Kulturgeschichte der Sinne
Tore zur Welt (Teil 4)
Sinneswahrnehmungen sind nicht nur Fenster zur Wirklichkeit, sie filtern und verwandeln die Eindrücke der Welt, sie können uns Dinge verbergen oder Eindrücke vorgaukeln. Zwischen dem Geruch des "Armeleuteessens" und dem Aroma der "feinen Küche" liegen Welten.
8. April 2017, 21:58
Gerüche werden, so wie Geräusche, als besonders ambivalent empfunden. Wenn wir z.B. sagen, wir können jemanden nicht riechen, heißt das klar und deutlich, dass man mit der betreffenden Person nichts zu tun haben.
Doch das, was durch die Nase in unsere Körper kommt, kann auch das Gegenteil bewirken. Gerüche aus der Kindheit können etwa viel intensiver erinnert werden als andere sinnliche Erfahrungen Düfte sind auch ein mächtiges Stimulans, wie z.B. Patrik Süßkind in seinem Roman "Das Parfum" drastisch gezeigt hat.
Gerüche als Metaphern
Solche Verbindungen zwischen Wohlgerüchen und dem dunklen Reich der Sexualität gibt es allerdings schon seit der Antike. Im Mittelalter sind weibliche Gerüche dann häufig Metaphern für Versuchung und Tod.
"Verderbte" Düfte
Denn Frauen - oder der Teufel in ihrer Gestalt - verwenden Duft als stärkste Waffe, um Gefühl und Leidenschaft anzustacheln. Dafür eigneten sich, neben dem natürlichen weiblichen Geruch, auch tierische Duftstoffe, wie Moschus und Zibet, zwei Luxus-Essenzen, die aus den Sexualdrüsen des im Himalaya lebenden Moschushirschen und der afroasiatischen Zibetkatze gewonnen wurden.
Begründet wurde dies von kirchlichen Autoren mit der Lasterhaftigkeit und Verworfenheit des weiblichen Geschlechts, die bereits mit Eva, der Urmutter, ihren Ausgang nahm.
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