Josef Hader ist "Zeitgenosse im Gespräch"

Das Komische an der Tragik

Erst wollte ich Pfarrer werden, weil ich der Chef sein wollte, der da groß vorn steht und redet. Das hab ich erreicht, nur hab ich mehr Bezahlung und darf heiraten. Und meine Eltern konnten beruhigt sein: "Der Bua is eh schon im Fernsehn!"

Michael Kerbler spricht mit Josef Hader

Josef Hader: Das Tolle an einem Kabarettprogramm ist, dass man nie fertig ist, dass man immer was verändern und verbessern kann.

Michael Kerbler: Beispiel?
Josef Hader: Die letzte Verbesserung ist durch die Stadtzeitung "Falter" passiert. Die haben reagiert auf meine Kritik an ihrer Zeitung, wo ich sag, im "Falter" kann man nur mehr lesen, welcher friaulanische Pinot Grigio am besten zu einem grünen Thaicurry dazu passt.

Sie haben so was von elegant gekontert, weil der Florian Holzer hat eine Anmerkung geschrieben, was wirklich dazu passt, nämlich Traminer oder was anderes mit schwerem Körper, und mit einem Pinot Grigio sollte man sich höchstens nachher die verschwitzte Stirn benetzen. Das war so was von wunderbar gekontert, dass ich das jetzt im Programm drinnen hab. Es ist ganz selten, dass eine Kritik so schnell zur Verbesserung eines Programms führt.

Ich würde Sie gerne um ihre eigene Interpretation ersuchen zu einer Szene im Film "Silentium". Kameraeinstellung aus dem Keller die Treppe hoch. Brenner trägt das Kreuz, stolpert und fällt über die Stiegen. Ist der Brenner gemeint? Stürzt Hader unter dem Kreuz - das ihm die katholische Kirche, deren Mitglied er ist, auferlegt hat? Ist es eine Chiffre? Wie darf ich die Szene verstehen?
Ich muss Sie so gewaltig enttäuschen jetzt! Ich bin ja der Autor von dieser Szene, und es ist halt in Wirklichkeit viel banaler.

Erstens einmal haben wir gesagt, muss er nachher irgendwie den Berti treffen. Und der Berti arbeitet noch immer bei der Rettung. Das heißt es muss ihm irgendwas passieren, dass eine Rettung kommen kann.

Und dann haben wir uns zweitens überlegt: Was ist wirklich die beste Art und Weise zu verunglücken, und jetzt kommt schon ein bissl Kunst ins Spiel, weil wir haben halt net irgend was genommen, sondern uns ist dann diese Kreuzsequenz eingefallen. Die natürlich alles Mögliche aussagen kann. Natürlich war's schon die Lust zu spielen mit diesen Dingen. Ich weiß nicht, vielleicht ist es ja wo so ... Aber Autoren sitzen normalerweise wirklich net da und sagen "Was können wir quasi metaphorisch sagen und wie können wir das dann kleiden?", sondern die machen's umgekehrt: Sie haben eine Idee und sagen dann: "Hey, das ist aber metaphorisch auch super!"

Download-Tipp
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Buch-Tipp
"Kindheit in Österreich. 24 bedeutende Persönlichkeiten im Gespräch mit Kindern". Edition Innsalz 2004. ISBN 390005021X

CD-Tipp
"Im Gespräch Vol. 7" im shop.ORF.at erhältlich