Wohin führt Europas Ablehnung?
Anti-Amerikanismus
Nachdem George Bush ein zweites Mal gewählt wurde, müsste in Europa langsam die Frage seiner Legitimität wegfallen und sich so die Einstellung gegenüber den USA ändern. Wird es also auch langsam müßig über die Legalität des Irak-Krieges zu streiten?
8. April 2017, 21:58
Wie geht's weiter in den transatlantischen Beziehungen? Wird der durch die Wahlen gestärkte US-Präsident jetzt erst recht auf den Tisch hauen? Werden die Europäer, ebenfalls gestärkt durch die seit wenigen Monaten gültige Erweiterung der EU, sich in Position werfen? Stehen wir gar vor einem neuen Kalten Krieg - diesmal zwischen zwei ehemals befreundeten Alliierten?
Auch wenn sich das so mancher Anti-(Europäer, -Amerikaner) auf beiden Seiten des Atlantiks vielleicht wünschen mag, vieles spricht dagegen. Hören wir uns nur Colin Powell an, den mürbe gemachten US-Außenminister, der im status abeundi noch einen letzten Besuch in Brüssel machte.
Die gemeinsamen Wertvorstellungen und die ähnlichen Bedrohungen würden schwerer wiegen als alle Kontroversen der Vergangenheit, sagte Powell, der auch zugab, dass es "Schlaglöcher und Kratzer" und "eisige Tage" im Verhältnis der Partner gegeben habe. Und "manchmal haben wir vielleicht lauter geschrieen als es den Europäern lieb war."
Selbsterkenntnis ist schon der erste Weg zur Besserung. Der zweite könnte sich durch den Besuch von George Bush in Brüssel Anfang des kommendes Jahres ergeben. Auch dabei dürfte Bush mildere Töne anschlagen - so wie schon sein großes Vorbild, Ronald Reagan, der letzte Republikaner, der zwei Amtszeiten hinter sich gebracht hat - die erste, die voll von Kontroversen mit den Europäern war (vor allem wegen seines beinharten Anti-Kommunismus, der sich hauptsächlich gegen die Sowjet-Union gerichtet hatte) und die zweite, die dann mit Abrüstungsabkommen und Moskau-Besuchen viel eher nach dem Geschmack der venus-orientierten Europäer war. Aber auch wir hier müssten die Gelegenheit wahrnehmen und uns fragen, was dieser Anti-Amerikanismus eigentlich bringt.
Europas Haltung gegenüber George Bush zum Beispiel könnte sich auch deshalb ändern, weil ja nun auch die Legitimitäts-Fragen wegfallen - vor vier Jahren noch hatten wir alle (und viele Freunde in den USA) Zweifel, dass George Bush wirklich die Wahl gewonnen hatte und damit der legitime Nachfolger von Bill Clinton war - diesmal gibt es keine Zweifel (wenn auch immer noch ein paar Zweifler, und einige Verzweifelte).
Es ist auch müßig, weiter über die Legalität (um nicht zu sagen: Legitimität) des Irak-Krieges zu streiten - mit der europäischen Nörgelei wird sich die Situation dort nicht verbessern. So betrachtet besteht nun auch eine gewisse Chance, dass wieder Normalität eintritt - deshalb müssen wir noch nicht alles akzeptieren, was uns die USA einzureden versuchen.