Kunst- und Kulturbereich als Wunsch
Miriam Kathrein, Grafik & Werbung
Die künstlerisch-handwerkliche Richtung hatte sie immer interessiert, ebenso die Werbung: Miriam Kathrein, Jahrgang 1980, Studentin am Design-Institut an der Wiener Angewandten. Die gebürtige Bregenzerin, die vor dem Abschluss steht, kann schon erste Erfolge vorweisen.
27. April 2017, 15:40
"Eigentlich hat es mich immer in eine künstlerisch-handwerkliche Richtung gezogen. Zwar habe ich immer gerne gelesen, Ausstellungen besucht und mich mit Kunst beschäftigt - aber es war nichts Konkretes damit verbunden. Zuerst besuchte ich die Werbeakademie, aber eigentlich wollte ich Grafik Design studieren. Später erfuhr ich, dass es an der Angewandten ein Studium für Grafik und Werbung gibt. Und das war genau das, was ich wollte. Denn mich interessiert Werbung vom Konzeptionellen her. So habe ich dann die Aufnahmeprüfung gemacht und wurde aufgenommen", erzählt Miriam Kathrein, Jahrgang 1980, die bei Walter Lürzer am Institut für Design an der Universität für angewandte Kunst in Wien, das Fach Grafik und Werbung studiert.
"Wir werden dazu ausgebildet, eine Werbekampagne oder die Kommunikation für ein Unternehmen zu gestalten. Das kann im klassischen Sinn eine Kampagne in einer Tageszeitung oder einem Magazin sein, geht über Plakat, Radio, TV bis zum Internet. Wichtig ist dabei, ungewöhnliche Wege zu finden, um die Konsumenten, also eine bestimmte Zielgruppe, ansprechen zu können", erklärt die 24-jährige Bregenzerin, die nun im neunten Semester ist und vor ihrer Diplomarbeit steht.
Praxisbezogenes Studium
"Es ist ein ganz normales Studium, wo man Pflicht- und Freifächer hat. Aber bei uns gibt es einen Klassenbetrieb mit maximal 24 bis 30 Leuten. Man kann sich also nicht in der Masse verstecken. Dadurch ist es viel anstrengender, aber man lernt auf diese Weise auch sehr viel", stellt Kathrein fest.
Der Studienplan umfasst neben dem zentralen künstlerischen Fach Lehrveranstaltungen wie u.a. Akt und Naturstudium, Texten, Kultur- und Kunstgeschichte, Sozialwissenschaften, Werbepsychologie, Design, Marketing, Druck und Druckvorstufe, Fotografie, Film und Video sowie Medien-Technologie.
Kritischer Umgang mit Werbung
"Wenn man mit Werbung zu tun hat, ist man verrufen, die Menschen zu manipulieren. Daher muss man lernen, sich mit diesem Bereich kritisch auseinander zu setzen. Denn wir haben Verantwortung, weil wir ja die Öffentlichkeit beeinflussen können. Professor Lürzer vermittelt uns, dass man die Konsumenten nicht für dumm verkaufen darf und seine Mittel intelligent einsetzen muss", erläutert Kathrein.
Und die Konsequenz? "Dass man sich auch distanzieren und sagen kann: das ist ein Produkt, mit dem kann ich mich nicht identifizieren. Und dann darf man es nicht machen."
Eine Festival-Gründung als Diplomarbeit
"Ich möchte ein Grafik-Design- und Werbefestival, also eine Basis für Studenten und Nachwuchs, mit spezieller Ausrichtung nach Osteuropa ins Leben rufen. Zunächst soll es eine Workshop-Woche mit Leuten aus der Grafik Design und aus der Werbebranche, die schon einen Namen haben, geben. Dann soll eine Plattform - voraussichtlich im Internet - für Studenten entstehen und ein Austausch von Festivals und Universitäten stattfinden", erläutert Kathrein ihr ehrgeiziges Diplom-Projekt.
Der Austausch zwischen Menschen ist ein zentrales Thema für die Studentin, die bereits Praktika im Ausland absolviert hat, und am liebsten im Team arbeitet. Ebenso ist ihr die Beziehung zu Osteuropa sehr wichtig: "In unserer Klasse gibt es viele begabte Studenten aus diesem Raum, da gibt es ein enormes Potenzial."
"Golden Bra" für Jugendkonto-Werbung
Und ihren ersten Preis hat die Team-Arbeiterin auch durch Teamwork erhalten: Für die Anzeigenserie "Handcuffs" für die slowenische Bank "Abanka", die der jugendlichen Zielgruppe das Gefühl persönlicher Freiheit und Unabhängigkeit vermitteln sollte, gewann Kathrein zusammen mit ihren Kollegen Tobias Held und Mario Suppan den "Golden Bra" beim "Magdalena"-Festival 2003 in Maribor.
Bis vergangenen April war Kathrein im Rahmen des "Erasmus"-Programms Austausch-Studentin in Barcelona. Dort wurde sie für eine Schaufenster-Gestaltung für "Hermes" sowie für ihre Arbeit für das Magazin "The Creator Studio" ausgezeichnet. "Das Wichtige an den Preisen ist das Erfolgserlebnis, dass die Arbeiten von anderen wahrgenommen werden."
Von Eltern unterstützt
"Ich habe das Glück, von zu Hause unterstützt zu werden. Aber ich versuche natürlich, auch etwas dazu beizutragen. Denn bei diesem Studium kann man vom Zeitaufwand her kaum daneben arbeiten. Wir haben wie berufstätige Menschen eine 40-Stunden-Woche", schildert Kathrein ihre Situation.
Durch ihr Spezialfach Grafik habe sie es aber leichter, in diesem Bereich in ihrer Freizeit etwas dazuverdienen zu können. So habe sie Illustrationsaufträge wie z. B ein CD-Cover, das sie jüngst entworfen habe.
Kunst- und Kulturbereich als Wunsch
"Die aktuelle Wirtschaftslage ist ja nicht gut. Aber die meisten Absolventen in unserer Klasse, es sind etwa drei bis fünf Leute pro Jahr, haben sehr gute Berufschancen, nicht zuletzt weil Professor Lürzer so renommiert in der Werbebranche ist", erzählt Miriam Kathrein.
Nach dem Studienabschluss will sie zunächst im Ausland arbeiten und dort auch ihren Master machen. Und wie sollte der künftige Ideal-Job aussehen? "Ich wünsche mir Projekte, die mit Kommunikation zu tun haben, aber nicht in der extremen Kommerzschiene sind. Ideal wäre der Kunst- und Kulturbereich, mit einem motivierten Team, das Freude an der Sache hat."