Bedeutende Vertreter ihres Stimmfaches
Erinnerungen an drei große Baritone
Die "Apropos Oper"-Ausgabe steht diesmal im Zeichen dreier großer Baritone: Rolando Panerai (80), Donald McIntyre (70) und Matteo Manuguerra (80). Alle drei Jubilare, die zu den bedeutendsten Vertretern ihres Stimmfaches zählten, waren auch in Wien zu erleben.
8. April 2017, 21:58
Diese "Apropos Oper"-Gedenkausgabe steht im Zeichen dreier großer Baritone, und zwar von Donald McIntyre, Matteo Manuguerra und Rolando Panerai. Letzterer, 1924 in der Nähe von Florenz geboren, zählt zu den bedeutendsten Vertretern seines Stimmfaches nach dem Zweiten Weltkrieg.
Panerai hat ein Repertoire von über 150 Rollen gesungen und ist mit den wichtigsten Musikerkollegen gleich mehrerer Generationen immer wieder aufgetreten. Am vergangenen Sonntag feierte er seinen 80. Geburtstag.
"Bester Bariton Europas"
Bereits in den 50er Jahren sang Panerai an der Mailänder Scala und war auch schon von Walter Legge für die Schallplatte entdeckt worden - als seiner Meinung nach "bester Bariton Europas". Auch wenn solche Absolutismen gerade in künstlerischen Dingen nicht unbedingt ganz ernst zu nehmen sind, für Rolando Panerai bedeutete dieses schmeichelhafte Urteil jedenfalls einen gewaltigen Vorwärtssprung in seiner Karriere.
Wichtige Einspielungen
So wirkte er daraufhin in vielen wichtigen Platten-Produktionen mit, darunter mehrfach als Partner von Maria Callas, wie z. B. in "Cavalleria rusticana", "Bajazzo", im "Troubadour" oder in den "Puritanern".
Ebenso ist er in der Aufnahme von Puccinis "La Boheme" aus dem Jahr 1956 mit dem "Scala"-Orchester unter Antonino Votto mit Maria Callas als Mimi, Anna Moffo als Musette, Giuseppe di Stefano Rodolfo als Marcello vertreten.
Wegbegleiter "Fallstaff"
"Falstaff", Verdis geniales Alterswerk, hat Rolando Panerai seine ganze, lange Karriere hindurch begleitet: Zunächst als Ford an der Seite legendärer Interpreten und danach schließlich auch als Titelheld selbst.
Unter Herbert von Karajan gelang ihm gar das Kunststück, innerhalb einer Zeitspanne von fast einem Vierteljahrhundert den Ford gleich in beiden "Falstaff"-Plattenproduktionen des Maestro zu singen: 1956 mit Tito Gobbi und 1980 mit Giuseppe Taddei in der Titelpartie. Den "Falstaff" hat er übrigens - alternierend mit Taddei - auch in Bregenz gesungen, aber leider nie in Wien.
Als Amfortas mit der Callas
Panerais Vielseitigkeit drückt sich aber auch in einer seiner frühen Aufnahmen aus - und zwar als Amfortas in Wagners "Parsifal", der 1950 unter Vittorio unter Gui bei der RAI in Rom aufgenommen wurde. Maria Callas sang damals die Kundry, Boris Christoff den Gurnemanz.
"Parsifal" auf Italienisch - das war in früheren Zeiten eine Selbstverständlichkeit und keineswegs ohne ganz besonderen Reiz. Und nicht zufällig hat ja auch Marcel Prawy immer wieder von der einstigen Wagner-Pflege in Italien geschwärmt.
Noch 2001 in TV-"Traviata"
1997 etwa feierte er sein 40-jähriges Bühnen-Jubiläum an der Wiener Staatsoper. Und noch 2001 - also mit 77 - war er bei der spektakulären TV-"Traviata" mit Jose Cura als Vater Germont mit dabei.
Helden-Bariton Donald McIntyre
Der neuseeländische Bass-Bariton Donald McIntyre bzw. Sir Donald McIntyre, wie er sich seit einigen Jahren nennen darf, wird in diesem Monat 70.
Begonnen hat er seine Karriere 1959 bei der "Welsh Opera" in Cardiff, zunächst mit reinen Bass-Partien. Allerdings entwickelte sich seine Stimme im Laufe der Zeit immer mehr in Richtung Helden-Bariton. Und in diesem Fach zählte er dann viele Jahre weltweit zu den Allerersten, vor allem in Bayreuth, wo er auch beim "Jahrhundertring" Patrice Chereaus als Wotan mitwirkte.
Holländer und Pizarro in Wien
Seine meistgesungenen Partien in Wien waren der "Holländer" und der Pizarro in Beethovens "Fidelio". Zwei Mal war er hier 1990 auch als Amfortas in Wagners "Parsifal" zu hören.
Matteo Manuguerra wäre 80
Der letzte Teil dieser Ausgabe ist dem im Juli 1998 in Montpellier verstorbenen Bariton Matteo Manuguerra gewidmet. Am 5. Oktober 1924 in Tunis als Sohn sizilianischer Eltern geboren, wäre Manuguerra diesen Monat also 80 Jahre alt geworden.
In Argentinien, wohin seine Familie ausgewandert ist, hat er später Gesang studiert und als Spätberufener dann auch debütiert - zunächst allerdings als Tenor im Mozart-Requiem.
Internationale Karriere
1962 hat Manuguerra dann vor allem im französischen Raum seine europäische und gleichzeitig seine Bariton-Karriere begonnen, Ende der 60er Jahre hatte er sein USA-Debüt - und ab diesem Zeitpunkt reihte sich bald Erfolg an Erfolg.
In wenigen Jahren wurde er zu einem der international gefragtesten Vertreter seines Faches, mit einem Schwerpunkt auf Verdi. So hat er auch an der Wiener Staatsoper als Germont in "La Traviata" debütiert.
Umfangreiche Plattenproduktion
Manuguerra hat auch in vielen Platten-Produktionen mitgewirkt und sich dabei auch als einer der bevorzugten Künstler des jungen Riccardo Muti erwiesen - wie z. B. in der "Nabucco"-Einspielung von 1977, wo er die Titelrolle verkörperte.
Beziehung zu Wien
Wien war für Manuguerra ein künstlerischer Fiypunkt: So entstand 1972 im Konzerthaus - mit dem Volksopern-Orchester unter Anton Guadagno - die Gesamtaufnahme von Puccinis erster Oper "Le Villi", in der er die Bariton-Hauptrolle sang.
Aber auch an der Staatsoper war Manuguerra viele Jahre sehr erfolgreich tätig und wirkte in mehreren Premieren mit: So u. a. in "Lucia di Lammermoor" neben Edita Gruberova sowie in "La Gioconda" mit Eva Marton und Placido Domingo.