darunter eines, das schon 1989 von Rudi Dolezal und Hannes Rossacher gestaltet wurde, Interviews mit dem Künstler, Aufnahmen zum Album "Banjoman“ mit Donovan und Arlo Guthrie und eine Diskografie, in der Theessink über jedes Album ein paar Sätze sagt und jeweils ein oder zwei Nummern angespielt werden.

Erik Trauner - Geschichtenerzähler und Satiriker

Eine Tendenz, die positiven Dinge des Lebens zu beschreiben, Witz und Satire in seine Songs einzubringen, hat auch Erik Trauner. 1958 wurde er in der Wiener Josefstadt geboren, der er bis heute treu geblieben ist. Erst mit 16 begann er, Gitarre zu spielen. Doch kaum beherrschte er das Instrument, gründete er die "Mojo Blues Band“. In der Folge gab es eine große Zahl von Begegnungen mit amerikanischen Blues-Musikern, darunter u. a. Champion Jack Dupree.

Red Holloway bestätigte ihm die Authentizität des "Down-Home“-Stiles aus Mississippi und Arkansas. Doch eigentlich ist es nicht Trauners Absicht zu kopieren. Er möchte seine eigenen Geschichten, die er manchmal mit spitzer Feder niederschreibt, in einer authentischen Klangsprache erzählen, egal ob es sich um Chicago- oder Country-Blues handelt. Am Montag, dem 17. Jänner wird er das in intimer Weise im ORF KulturCafé im Wiener Funkhaus tun, wenn er solistisch einen Abend gestaltet. Aus dem Mitschnitt will Erik Trauner endlich ein Live-Solo-Album machen.

Wolf Records - das Wiener Blues Label

Wenn man sich in einem Blues-Lokal irgendwo in den USA als Österreicher "outet“, ist man herzlichst willkommen. Der Grund liegt darin, dass in Wien das wichtigste Blues-Label seinen Sitz hat: Wolf Records.

Begonnen hat alles vor über 30 Jahren mit der Gründung des "Vienna Blues Fan Club“. Zwei der Fans, Herbert Pessiak und Hannes Folterbauer haben 1982 begonnen, Alben mit Aufnahmen amerikanischer Blues-Musiker herauszugeben. Howling Wolf war die erste LP gewidmet - und so erhielt das Unternehmen bald den Namen "Wolf Records“.

150 LP-Alben entstanden, die vor allem Country und Chicago Blues aus allen Zeiten dokumentieren - vom Beginn der Schallaufzeichnung bis zu aktuellsten Aufnahmen. Die meisten der historischen Veröffentlichungen stammen von Johnny Parth.

Die "fictional Radio Show" des Al Cook

Das beste Blues-Album des Jahres 2004 stammt unbestritten von dem Wiener Blues-Künstler Al Cook - und es ist das phantasievollste überhaupt. Al Cook gestaltete es als "fictional Radio Show“ eines virtuellen Senders ACBK mit eigenen Ansagen in einem Südstaaten-Dialekt. Unter den zahlreichen Mitwirkenden ist der Pianist Charlie Lloyd hervorzuheben. Vielleicht kann Wolf Records mit "Al Cook Presents the Birmingham Jam“ - so der Titel - wieder einmal, wie schon so oft, den rennomierten W. C. Handy Prize gewinnen.

CD-Tipps
Hans Theessink, "Bridges", Blue Groove SACD BG-1520
Erik Trauner solo, "Up Slide Down", 1995, Wolf Records, CD 120-958
Erik Trauner, "I'll Fly Away" mit Sister Shirley Sydnor, Document Records, DOCCD 7004
Al Cook, "Al Cook Presents the Birmingham Jam", Wolf, CD 120.973

Veranstaltungs-Tipps
Hans Theessinks nächste Auftritte sind am 18. Jänner im Posthof in Linz und am 20. Jänner im Metropol in Wien.
Erik Trauner ist am 17. Jänner im ORF KulturCafe zu Gast, am 20. Jänner im Wiener Konzerthaus und am 21. Jänner im Grazer Kammersaal.

Mehr dazu im Ö1 Kulturkalender

Links
Hans Thessink
Mojo Blues Band
Wolf Records International
Al Cook