Ansteckende Fröhlichkeit
Alles auf Zucker
Eine verschüttete Tradition lebt wieder auf: Mit "Alles auf Zucker" hat der Schweizer Dani Levy die erste jüdische Komödie Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg gedreht. Jetzt läuft der vergnügliche Streifen auch in Österreich an.
8. April 2017, 21:58
Gibt es einen spezifisch jüdischen Humor? Und wenn ja, warum nicht? Friedrich Torbergs klassisch gewordene Frage beantwortet dieser Film mit einem eindeutigen Ja. Nie macht sich dieser Film über seine jüdischen Hauptfiguren lustig, nie verrät er um eines Lachers willen Mitgefühl und Menschlichkeit. Die Handlung selbst zeigt trotz allen Humors viel von den Rissen, die immer noch durch Deutschland gehen.
Das verhängnisvolle Testament
Der Titel gebende Herr Zucker ist ein ehemaliger DDR-Sportreporter, der eines Tages von einem Testament mit weit reichenden Folgen überrascht wird. Zuckers Mutter ist gestorben und sie hat verfügt, dass ihr Sohn nur dann in den Genuss der stattlichen Erbschaft kommen soll, wenn er sich mit seinem in Frankfurt lebenden Bruder aussöhnt, den Zucker mehr als 30 Jahre nicht gesehen hat. Der Clou daran: Dieser Bruder ist orthodoxer Jude und reist mit seiner ganzen Familie an, um die strengen jüdischen Trauerbräuche zu vollziehen.
Spielfreudiges Ensemble
Einen Gutteil seiner ansteckenden Fröhlichkeit, die sich spontan auf den Zuschauer überträgt, bezieht der Film auch von seinem spielfreudigen Ensemble: Henry Hübchen darf nach seinem unglücklichen Auftritt in der missglückten Gaunerkomödie "C(r)ook" hier als vom Pech verfolgter Billard-Virtuose zeigen, was wirklich in ihm steckt, Hannelore Elsner verblüfft mit atemloser Komik, Udo Samel gibt dem jüdischen Bruder zurückhaltend sympathisches Profil und Rolf Hoppe ist ein hintergründig verschmitzter Rabbiner. "Man lacht nicht über Juden, sondern mit ihnen - das ist ein Schritt in die richtige Richtung" schrieb der Spiegel über diesen Film. Recht hat er.
Alles auf Zucker
D, 2004
Mit: Henry Hübchen, Sebastian Blomberg, Hannelore Elsner, Udo Samel
Drehbuch und Regie: Dani Levy
Download-Tipp
Ö1 Club-Mitglieder können das Gespräch mit Dani Levy aus "Treffpunkt Kultur" am 10. Jänner im Download-Bereich runterladen.