60. Todestag von Provikar Carl Lampert

Die Hoffnung aber stirbt zuletzt

Am 13. November 1944 ist Provikar Carl Lampert in Halle/Saale durch das Fallbeil des Nationalsozialistischen Regimes hingerichtet worden. An seinem 60. Todestag erinnern zahlreiche Gedenkveranstaltungen an den Widerstandskämpfer und seine Lebensgeschichte.

Carl Lamperts letzter Brief an seinen Bruder

Am 13. November 1944 um 16:00 Uhr ist der Vorarlberger Priester und Provikar Carl Lampert in Halle an der Saale vom Nationalsozialistischen Reichskriegsgericht zum Tode verurteilt und durch das Fallbeil hingerichtet worden. Der ehemalige Widerstandskämpfer war damit der höchstrangige Geistliche Österreichs, der von den Nazis umgebracht wurde.

Carl Lampert erinnern

Unter diesem Motto fanden in Vorarlberg mehrere Veranstaltungen statt. Sie alle standen unter dem Oberthema "Glaube und Widerstand - Erinnerung und Gedächtnis“. Die Frage "öffentliche Erinnerung“ und Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus stand im Zentrum einer Veranstaltung, die im ORF-Landesstudio Vorarlberg stattgefunden hat. Veranstalter waren das katholische Bildungswerk Vorarlberg und der ORF.

"Gefährlichster Kirchenmann der Ostmark"

Carl Lampert ist am 9. Jänner 1894 in Göfis in der Nähe von Feldkirch geboren worden. Nach der Matura am Gymnasium in Feldkirch hat er sich entschlossen, Priester zu werden. In Brixen besuchte er das Priesterseminar, und im Mai 1918 erhielt er die Priesterweihe. Er war Kaplan in Dornbirn, studierte in Rom Kirchenrecht, danach wurde er nach Innsbruck berufen. Dort wurde Lampert 1939 zum Provikar ernannt.

Von Beginn an stand er den Nazis sehr kritisch gegenüber, besonders was die Beschränkungen des kirchlichen Lebens betraf. Etwa die Auflösung von Klöstern, die Schließung der Theologischen Fakultät, Verhöre und Verhaftungen von Priestern und Ordensleuten. Der damalige Gauleiter Franz Hofer bezeichnete Lampert als den gefährlichsten Kirchenmann in der Ostmark.

Gauverweis und Hinrichtung

Die Konflikte zwischen den Nazis und dem Geistlichen Carl Lampert eskalierten 1940. Lampert wurde wieder einmal, wie schon öfters zuvor, verhaftet, diesmal wurde er aber nicht in das Innsbrucker Polizeigefängnis "Sonne“ eingeliefert, sondern in das Konzentrationslager Dachau. Von dort wurde er in das KZ Sachsenhausen-Oranienburg überstellt. 1941 ist er entlassen worden und kehrte nach Vorarlberg zurück. Doch er erhielt "Gauverweis“ und fand Aufnahme im Carolusstift in Stettin. Dort hörte er in einer Freundesgruppe regelmäßig den Sender "London“.

Ein Gestapo-Spitzel schließlich hat den Geistlichen verraten. Wegen Hochverrates, Spionage, Wehrkraftzersetzung, Feindbegünstigung und Verstoß gegen das Rundfunkgesetz wurde Carl Lampert zum Tode verurteilt. Am 13. November 1944 wurde das Urteil vollzogen: Hinrichtung durch das Fallbeil. Die Todesnachricht kam erst Wochen später nach Vorarlberg. Die Urne mit den sterblichen Überresten von Carl Lampert wurde 1948 in seinem Heimatort Göfis beigesetzt. Eine Gedenkstätte in der Pfarrkirche und ein Grabstein beim Friedhofskreuz dienen als Mahnmal und Erinnerung an Carl Lampert.

Seligsprechungsprozess eingeleitet

Glaube und Widerstand - Erinnerung und Gedächtnis. 60 Jahre nach dem Tod Carl Lamperts sei die Aufarbeitung der Geschichte des Nationalsozialismus nach wie vor ein wichtiges und keineswegs abgehandeltes Kapitel. Das war die einhellige Meinung der Experten, die sich im Funkhaus in Dornbirn zu einer Diskussionsveranstaltung getroffen haben. Dabei ging es um die Dimensionen und Konsequenzen öffentlicher Erinnerung einer historischen Situation und Lebensgeschichte.

Vor sechs Jahren hat der damalige Feldkircher Bischof Klaus Küng den Seligsprechungsprozess für Carl Lampert eingeleitet. Inzwischen liegt der aus mehreren Dutzend Ordnern bestehende Akt in Rom und wird von den zuständigen vatikanischen Behörden bearbeitet. Mit einer Entscheidung ist -so ist zu hören - frühestens in zwei Jahren zu erwarten.

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Buch-Tipp
"Carl Lampert. Zeuge in gnadenloser Zeit". Innsbruck 1999. Zu bestellen beim Verlag Kirche der Diözese Innsbruck, Wilhelm-Greil-Straße 7, 6020 Innsbruck, Tel. 0512/59844/400

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Link
Carl Lampert erinnern - Festakademie der Katholischen Kirche Vorarlberg