Gute Beziehungen zu Wien und Salzburg
Der neue Münchner Musikchef zu Gast
Er ist einer der gefragtesten Dirigenten: Christian Thielemann. Zu Wien und Salzburg hat der neue Chef der Münchner Philharmoniker gute Beziehungen. Und mit den Wienern wird er 2005 in beiden Städten musizieren. Ö1 überträgt live ein Thielemann-Konzert.
8. April 2017, 21:58
Bei seinem Antrittskonzert als neuer Generalmusikdirektor der Münchner Philharmoniker wurde er stürmisch bejubelt und mit minutenlangem Beifall bedacht: Christian Thielemann. Der weltweit gefeierte Dirigent löste mit einem Sieben-Jahres-Vertrag zu Beginn der Konzertsaison 2004/2005 James Levine als Chef der "Münchner" ab. Thielemann war im Streit über die finanzielle Ausstattung im Mai dieses Jahres vorzeitig als Generalmusikdirektor der Deutschen Oper Berlin ausgeschieden.
Einen musikalischen Triumph hatte Christian Thielemann mit Wagners "Tristan und Isolde", seiner ersten Staatsopern-Premiere, im vergangenen Mai in Wien. Diesmal ist er mit dem Orchester der Deutschen Oper Berlin mit einem Wagner-Programm im Wiener Musikverein zu Gast. Ö1 überträgt das Konzert live.
Thielemann in Wien und Salzburg
Der deutsche Dirigent mit Weltruf wird aber auch in Österreich im Jubiläums-Jahr 2005 vertreten sein: So wird Christian Thielemann einer der Dirigenten sein, die beim Festkonzert anlässlich des 50-Jahre-Jubiläums der Wiedereröffnung der Wiener Staatsoper am 5. November mitwirken werden. Der ORF wird das Konzert, das weltweit über Satellit übertragen wird, in seinem Hauptabendprogramm live senden.
Im Rahmen der Philharmonischen Konzerte wird Thielemann das Saison-Abschlusskonzert am 25. Juni 2005 mit den Wienern leiten. Und bei den kommenden Salzburger Festspielen wird er zwei Konzerte mit den Wiener Philharmonikern dirigieren.
Auch im RadioKulturhaus zu Gast
Und auch im Wiener RadioKulturhaus in der Argentinierstraße war Thielemann im vergangenen Mai zu Gast: In der dritten Ausgabe der Talk-Reihe "kunst:werte" setzte sich der Maestro mit Regisseur Stefan Herheim über die "Grenzen der Kunst" auseinander.
München, Bayreuth und Gastspiel
In dieser Spielzeit wird der 45-jährige Dirigent rund 20 Konzerte in der bayerischen Hauptstadt leiten. Außerdem steht eine Deutschland-Tournee auf dem Programm. 2006 dirigiert Thielemann den neuen "Ring" bei den Bayreuther Festspielen. Für 2007 ist ein Gastspiel mit den Münchner Philharmonikern in Japan geplant.
Abgang von Deutscher Oper Berlin
Thielemann, der Chefdirigent der Deutschen Oper Berlin, hat nach einer Niederlage im Streit um mehr Geld für sein Orchester seinen im Mai seinen Rücktritt erklärt. Kultursenator Thomas Flierl (PDS) erklärte damals, er bedaure die Entscheidung des Generalmusikdirektors. Dessen Forderungen seien berechtigt. Allerdings sei die Stadt angesichts ihrer maroden Haushaltslage nicht in der Lage, zusätzliche Gelder bereitzustellen.
Die Verhandlungen über eine ultimative Forderung Thielemanns, den Etat für das Orchester der Deutschen Oper um 1,6 Millionen Euro aufzustocken, waren zuvor gescheitert. Der 45-Jährige hatte eine Gleichstellung mit der Staatsoper Berlin Unter den Linden gefordert, die vom Bund als "Kanzlergeschenk" jährlich eine Sonderzuwendung von 1,8 Millionen Euro erhalte. Das führte laut Thielemann dazu, dass seinem Orchester die besten Musiker wegliefen. "Ich kann nicht mehr ansehen, dass dieses Haus, das mal erstes Haus war, zu einer Durchgangsadresse wird", so Thielemann damals.
Seit 1997 an der Spree
Thielemann war seit 1997 Chefdirigent an der Deutschen Oper. Sein Berliner Vertrag wäre bis 2007 gelaufen. Im Herbst trat er zusätzlich sein Amt als Orchesterchef bei den Münchner Philharmonikern an. Mit der Deutschen Oper Berlin bleibt er als Gastdirigent verbunden.
Einst Assistent Karajans
Der gebürtige Berliner, Jahrgang 1959, gilt als einer der herausragendsten jungen Dirigenten Deutschlands und als Bewahrer des Wagner-Erbes, wie er beim "Tristan" in der Wiener Staatsoper eindrücklich unter Beweis stellte. Als Assistent von Herbert von Karajan in Berlin und bei den Salzburger Festspielen trat er auch als Pianist auf. 1985 wurde Thielemann Erster Kapellmeister der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf. Von 1988 bis 1992 war er Generalmusikdirektor der Nürnberger Oper.
Zu Wien und Salzburg hat Thielemann - trotz diverser Absagen etwa für die Uraufführung von Henzes "L'Upupa" oder bei der zweiten Tristan-Serie in der Staatsoper - gute Beziehungen: Nicht nur die Wiener Staatsoper, auch die Wiener Philharmoniker haben Thielemann in den kommenden Jahren groß eingeplant.