Hier ist der Hund drinnen

Vivaldis Jahreszeiten

Mit den großen Unterschieden der musikalischen Interpretation beschäftigt sich die Ö1 Sendung "Ausgewählt" in ihrer Neufassung. Dabei wird sich zeigen, dass je mehr über Musik geforscht und gewusst wird, desto verschiedener die Auffassungen, wie sie zu spielen sei werden. Den Auftakt bildet Vivaldi.

A. Vivaldi, Le Quattro Stagioni, La Primavera, 2. Satz, Largo

Seinen vier Konzerten zu den Jahreszeiten stellte Antonio Vivaldi jeweils Sonette aus - vermutlich - eigener Feder voran. Zum "Frühling" schreibt Vivaldi:

Auf einer herrlichen Wiese voller Blumen,
im zarten Rauschen der Blätter
schläft der Hirt, der treue Hund ihm zur Seite.


Vivaldi ordnet einzelne Zeilen der Sonette, bestimmten Passagen aus dem Notentext zu und ergänzt noch durch eigene, schriftliche Bemerkungen. Bei der Bratsche heißt es: "Der Hund bellt" und "laut" und "gerissen" müsse es klingen.

Unerhörter Paradigmenwechsel

Jahrzehnte lang war der satte, weiche, kräftige Klang von Felix Ayo und "I Musici" ein Klassiker der Vier-Jahreszeiten-Interpretation. Und dann kam 1994 unter den Hundertschaften der Interpretationen des Klassik-Hits diese eine heraus, bei der selbst Kenner sich fragen mussten, wie etwas so Abgespieltes, so neu klingen konnte. Nicht alles war neu an der Annäherung von "Il Giardino Armonico", einiges schon von älteren Aufnahmen bekannt, und dennoch, in seiner Gesamtheit war die Einspielung unerhört.

Auch Nigel Kennedy und die Berliner Philharmoniker nahmen sich in ihrem Bestseller von 2003 daran ein Beispiel und ließen es im Frühling wieder kräftig bellen.

Weitere Interpretationsvergleiche in der Sendung vom 5. Jänner:

  • J. S. Bach: Wohltemperiertes Klavier, 1. Teil, 1. Präludium
  • L. v. Beethoven: 7. Symphonie - 2. Satz Allegretto
  • R. Schumann: Violinkonzert, 3. Satz
  • J. S. Bach: Präludium aus der Partita E-Dur für Solo-Violine
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