Kultur-Tipps zur Weihnachtszeit

Von Kinderoper bis "Scala"-Größen

Für die Weihnachtsstimmung der Kinder sorgen jährlich auch die Opernhäuser - wie die Spielpläne von Staatsoper und Volksoper zeigen. In Mailand ist anlässlich der "Scala"-Wiedereröffnung eine Schau zu entdecken. Und Robert Werba präsentiert CD- und DVD-Tipps.

Kinder brauchen nicht viel, um in vorweihnachtliche Stimmung zu kommen. Da genügen bunte Lichterketten in den Straßen, prächtig dekorierte Auslagen - und der rituelle Brief ans Christkind. Theater- und Opernhäuser holen im Dezember dennoch gerne ihre Märchen-Aufführungen aus dem Fundus. Und dies machen natürlich auch Staatsoper und Volksoper:

So zeigt die Staatsoper für den Opern-Nachwuchs die Kinderoper "Das Traumfresserchen" im winterfesten Zelt am Dach. In der Volksoper stehen eine Kinderfassung von Rossinis "La Cenerentola" sowie Engelbert Humperdincks "Hänsel und Gretel" auf dem Programm.

Legendäre "Scala"-Premieren im Bild

Wenige Tage nach der Wiedereröffnung der aufwendig renovierten Mailänder "Scala" erinnert jetzt eine Ausstellung an den Glanz vergangener Festspiel-Zeiten. Unter dem Titel "Porträts der Eleganz" sind in der Kunsteinrichtung "Triennale von Mailand" rund 300 Fotos legendärer Scala-Premieren der 1950er, 1960er und 70er Jahre zu sehen.

Und Ö1 sendet am Samstag, den 18. Dezember um 19:30 Uhr, die Eröffnungs-Premiere von Antonio Salieris Oper "L'Europa riconosciuta".

Mehr zur Wiedereröffnung der Mailänder "Scala" in oe1.ORF.at

Bernstein in Doppel-Funktion

Lehren von Lennie werden wohl alle jene gerne annehmen, die dem Amerikanisch des Leonard Bernstein ausreichend folgen können. Auf fünf CDs hat die DG in ihrer historischen und außerordentlich preiswerten Serie "original masters" fünf Symphonien in frühen Bernstein-Aufnahmen mit dem New York Stadium Orchestra veröffentlicht: Beethoven Nr. 3, Dvorak Nr. 9, Schumann Nr. 2, Brahms Nr. 4 und Tschaikowsky Nr. 6. Ergänzt werden die Aufnahmen durch von ihm selbst gesprochene Musik-Analysen. Also der "doppelte Lennie" - am Pult und in der Rolle eines symphonischen Marcel Prawy.

München ist anders

An der Isar sind seit einiger Zeit zwei neue Orchester-Chefs am Werke, die sich auf unterschiedlich Art auf dem Plattenmarkt präsentieren: Mariss Jansons und Christian Thielemann. Jansons hat vor kurzem mit seinem "Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks" romantische Orchestermusik bei Sony aufgenommen, die auf subtile Weise mit bedeutenden Werken des 20. Jahrhundert gekoppelt wurden. Die eine CD kombiniert eine architektonisch strenge, aber dennoch expressive Deutschung von Tschaikowskys "Pathetique" mit Schönbergs "Verklärter Nacht". Die zweite CD hingegen präsentiert den Letten Jansons, den ehemaligen Orchesterchef in Oslo, als Interpret skandinavischer Musik: Die 1. Symphonie von Jean Sibelius, kombiniert mit Brittens "Young Person’s Guide" und Weberns "Im Sommerwind" - also sowohl stimmige als auch didaktisch ambitionierte Kopplungen.

Dagegen hat sich Christian Thielemann in seiner neuesten CD-Veröffentlichung der DG auf eine konventionellere Programmierung festlegen lassen, die alle kulinarischen Ansprüche von Musik-Gourmets befriedigt: Nicht mit seinem neuen Orchester (in dieser Saison hat er die Chefposition bei den Münchner Philharmonikern angetreten), sondern am Pult der Wiener Philharmoniker musiziert er mit romantischer Emphase und fast furtwänglerschem Pathos deutsche Ouvertüren von Mendelssohn, Weber, Marschner und Richard Wagner - ebenso opulent aufgezeichnet wie gespielt.

Kleiber in Bild & Ton

Reminiszenzen an Carlos Kleiber, den Schwierigen, kann man jetzt mit Hilfe einer DVD-Video-Box anstellen, zumindest an den Konzert-Dirigenten Kleiber, der auf fünf Silberscheiben von DG und Philips im Concertgebouw, dem Münchner Herkulessaal und - am häufigsten - im großen Wiener Musikvereinssaal beim Dirigieren zu beobachten ist.

Wenn man das überhaupt Dirigieren nennen kann. Ähnlich wie bei Furtwängler, bei dessen Einsätzen die Musiker gefragt haben sollen: "Herr Doktor, bei welchem Zacken von ihrem Blitz sollen wir eigentlich anfangen?", hat Kleiber Spannung erzeugt. Denn er hat das Dirigentenhandwerk als solches eben nicht ernst genommen, Einsätze immer wieder anders gegeben hat und schien gelegentlich auf das Dirigieren vergessen zu haben. So drängt sich - vor allem optisch - bei seinen Konzertsaal-Aktivitäten meist der Eindruck des genialischen Improvisierens auf. Ein Muss - nicht nur für Kleiber-Fans, den "Magier" mit den beiden Neujahrskonzerten, Mozart-, Beethoven- und Brahms-Sinfonien wieder zu erleben.

Ausstellungs-Tipp
"Porträts der Eleganz" in der "Triennale von Mailand". Die Fotografien, darunter Porträts von Maria Callas, Grace Kelly, Luchino Visconti und Liz Taylor, zeigen größtenteils High-Society-Persönlichkeiten der Nachkriegszeit. Die Schau ist bis zum 16. Jänner geöffnet.

CD-Tipps
"Leonrad Bernstein - The 1953 American Decca Recordings", 5 CDs, DG

"Bewegende Konzerterlebnisse - Mariss Jansons live in München", Sony Classical

"Christian Thielemann - German Overtures", Wiener Philharmoniker, Werke von Marschner, Mendelssohn, Nicolai, Weber, Wagner, DG

DVD-Tipp
"Carlos Kleiber - Die Legende", Edition mit 5 DVDs, DG

Hör-Tipp
Antonio Salieri: "L'Europa riconosciuta" am Samstag, den 18. Dezember 2004, um 19:30 Uhr in Ö1.

Opern-Tipps
Die Staatsoper zeigt Wilfried Hillers Kinderoper "Das Traumfresserchen" am 18. (15:00 Uhr) und 26. Dezember (11:00 und 15:00 Uhr) sowie am 2. und 6. Jänner (jeweils 11:00 Uhr) im winterfesten "mobilkom austria"-Zelt am Dach.

Die Volksoper Wien zeigt Rossinis "La Cenerentola" am 19.Dezember in einer Kinderfassung. Humperdincks "Hänsel und Gretel" steht am 20., 23., 25. und 27. Dezember auf dem Programm.

Links
Wiener Staatsoper
Wiener Volksoper
La Triennale di Milano
Deutsche Grammophon
Sony Classical