Mit Freude und Offenheit für alle Herausforderungen

Thiemo Strutzenberger, Schauspieler

Gespielt und inszeniert hat er bereits mit 15: Thiemo Strutzenberger, Jahrgang 1982, Schauspiel-Student am Wiener "Reinhardt Seminar". Vor zwei Jahren von seinem Lehrer Klaus Maria Brandauer bereits an die "Burg" geholt, wurde er nun nach Hamburg engagiert.

"Ich habe schon vorher viel im Schultheater und auf dem Gebiet des Amateurtheaters gemacht, gespielt und inszeniert. Nach der Matura lag es dann auf der Hand, mit dem Schauspiel-Studium zu beginnen. Gespielt haben wir schon als Kinder immer. Mein erstes Stück habe ich mit zwölf geschrieben. Es ist leider verschollen. Die erste, wichtige Förderung kam durch meinen Philosophielehrer. An ein elementares Initiationserlebnis, kann ich mich nicht erinnern. Es war halt so, dass man merkt: Da kann man was. Da hat man einen Zugang. Dass man das mehr und mehr will, das stellt sich erst jetzt heraus, wo man dem Beruf den nötigen Ernst entgegenbringt. Ich wollte eigentlich inszenieren - aber durch die Hingabe, die sich hier ergibt, geht das, was ich früher gleichzeitig machen wollte, eigentlich nicht mehr. Das fordert schon viel Aufmerksamkeit. Was daraus entsteht, ist ja noch offen und wird sich erst im Laufe meiner Karriere entscheiden", erzählt Thiemo Strutzenberger, Jahrgang 1982, Schauspiel-Student am Wiener Reinhardt-Seminar, der im kommenden Sommersemester abschließen wird.

Studium bei Brandauer, Hackl und Granzer

Strutzenberger, gebürtiger Oberösterreicher, gehört bereits dem "Burg"-Ensemble an und hat ab kommendem Herbst ein Engagement ans Schauspielhaus Hamburg. Gelernt hat er bei Klaus Maria Brandauer, Karlheinz Hackl und Susanne Granzer.

"Derzeit ist es Ulli Meier, mit der ich sehr gut arbeite. Sie ist bedingungslos kultiviert. Sehr ernsthaft. Darauf steh ich. Brandauer bringt einem wahnsinnig viel von diesem Beruf bei. Das war schon eine tolle Begegnung. Aber es reicht dann irgendwann auch. Man will die eigenen Möglichkeiten weiter entwickeln und braucht wieder Platz für sich selber. Man wird dann von schockierten Kommilitonen gefragt: 'Zweifelst du ihn an?' Da habe ich mich auch gefragt: Wo bin ich denn jetzt gelandet? Susanne Granzer ist meine Lieblingserscheinung am Seminar. Sie hat einen herrlichen Zugang, eine Abgründigkeit und Unabhängigkeit, dabei eine Leichtigkeit, die inspiriert. Wir haben uns gegenseitig auf sehr begeisterungsfähige Weise gefördert", schildert der erfolgreiche Nachwuchs-Schauspieler seine Erfahrungen.

Kein verstaubter Unterricht

"Ich war am Stiftsgymnasium in Schlierbach, wo alles schon sehr elitär war. Das Seminar war dazu das totale Kontrastprogramm, in manchem eher wie ein reformpädagogischer Kindergarten. Aber es ist nicht so verstaubt, wie manche meinen. Man bietet verschiedene, auch widersprüchlichste Ansätze und Zugänge zu diesem Beruf. Man muss sich halt so seine Linie suchen. Ich hatte gar nicht die Möglichkeit zu resignieren, das ging dauernd weiter" erzählt der Nachwuchs-Schauspieler, der mit 15 bei einer Schulaufführung von Arthur Millers "Hexenjagd" erstmals Regie führte und auch spielte.

Vorfreude auf Hamburg

"Es gibt im vierten Jahr das Intendanten-Vorsprechen, wo der jeweilige Seminar-Jahrgang sich vorstellt - und bei uns lief das nicht schlecht: Fast alle sind gut untergekommen. Ich wurde von Friedrich Schirmer, der gerade sein Ensemble fürs Schauspielhaus zusammenstellte, nach Hamburg engagiert. Das freut mich natürlich sehr", freut sich der Jung-Schauspieler.

Zwar hätte er auch in Wien keine Sorge gehabt, seinen Weg zu finden. Aber es sei spannend, sich in ein anderes Umfeld, eine neue Stadt zu begeben und "das mitzubringen und einzusetzen, was sich hier gesammelt hat."

Dritte "Burg"-Produktion

"Derzeit proben wir für die Produktion von Oscar Wildes 'Bunbury' in der Regie von Falk Richter. Ich spiele Lane. Die Atmosphäre ist recht heiter", erzählt Strutzenberger über seine jüngste Produktion von "Ernst ist das Leben (Bunbury)", die als Erstaufführung in der Fassung von Elfriede Jelinek am 18. Februar im Akademietheater Premiere hat.

Ans Burgtheater wurde er im zweiten Seminar-Jahr von Klaus Maria Brandauer geholt, wo er in dessen "Hamlet"-Inszenierung den Bernardo spielte. Mitgewirkt hat er auch bei den "Autorenwerkstatt-Tagen" als Rezitator.

Kein Rollenfach

"Man hat seine Qualitäten, man probiert in der Studienzeit herum. Ich will meinen eigenen Zugang haben und meine Technik weiterentwickeln, lernen, mich immer weiter einzulassen. Mich Situationen mehr verpflichten. Man lernt ja auch vier Jahre sprechen - und versteht erst jetzt, warum das so ist. Ich habe das gar nicht so ernst genommen und bei Hubertus Petroll ging dann aber ziemlich viel weiter. Plötzlich merkt man, dass man das gelernt hat. Bei Film oder TV ist es wahrscheinlich anders. Film kommt wirklich zu kurz in Schauspielschulen. Aber so hat man Zeit, sich aufs Theater zu konzentrieren", stellt Strutzenberger fest.

Zu seinen Rollen zählen bisher u.a. Shakespeares "Hamlet", der Alfred in Horvaths "G'schichten aus dem Wienerwald", der Franz Moor in Schillers "Räubern", Leonce in Büchners "Leonce und Lena" sowie "Er" in Labutes "Bash".

Starke Beziehung zur Musik

"Musik ist total wichtig. Seit meinem 16. Lebensjahr spiele ich mit Bands, schreibe Lieder. Jetzt mache ich das mit einem Freund, der sich mit der Elektronik auskennt. Ein offenes Bandkonzept, bei dem ich weitgehend das Singer-Songwritertum übernehme. Es ist auch hier ein Sich-auf-die-Suche-Begeben, was Spaß macht, was man genießt", erzählt Strutzenberger, der wie seine beiden Schwestern und sein Bruder klassischen Musikunterricht erhielt.

Wünsche für die Zukunft

Als unmittelbaren Wunsch nennt Thiemo Strutzenberger eine weitere Zusammenarbeit mit Renè Pollesch, den er bei der Reinhardt-Seminar-Produktion von "Liebe mich irgendwie!" kennen lernte. Und es war ein Novum am Seminar: "Wir haben ihn selber an die Schule geholt, weil er uns interessiert hat."

Und für die Zukunft? "Es kommt darauf an, was einem geschenkt wird. Was man daraus macht. Weiterlernen. Bis jetzt hatte ich ja Glück. Ich möchte mit Regisseuren arbeiten, mit denen man sich versteht, wo es eine halbwegs funktionierende Kommunikationsebene gibt. Sich so verausgaben können, so dass es immer voller, reicher und tiefer wird. Ein Dramaturg hat mir zwar einmal gesagt, ich sei besessen. Das ist aber ein Mythos, mit dem ich nichts zu tun haben will."