Waldheim-Affäre

1986

Auch im Jahr 1986 kommt es zu politisch motivierten Terror-Anschlägen. In Schweden wird Olof Palme auf der Straße erschossen. Im Atomkraftwerk Tschernobyl ereignet sich ein folgenschwerer Unfall. In Österreich wird Kurt Waldheim umstrittener neuer Bundespräsident.

Teil 63: 1986

Auch im Jahr 1986 kommt es wieder zu einer Reihe von politisch motivierten Terror-Anschlägen auf Industrielle, Spitzenmanger und Politiker.

Der größte Schock ist die Ermordung des schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme, der auf offener Strasse erschossen wird. Auf den Philippinen wird Corazon Aquino nach dem Sturz von Diktator Marcos Staatspräsidentin.

Bomben-Anschlag auf Tripolis

In den USA bezeichnet Präsident Ronald Reagan Libyens Staatschef Gaddafi als Drahtzieher des internationalen Terrorismus. Mit dem Ziel, Gaddafi zu stürzen, greifen 33 US-Bomber die libysche Hauptstadt Tripolis erfolglos an.

Wenig später wird Reagan, der erklärte Kämpfer gegen den weltweiten Terrorismus, in einen Skandal rund um illegale Waffen-Geschäfte mit dem Iran verwickelt.

Raumfähre “Challenger“ explodiert

1986 erlebt die amerikanische Raumfahrt einen schweren Rückschlag: Kurz nach dem Start in Cap Canaveral explodiert die Raumfähre “Challenger“ mit sechs Astronauten und einer Frau an Bord.

Die Unfallursache ist ein Konstruktionsfehler der Dichtungsringe.

Katastrophe im AKW Tschernobyl

Drei Monate später kommt es im ukrainischen Kernkraftwerk Tschernobyl zur Katastrophe. Der “Super-GAU“, der technisch nicht mehr beherrschbare “Größte Anzunehmende Unfall“, tritt ein. Erst nachdem in Schweden erhöhte Radioaktivität festgestellt wird, bringt Radio Moskau am 28. April lediglich eine Kurzmeldung, in der von einer “Havarie“ die Rede ist.

Zu diesem Zeitpunkt brennt Block 4 bereits seit über zwei Tagen. Die Bevölkerung wird nicht informiert. Die Sorgen des Auslands werden als “westliche Hysterie“ abgetan und die radioaktive Wolke breitet sich immer weiter aus. Am 1. Mai 1986 ist bereits halb Europa verstrahlt. Erst zwei Wochen später gibt der sowjetische Parteichef Michael Gorbatschow das ganze Ausmaß der Katastrophe zu.

Folgen für Österreich

In Österreich sind kurz nach dem Unfall noch etliche Wissenschafter der Ansicht, dass Tschernobyl keine Gefahr für unser Land darstelle. Ein halbes Jahr später weist ein Bericht des Umwelt-Bundesamtes nach, dass auf Grund der großräumigen Luftströmungen Österreich zu den am schwersten betroffenen Ländern zählt.

Gesundheitsminister Franz Kreuzer warnt vor dem Genuss von Frischgemüse, Milch und Freilandeiern. Besonders gefährdet seien Kleinkinder und Schwangere. Im Juli 1986 werden die Einschränkungen wieder zurückgenommen. Eine der Folgen von Tschernobyl ist das endgültige Aus für das AKW Zwentendorf.

Vranitzky wird Bundeskanzler

In der österreichischen Innenpolitik des Jahres 1986 kündigen sich große Veränderungen an. Franz Vranitzky tritt die Stelle des glücklosen Fred Sinowatz als Bundeskanzler und Regierungschef an.

Jörg Haider übernimmt den Parteivorsitz der FPÖ. Diese kann mit ihm einen kontinuierlich ansteigenden Wähler-Zuwachs verzeichnen.

Umstrittener neuer Bundespräsident

Im Wahlkampf um das Amt des Bundespräsidenten kommt es zum Skandal: Als die Kandidatur von Kurt Waldheim für das Amt des Bundespräsidenten bereits feststeht, wird Waldheim mit heftigen Vorwürfen wegen seiner angeblichen Nazivergangenheit auf dem Balkan konfrontiert. Israel Singer, der Generalsekretär des “Jüdischen Weltkongresses“, prangert Waldheim als ehemaligen Nazi an.

Kurt Waldheim wird 1986 mit 54 Prozent der Stimmen im zweiten Wahlgang neuer Bundespräsident. Bald darauf setzt Amerika das österreichische Staatsoberhaupt auf die so genannte “Watch-List“: Waldheim darf als Privatmann nicht mehr in die USA einreisen.

Frischer Wind fürs Burgtheater

Auch auf dem kulturellen Gebiet tut sich viel. Im Jahr 1986 übernimmt Claus Peymann die Leitung des Burgtheaters.

Das ORF-Kuratorium wählt 1986 überraschend Gerd Bacher ab und bestellt Thaddäus Podgorski zum neuen Generalintendanten. Sein Ziel ist “programmatisch“: Er will ein “besseres“ Programm machen.