Eine aktuelle Biografie von Ulrich Greiwe

Graham Greene und der Reichtum des Lebens

Graham Greene hat wahrscheinlich mehr erlebt als jeder andere Autor des 20. Jahrhunderts. Er war bereits zu Lebzeiten berühmt, und Zeit seines Lebens ein rastloser Reisender. Seine Zeit als Spion verarbeitete er in seinen spannenden Romanen.

Peter Zimmermann im Gespräch mit Ulrich Greiwe

Wegen ihrer Mischung von Abenteuer, Kriminalistik, Erotik und Religiosität wurden seine Bücher stets heftig diskutiert. Auf der einen Seite wurde Greenes Werk als Unterhaltungsliteratur abgetan, auf der anderen Seite wurde er lange als Kandidat für den Nobelpreis gehandelt.

Graham Greene war einer, den die Langeweile dazu antreibt, nie Ruhe zu geben. Er selbst behauptete in einem BBC-Interview 1969, manisch-depressiv zu sein. War Greene tatsächlich ein Getriebener oder war das die Koketterie eines berühmten Autors? Ulrich Greiwe, der soeben eine neue Graham-Greene-Biografie veröffentlicht hat, sieht Greenes Rastlosigkeit in der Fadesse seiner kleinen Heimatstadt begründet.

Zwischen Gut und Böse

Das Schreiben war Graham Greene in die Wiege gelegt worden: Sein Großonkel war Robert Louis Stevenson, der Autor der "Schatzinsel". Als Sohn des Schuldirektors war er bei Gleichaltrigen nicht sonderlich beliebt und entwickelte sich so zum Einzelgänger. Mit dem Schreiben begann er als Journalist: bei der Times in London und als Filmkritiker beim Spectator.

Greene unternahm ausgiebige Reisen - u.a. nach Westafrika und Asien. Das dort Erlebte verarbeitete er immer wieder in seinen Romanen. Bereits sein erster Roman, "The Man Within" (1929, dt. "Zwiespalt der Seele"), beschreibt den Konflikt zwischen Gut und Böse, der im Zentrum von Graham Greenes Werk steht.

"Der dritte Mann"

Im Februar 1948 kam Greene nach Wien. Er hatte vom Produzenten Alexander Korda den Auftrag erhalten, eine spannende Film-Story zu finden, die in der vierfach besetzten Stadt spielen sollte. Greene sah sich um und fand bald ein geeignetes Thema: Schwarzmarkt und illegaler Penicillinhandel. Innerhalb weniger Wochen entstand der "Third Man" - ein internationaler Kinohit und weltweiter Bucherfolg, aber auch ein detailliertes Stimmungsbild und historisch überaus interessantes Zeitdokument.

Mehr zu Graham Greene in ORF.at

Download-Tipp
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Buch-Tipps
Ulrich Greiwe, "Graham Greene und der Reichtum des Lebens", dtv, ISBN 3423244178

Jubiläums-Sonderausgabe: "Der dritte Mann", "Orient-Express" und "Unser Mann in Havanna", dtv, ISBN 3423590696

TV-Tipp
ORF 2 zeigt am Sonntag, dem 3. Oktober, um 23:05 Uhr die Dokumentation "Im Schatten des dritten Mannes", anschließend um 0:05 Uhr steht der Film auf dem Programm.