Ein Streifzug durch die Welt österreichischer Orden

"Habe die Ehre..."

"Verdienste um die Republik" werden jährlich rund 1.500 Österreichern bescheinigt. Dabei gibt es allerdings insgesamt 15 Abstufungen, denn Verdienste werden eben nicht alle gleich bewertet. Die Empfänger sind es aber auch nicht.

Statement von Walter Schwarz, Generalsekretär der ÖGO

Was verbindet den Altbischof Kurt Krenn mit dem Autor George Tabori? Oder welche Gemeinsamkeiten besitzen die Flüchtlingsbetreuerin Ute Bock und Formel 1-Boss Bernie Ecclestone? Was verbindet Museumsdirektor Wilfried Seipel und Finanzminister Karl Heinz Grasser? Oder was vereint den Leiter des "Jewish Welcome Service", Leon Zelman, mit dem italienischen Führer der postfaschistischen Alleanza Nationale, Gianfranco Fini? - Sie alle wurden vom Staat Österreich mit einem Ehrenzeichen ausgezeichnet: "Für Verdienste um die Republik“, wie es offiziell heißt.

Wer bewertet wen und wie?

Grundsätzlich kann jeder Bürger in Österreich ein Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik bekommen - vorausgesetzt, entsprechende Verdienste sind vorzuweisen. Wer aber wen und wie bewertet, war schon immer ein strittiger Punkt. Schon allein die Anzahl der verschiedenen Orden ist für deren Auswahl erschwerend:

Großstern, Großes Goldenes Ehrenzeichen am Bande, Großes Silbernes Ehrenzeichen mit Stern, Großes Ehrenzeichen, Goldenes Verdienstzeichen oder Silberne Medaille für Verdienste sind nur einige der insgesamt 15 Abstufungen, die die Republik in der Verleihung von Dekorationen kennt. Verdienste werden eben nicht alle gleich bewertet. Die Empfänger sind es aber auch nicht.

Orden, wem Orden gebühren ...

So wird Ministern nach dreijähriger Amtszeit automatisch das zweithöchste Ehrenzeichen verliehen. Normalsterbliche erhalten selten einen Orden in dieser Größenordnung. Meistens sind es Männer über Fünfzig und gut eingebunden in den Netzwerken der Macht, die in den Genuss einer Auszeichnung kommen.

Die Schriftstellerin Elfriede Jelinek, die kürzlich mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnet wurde, vertritt in einem Interview für den "Standard" folgende Meinung:

"Preise, die man für seine Arbeit bekommt, über die freut man sich. Aber Orden oder Ehrenzeichen oder so was würde ich nicht annehmen."

"Orden sind Wechselbriefe"

Schon im 19. Jahrhundert stellte der Philosoph Arthur Schopenhauer zwar den Wert und Nutzen von Auszeichnungen keineswegs in Frage, wies jedoch eindringlich und klar auf die Verleihungsmoral seitens der Verleiher hin:

"Orden sind Wechselbriefe, gezogen auf die öffentliche Meinung: ihr Werth beruht auf dem Kredit des Ausstellers. Durch ungerechte, oder urtheilslose oder übermäßige Vertheilung verlieren aber die Orden diesen Werth; daher ein Fürst mit ihrer Vertheilung so vorsichtig seyn sollte, wie ein Kaufmann mit dem Unterschreiben der Wechsel."
(Parerga und Paralipomena I, 384).

Und heute?

Die Aussage Schopenhauers aus dem Jahr 1851 entbehrt nicht einer gewissen Aktualität. Man könnte sie eigentlich 1:1 übernehmen. Hinzu kommen einander divergierende Meinungen:

"Allen demokratischen Grundprinzipien widersprechend, angesiedelt an der Schnittstelle zu korrupten Verhaltensweisen, nichts anderes als ein Überbleibsel aus monarchistischen Zeiten",
sagen die einen.

"Ein würdevolles Dankeschön, das große Freude bereitet, ein Kosten sparender Weg, unbezahlbare Leistungen zu würdigen und in der internationalen Diplomatie nicht wegzudenken",
behaupten die anderen. So wie Auszeichnungen und Personen, die sie erhalten, verschieden sind, gehen also auch die Meinungen darüber auseinander.

Des Menschen Grundbedürfnis

Die Geschichte des Auszeichnungswesens ist jedenfalls von einem Grundgedanken, einem Grundbedürfnis des Menschen gekennzeichnet: nämlich dem Streben nach Lob und Anerkennung. Der Neid spielt in diesem Grundgedanken keine Rolle. So mancher Missbrauch mit staatlichen Auszeichnungen wurde allerdings auch in der Geschichte getrieben.

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Links
Orden und Ehrenzeichen - Geschichtliches und Sammlermarkt
ÖGO - Österreichische Gesellschaft für Ordenskunde
Auszeichnungen - Bildergalerie