Bemerkenswerte Musik von bemerkenswerten Frauen

"Phonoroidisches" & Frauenpower

Engelsgleiche Frauenstimmen mit kakophonischen Rumpelstilzchen-Momenten, elfenhafter Gesang und Soundgemälde aus dem Country-Kosmos gehören gehÖ1t, wenn "Diagonals Feiner Musiksalon" die neuen CDs vom Duo "Phonoroid" oder Carla Togerson vorstellt.

CD-Ausschnitt aus "Craving Astonishment" mit Phonoroid

"Phonoroid" ist ein amerikanisch-deutsches Avantgarde-Folk-Duo, 1995 von der Sängerin, Film- und Video-Regisseurin Vanessa Vassar gemeinsam mit dem Gitarristen und Produzent Axel Heilhecker gegründet. Für Vanessas Dokumentarfilm "American Waitress“, der vier Kellnerinnen aus New Mexico porträtiert, komponierte "Phonoroid" eigens einen Soundtrack. Dieser diente als Basis für das dritte gemeinsame Album "Craving Astonishment".

Phonoroid - Craving Astonishment

Die Amerikanerin Vanessa Vassar und der Deutsche Axel Manrico Heilhecker alias Phonoroid kreieren hörenswerte Soundgemälde. Wer eine durch den Fleischwolf gedrehte Ry Cooder Gitarre und lakonische Texte schätzt, wird bei der neuen CD "Craving Astonishment" bestens bedient. Einfühlsame Blues-Licks und eine wandelbare, so klare wie laszive Stimme bieten einen Country-Kosmos fernab von Truckeridyllen. Als Gastmusiker agiert unter anderem der wunderbare Trompeter Hans Peter Salentin.

"Dieses Album fühlt sich anders an", sagt Vanessa Vassar selbst zum neuen Album:

"Ich habe mich entwickelt. Wir haben uns entwickelt. Physisch bin ich zu meinen 'Cowboy und Indianer'-Wurzeln zurückgekehrt, aber geistig habe ich mich in einer Weise weiter entwickelt, die schwer zu beschreiben ist. Es ist fast so, als ob das, was ich sagen möchte, größer wird, während meine Stimme gleichzeitig kleiner wird."

Steckbrief Vanessa Vassar

Die Sängerin und Textdichterin wurde in Fort Worth, Texas, geboren. Sie war als Musikjournalistin und Creative Writer tätig und sang an der Metropolitan Opera in New York, bevor sie nach Berlin übersiedelte. Dort produzierte sie als Regisseurin zahlreiche Musik-Videos, bevor sie mit Axel Manrico Heilhecker "Phonoroid" gründete. Trotz ihrer Übersiedlung im Jahr 2000 nach New Mexico arbeiteten beide weiter zusammen an ihren "Klanglandschaften".

Aufregende Frauenstimmen

Unbedingt zu empfehlen ist auch die neue CD von Coco Rosie - "La Maison De Mon Rêve". Die beiden Schwestern Bianca und Sierra Casady verblüffen dabei mit engelsgleichen Stimmen und kakophonischen Rumpelstilzchen-Momenten - intensiver Minimalismus von subversiver Schönheit.

Auch die unverwechselbare Stimme der Kanadierin Leslie Feist und ihre warme Gitarre zaubern ein Lächeln ins Gesicht. Kleine Popsongs, die wie Edelsteine funkeln, lassen auf ihrer neuen CD "Let It die" mehr als aufhorchen.

Auf dem dritten Album der jungen Norwegerin Maria Solheim mit dem Titel "Frail" findet sich wiederum sehr gepflegtes Singer/Songwritertum mit nebeligen Spätherbststimmungen. Ihr elfenhafter Gesang nimmt dabei den düsteren Texten etwas von ihrer Schwere.

Die Walkabouts-Sängerin und Gitarristin Carla Torgerson bietet schließlich mit ihrem Solo-Debüt "Saint Stranger" ein farbenfrohes und abwechslungsreiches Klangbild. Mit feinen Arrangements, Ausgewogenheit an synthetischen und akustischen Elementen und vor allem ihrer unverwechselbaren Stimme vereint sie unterschiedlichste Stile zu überzeugenden Songs.

CD-Tipps
Phonoroid, "Craving Astonishment", Intuition/Edel

Cocorosie, "La Maison De Mon Rêve", Touch & Go/Cargo/Substance

Leslie Feist, "Let It Die", Polydor/Universal

Maria Solheim, "Frail", Strange Ways/Indigo/Ixthuluh

Carla Togerson, "Saint Stranger", Glitterhouse/Hoanzl

Rezensionen
Craving Astonishment
La Maison De Mon Rêve
Let It Die
Frail
Saint Stranger

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Coco Rosie
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