Es ist für halbwegs vernünftige Leute ein Programm

Kurt Schwertsik, Komponist

Welcher Typ von Ö1 Hörer ich bin? Ich glaube, ich versuche mich mit Hilfe des Radios zu bilden. Das betrifft nicht nur Musik, ich erinnere mich an gute "Radiokolleg"-Sendungen z. B. über Geld, die Liessmann-Vorlesungen habe ich mir auch als CD gekauft und mehrfach angehört. Oder die Dvorák-Sonaten, die jetzt gerade zu hören sind, die kenne ich eigentlich nicht.

In der Früh lassen wir uns vom Radio wecken, drei vor Sieben mit "Gedanken für den Tag" - die sind meistens ein bissel komisch - und dann höre ich das "Morgenjournal". Weil ich keine Tageszeitungen lese, ist das sozusagen mein Kontakt zur Wirklichkeit, eine meiner wenigen Verbindungen zu dem, was geschieht in der Welt.

Das Radiohören stört mich auch oft, weil ich dann nicht zum Arbeiten komme. Es ist erstaunlich, was mich alles interessiert, ich bin oft selber überrascht (lacht). Ich bin froh, dass es einige Sachen gibt, die mich nicht so interessieren, weil dann brauch' ich nicht Radio hören. Wenn mich einmal etwas weniger interessiert - wunderbar!

Warum ich beim Radiohören Patiencen lege? Irgendwie bin ich zu unruhig, um mich hinzusetzen und einfach nur Musik zu - wie die Leute sagen - "genießen". Als (Orchester-)Musiker bin ich gewöhnt zu arbeiten bei der Musik, das ist mein Beruf. Ich muss die Musik machen und die spielt halt, während ich arbeite. Für mich ist Musikhören schon gleichzeitig eine Arbeit, weil ich sehr genau hören muss. Das genaue Zuhören verbraucht irrsinnig viel Konzentration. Das ist sehr anstrengend. Das will ich mir manchmal erleichtern. Natürlich höre ich sehr analytisch, aber in solchen Situationen nur punktuell. Wenn es ernst wird, gibt's gar nichts, da muss ich genau zuhören. Da kommt es auch vor, dass ich mir beim Radiohören die Partitur nehme und mitlese...

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Lukas Beck