Spät hell, früh dunkel
Dämmerung
Diese Woche bat Leporello seine Gesprächspartner um eine Wortspende zum Thema "Dämmerung". Cornelia Froboess, ab Dezember in der Nöstlinger-Verfilmung "Villa Henriette" zu sehen, hat die "blaue Stunde" für die Familie reserviert - um zuzuhören.
8. April 2017, 21:58
Krüger, Gambetta, Baraka und Froboess
Das graue Licht des Morgens und das blaue Licht des Spätnachmittags sind in Literatur und Film beliebte Stimmungsbilder. Leporello fragte diese Woche seine Gesprächspartner, wie sie die Zeit vor Tagesanbruch oder jene vor Beginn der Nacht gestalten.
26. November: Sichtbarer Verlauf
Die Dämmerung ist der sichtbare Verlauf von Tag zu Nacht, wo der zeitliche Ablauf wirklich gut sichtbar wird. Deshalb ist die Dämmerung interessant.
Doris Krüger, Künstlerin
25. November: Das Tor zur Nacht
Die Abenddämmerung ist der beste Moment des Tages, denn sie ist das Tor zur Nacht, sie führt dich in die Nacht. Für einen Musiker ist die Nacht die wichtigste künstlerische Zeit. In der Nacht spielt man, man komponiert, man trifft sich mit Freunden.
Die Dämmerung ist auch der Moment, wo du die Liebe zu der Person, mit der du lebst, sehr stark spürst. Wenn ich ein Resümee meiner Beziehung ziehen würde, würde ich denken: Ach, die Dämmerung in Wales, die fantastische Dämmerung in Holland, oder die Dämmerung in Wien! Vom italienischen Standpunkt aus betrachtet ist die Dämmerung die Zeit für den Aperitif. Da denke ich gleich an Prosecco und Negroni.
Beppe Gambetta, Gitarrist
24. November: Blaue Stunde
Ich bin ein Oktoberkind, ich bin am 28. Oktober geboren, das ist ja schon die Zeit, wo es anfängt zu dämmern ...und dann gibt es bei uns zu Hause die so genannte "blaue Stunde" - die benutzen wir, und das haben wir auch eingehalten, um einander zuzuhören - das ist die wichtigste Stunde am ganzen Tag für uns, für unsere Familie und für mich.
Cornelia Froboess, Schauspielerin
22. November: Sonnenaufgang
Ich mag die Sonne, die Sonne steht für mich für die Seele der Menschen. Wenn Sie nach Finnland fahren, wo die Menschen sechs Monate im Jahr in der Dämmerung leben, das ist sehr deprimierend. Sehen Sie sich einmal finnisches Fernsehen an, da merkt man gleich, dass etwas nicht stimmt. Sechs Monate Dämmerung zu haben treibt die Leute offenbar in den Wahnsinn.
Die Morgendämmerung dagegen ist für mich die Zeit, wo ich gerade erst schlafen gehe. Das ist ja auch meine Arbeit und die Arbeit aller Dichter: jeden Morgen die Sonne aufgehen zu lassen.
Amiri Baraka, Poet
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