Bühnen-Start als Bariton in Innsbruck
Erste Theater-Erfahrung als Krippenspiel-Engel
Im Musiktheater-Bereich gibt es kaum eine Funktion, die er nicht ausgeübt hat: Rudolf Berger. Den ersten Theater-Kontakt hatte der seit der Saison 2003/04 amtierende "Volksopern"-Chef schon als Fünfjähriger in Innsbruck. Er ist in der "Opernwerkstatt" zu Gast.
8. April 2017, 21:58
Es gibt kaum eine Funktion im Bereich des Musiktheaters, die Rudolf Berger noch nicht ausgeübt hat. Der seit der Saison 2003/04 amtierende Volksopern-Direktor begann seine Karriere am Tiroler Landestheater in Innsbruck als Bariton. Er stammt aus der Schweiz und kam im Alter von vier Jahren mit seinen Eltern nach Innsbruck, wurde österreichischer Staatsbürger und hatte schon als Fünfjähriger bei einem Krippenspiel in Innsbruck als Engel die ersten Kontakte zum Theater.
"Die Zeit in Innsbruck war für mich sehr wertvoll, ich konnte professionell all die Dinge lernen, die mir bei meinen späteren Tätigkeiten am Theater zu Gute kamen", erzählt Berger. Er war nicht nur Sänger, sondern auch Inspizient und Souffleur, schrieb Programmhefte und versuchte sich sogar als Tänzer in "May Fair Lady".
Drei bedeutungsvolle Opern
Drei Opern haben ihn zu dieser Zeit sehr beeinflusst: Die "Verkaufte Braut", seine erste Platte, die er sich von seinem Taschengeld kaufte, "Tiefland" und "Notre Dame" von Franz Schmidt. Diese Werke plant Rudolf Berger nun als Direktor der Volksoper Wien in den nächsten Jahren ins Programm aufzunehmen.
1982 trat Rudolf Berger als 22-jähriger gemeinsam mit Eva Lind in der damals sehr populären TV-Show "Die große Chance" auf. Von dieser Sendung existiert heute noch ein Mitschnitt. Kurze Zeit später erkannte er, dass seine Stärken weniger im Gesang, sondern eher auf dem Gebiet der Administration und der Regie lagen.
Internationale Erfahrungen
Er ging nach Nizza, baute dort ein Betriebsbüro auf, war auch in Aix und Paris tätig und kam anschließend als Regieassistent nach Wien an die Kammeroper. Später war er wieder in Frankreich u.a. als Agent tätig. Besonders stolz ist Rudolf Berger darauf, dass es ihm während einer kurzen Agentenzeit gelungen war, Renée Fleming erstmals nach Europa zu holen.
In der Folge wurde er von Eberhard Wächter an die Wiener Staatsoper als Disponent engagiert. "Wer den berühmten Lacher von Eberhard Wächter kennt, weiß, dass Honzo Holecek in seiner Opernparodie nicht übertrieben hat", erinnert sich Berger.
Kammeroper, Straßburg, dann Volksoper
Nach dem Tod von Hans Gabor wurde er zum Leiter der Wiener Kammeroper bestellt. Von dort ereilte ihn der Ruf als Leiter der Oper von Straßburg, ehe er 2003 zum Direktor der Wiener Volksoper berufen wurde.
Seit seinem Amtsantritt gibt es wieder ein sehr gutes Verhältnis zwischen der Staats- und Volksoper mit gegenseitigem Austausch von Künstlern. So wird Rudolf Berger Angelika Kirchschlager im Herbst 2005 mit ihrem großen Londoner Erfolg in "Sophie's Joice" an der Volksoper dem Publikum präsentieren.
Fertige Premieren-Planung bis 2008
Die Premieren-Vorhaben hat er bereits bis zum Ende seines derzeitigen Vertrages 2007/08 fixiert. Ab der Spielzeit 2005/06 wurden auch mit namhaften Opernhäusern neun Kooperationen abgeschlossen u.a. mit Berlin, Frankfurt, Washington, Barcelona und Bregenz. Der bisherige Erfolg spiegelt sich auch in einer Steigerung des Verkaufs der Vollpreiskarten um 40 Prozent wieder.
"Für einen Theaterdirektor ist es eine der Aufgaben, dass die Qualität der schwächsten Vorstellungen steigt. Das kann nicht immer gelingen, aber einer der gefährlichsten Sätze im Theater stammt von Lorin Maazel: Jeder Abend eine Gala! Dies kann einfach nicht funktionieren! Aber das Niveau darf nicht unter einen gewissen Punkt sinken", stellt Berger fest.
Schwellenangst vor Oper abbauen
"Mein Bestreben ist, die Schwellenangst vor der Oper abzubauen. Ich kenne wenige, die, wenn sie einmal den ersten Schritt gemacht haben, nicht picken geblieben sind", erläutert Berger seine Ambitionen.
Und meint zu seinen künftigen Plänen: "Es wäre eine falsche, ja fast dumme Bescheidenheit, wenn man, falls einmal die Staatsoper fragen würde, ob man interessiert wäre, deren Leitung zu übernehmen, nicht Ja sagen würde!"
Lieblinge Popp und Jurinac
Rudolf Bergers besondere Bewunderung gilt den Sängerinnen Lucia Popp und Sena Jurinac, die ihn durch ihre Natürlichkeit und Ausdruckstärke besonders berührt haben.
Veranstaltungs-Tipp
Anlässlich eines Publikumsgespräches auf der Probebühne der Wiener Volksoper am Freitag, den 12. November um 18:00 Uhr, gibt es die Gelegenheit, mit Rudolf Berger persönlich zu sprechen.
Links
Volksoper Wien
Opéra national du Rhin
Tiroler Landestheater
Wiener Kammeroper
Freunde der Wiener Staatsoper