Konstruktives Altern
Horizonte des Alterns
Altern, das geht uns alle an. Über das individuelle Schicksal hinaus, wird altern zum politischen und ökonomischen Schicksal fast aller Staaten der Erde. Im Jahr 2050 werden allein in China so viele über 65-Jährige leben wie heute auf der ganzen Welt.
8. April 2017, 21:58
In Österreich werden 2046 etwa 2,5 Millionen Menschen über 65 Jahre alt sein. Das sind um 90 Prozent mehr als derzeit. Dann, so hat der Bevölkerungswissenschafter Rainer Münz errechnet wird die Zahl der über 65Jährigen wieder abnehmen, weil die Babyboomer Generation sterben wird.
Es ist die Generation der Babybommer, die die Fesseln der Lebenserwartung und auch die der Gestaltung des Lebens sprengen. In den USA wird alle 7,5 Sekunden ein Babyboomer 50. Das ist für Frank Schirrmacher, Autor des Bestsellers "Das Methusalem-Komplott" das im Verlag Blessing herausgegeben wurde, alle 7,5 Sekunden eine Mikrokatastrophe.
Verteilungskämpfe der Zukunft
Und viele geben den Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung recht. Die Babybommer, so meinen sie Zitat: "die zwischen 1950 und 1964 geborenen Generationen, werden spätestens in dem Moment, in dem sie in Rente gehen, die ganze westliche Welt in einen Ausnahmezustand versetzen."
Und Statistiker sagen kurz und bündig, dass die Verteilungskämpfe der Zukunft um Rente und Altenheimplätze ausgetragen werden. Deshalb plädiert Frank Schirrmacher dafür neu altern zu lernen, sonst werde so Schirrmacher, jeder Einzelne der Gesellschaft finanziell, sozial und seelisch bestraft.
Verweigerung des Alterns
In der Wiener Nationalbibliothek übertragen ältere Menschen die in kurrent geschriebenen Dokumente in die Lateinschrift. Eine winn winn Situation für Jung und Alt. Doch wird das Miteinander der Generationen nicht von jedem angestrebt.
Eva Jaeggi beispielsweise sieht in der Suche ständig mit Jüngeren zusammen sein zu wollen, eine Verweigerung des eigenen Alterns. Sie hat sich mit Selbsttäuschungen und Täuschungsmanövern der jungen Alten zwischen 60 und 70 auseinander gesetzt.
Noch herrscht der Jugendwahn vor
In der Werbung, in der Arbeits- und Freizeitwelt. Allerdings haben schon Teile der Wirtschaft die Kaufkraft Älterer entdeckt. Für Eva Jaeggi zeigt sich hier die Ambivalenz des gesellschaftlichen Umgangs mit Älteren.
Bestimmte Produkte wie Haftcreme, Schmerzmittel gegen Gicht, bequeme Betten und Hörhilfen sind assoziiert mit meist attraktiven älteren Menschen, die offenbar an diesen Produkten sehr viel Freude haben. Für schicke Autos, Champagner und edlen Schmuck allerdings, wirbt man selten mit älteren oder ganz alten Menschen.
Die damit verbundene Botschaft lautet für Eva Jeaggi: "Alten Menschen gebührt Hilfe bei den typischen Altergebrechen - aber die Höhepunkte des Lebens, oder überflüssiger Luxus: das steht ihnen nicht zu." Dabei so vermutet die 70jährige Eva Jaeggi, freut sich auch eine 75jährige über ein neues Schmuckstück und will nicht unbedingt Vital-Elixier zum Geburtstag geschenkt bekommen.
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